Noch ist es nicht hell geworden®®, erscheint der Nachbarn-Hias, so lang, daß er sich im Tür rahmen bücken muß. Gleich nach ihm kommt sein Bruder, der Poldl, nicht viel kürzer, und, wie Hias, bärenstark. Eine Viertelstunde später treffen noch ein: der Hosndobl Kaidan®° mit dem Küazagl Nazi, der Lippin Peter und der Josl Hansl, lauter stämmige Burschen zwischen Zwanzig und Dreißig. Der Dammerl Veitl kommt auf dem RoßwagerP® mit der Spangoaß®® und dem Zubehör®' an. Hias und Poldl tragen die Maschine in die Stube und stellen sie so zwischen Tisch und Stubentürmauer unter den Tram der Holzdecke, daß ihr Hauptbalken mit ihm genau parallel läuft®". Der Bauer hat gestern schon zwei gut vierzöllige®®, ziemlich lange Rundstämmchen und ein fünfviertelzölliges®® Brett von der Länge der „Goaß" hergerichtet. Nun verpölzen Bauer, Nazi und Poldl den Hauptbalken der Ma schine an seinem vorderen und rückwärtigen Ende fest mit dem Tram, wobei das Brett zwischen diesem und den Rundstämmchen zu liegen kommt®®. Von den beiden Latten stücken, die unter der Hühnerbank liegen®®, nagelt Poldl eines neben den rechten und das andere neben den linken Vorderfuß der Spangoaß so an den Fußboden, daß sie keinerlei seitliche Bewegungsfreiheit mehr hat®". Kaidan holt vom Wagen das große, hölzerne Schwung rad mit der langen Kurbel und schraubt es an die Welle. Dann geht er wieder und bringt vier Dreheisen und das Spänestockerl®". „Sepp, den ersten Prügel!" ruft Veit dem Groß knecht zu®'. Sensl läuft noch geschwind um Streuschwinge und Melkstockerl, stellt die Schwinge unter die Spangoaß und setzt sich dicht davor auf das Stockerl, Veitl gegenüber. Franzi, die Kleinmagd, windet schon seit geraumer Zeit Band um Band aus dem Stroh des Winterroggens. Sepp kommt und legt den heißen, dampfenden Prügel, an dessen Schnitt flächen Wassertropfen hängen, neben Veitl®®. Der Dammerl sucht den Kern, der bei diesen schönen Birkenprügeln stets auch der Mittelpunkt der Schnittfläche ist, setzt auf der einen Seite den Bandnager®" an, bohrt an die anderthalb Zoll tief, schlägt in die andere Schnitt fläche, nachdem er diesmal zwei Löcher vorgebohrt hat, das GeamauP" ein, hebt den In manchen Häusern begann man um %7 oder 7 (S), in anderen dagegen schon um 6 oder gar Uhr (F). ®" Kajetan. ®' Kleinerer Leiterwagen für 1 Pferd. ®' Siehe die Abbildungen 1—6 (die Lichtbilder zeigen die Spangoaß im Freien aufgestellt). ®° 3 bis 10 Späneeisen und unter Umständen ein Spänestockerl. ®® Um sie verstreben zu können. ®® Ungefähr 10 cm. ®® 3,4 cm. ®® ßjur Schonung des Trams. ®* Wandbank zwischen Stubentür und Fensterwand - unter ihr befand sich früher die Hühnersteige. Ab und zu nahm man dazu auch Gerüstklammern. " Ein Spanstockerl mußte als Maß verwendet werden, wenn Späne verkauft wurden. So verkaufte bei spielsweise zwischen 1908 und 1910 eine Familie in Gaisbrenning, Pf. Sarleinsbach, Späne an die Hammerschmiede Leitner im Graben, Pf. Sarleinsbach, das Bündel um 4 bis 5 Kreuzer (S). ®' Zumeist stand der Großknecht an der Kurbel, der Bauer brachte die Prügel (KS). '® Prügel, die aus dem Backofen kamen, waren so heiß, daß man sie kaum anrühren konnte, Wasser tropfte von ihnen (0). Aber auch die aus Streu stammenden Prügel waren durch und durch feucht und so heiß, daß sie dampften (SKF). Dies mußte sein, sonst wäre ein Abdrehen langer Späne unmög lich gewesen (FK). " Schneckenbohrer mit bestimmtem Durchmesser.
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