Weg zum Wirten^'. Kehren sie beim letzten Tageslicht heim, atmen sie schon von weitem den Geruch ein, den die dünstende Streu und die heißen Prügel verbreiten. Sepp erwacht in seinem Bretterverschlag. Er liegt ganz still, betrachtet, wie Franzi sich auszudrücken pflegt, die Güatat^' und blickt in die samtne Dunkelheit, die all das um ihn verhüllt, was er schon seit Jahren so gut kennt: die Strohhalme, die genau über dem Bett vom Bretterbodeni' herabhängen, das zwiespannigei® Bett mit der großen, überschweren Tuchent, unter der er und Maxi schlafen, die vier Bretterwände ringsum. Nur die beiden Guckerl, die bei Tag als Lichtspender dienen, kann er ausnehmen: das eine als graues Kreuz mit halbrunden Balkenenden, das andere als matten Stern. Der Wind pfeift durch Kreuz und Stern herein, und ab und zu setzt sich etwas Kleines, Nasses auf die Stirn, die Wange, die Nase. Als Sepp um 5 Uhr früh im Rahmen der hinteren Haustür steht und in den Hof hinaus schaut, sieht er ihn weiß überzogen, und der Stantn^' des hölzernen Granders trägt eine weiße Mütze. Sepp schreitet entschlossen zum Grander, räkelt sich, krempelt die Hemd ärmel auf, schlägt das kragenlose Leinenhemd über seiner haarigen Brust zurück, greift in das eiskalte Wasser und wäscht sich. Hm!, überlegt er, derweil er sich in der Stube mit dem grobleinenen Handtuch Gesicht, Brust und Hände trocknet, gestern war der erste Adventsonntag, es kommt halt der Winter! Nach dem „Engel des Herrn" setzen sich Bauer und Gesinde zu Tisch. Die Bäuerin kommt mit einer großen Schüssel dampfender Mehlsuppe, stellt sie auf den Tisch, gibt noch ein paar Eßlöffel Rahm in die Suppe und überstreut sie mit Zimt. Dann geht die Hausfrau nochmals zum Ofen, nimmt von der Platte das große, gußeiserne, innen emaillierte Häfen, gießt das Wasser ab und schüttet die ungeschälten Erdäpfel rund um die Mehlsuppenschüssel auf das Tischtuch^". Sepp ergreift den Laib Schwarzbrot®^, schneidet zuerst eine gehörige Schmitzn®®, dann noch einen Widiwar®® herab und brockt ein. Wer Lust nach einem Erd apfel hat, nimmt ihn in die Linke, schält ihn - und beißt vor jedem Löffel Mehlsuppe ab. Nach dem Kreuzzeichen des Dankgebetes®® gibt der Bauer die - diesmal allerdings über flüssige - Arbeitsanweisung: „Heut' wirds zan Spandrah!®^" Bäume fällen. Genießt die Ruhe. Auf ihm war das Stroh gelagert. 1® Für zwei Schläfer bemessen. Senkrecht stehendes, hölzernes ^uleitungsrohr. 1924, Rampetsreit, Pf. Peilstein (M). In den meisten Bauernhäusern gab es weißes und schwarzes Brot. Dieses wurde in die Milch (Mehl suppe) gebrockt, jenes zur Jause gegessen (M). Stückl Stückl Schmitzn Schmitzn Widiwar ®' Vor jedem Frühstück, Mittag- oder Abendessen wurde der „Engel des Herrn" gebetet, nachher ein Dankgebet verrichtet. ®* Diese Arbeit wurde alle 2 bis 3 Jahre durchgeführt (K), in der Regel zwischen Mikolo und Weih nachten (OKSF). Mancherorts wurde sie in etwa einer Roas gleichgehalten und war beliebt, zu mal ihr bis spätestens Fasching der Spänetanz folgte (S). In anderen Häusern aber war sie als eine Arbeit, die allzu große Anstrengung erheischte, viel Schmutz verursachte und keine Freude im Ge folge hatte, gefürchtet (OF).
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