OÖ. Heimatblätter 1966, 20. Jahrgang, Heft 1/2

Hofe hält und die Birkenprügel vom Wagen wirft: zwanzig Stück®, jeder nach der Weisung des Bauern an die 30 Zoll lang. Ihr Durchmesser mag zwischen acht und siebzehn Zoll' schwanken. Sepp ist schon beim hölzernen Grander und läßt das Wasser über seine Hände laufen. Ihm schließen sich der Bauer und Jörgl, der Füttererbub, an. Dann stehen sie alle um den Tisch, auf dem bereits in je einer Schüssel Sauerkraut und Erdäpfel dampfen. Der Bauer macht das Kreuz und hebt an: „Im Nam' Gott', des Vaters . . . Der Engel des Herrn ..." Die Sitzordnung ist genau geregelt; an den beiden Fensterseiten: der Bauer, der Füttererbub, Kleinknecht und Großknecht; auf der Fürbank® die blonde Kleinmagd Franzi und Sensl, die Großmagd; vor der Tischlade hat die Bäuerin Platz genommen. Schweigend spießt sich jeder, schön der Rangordnung nach, einen Erdapfel auf, und schweigend essen sie ihr Kraut®, bis es sich der gut vierzehnjährige, dunkle und immer etwas angradige" Füttererbub nicht mehr versagen kann, die bissige Großmagd zu fragen: „Han d' Zehan nu kalt va nacht"?" (Ihr Verehrer ließ sie nämlich gestern vergeblich warten.) Ein trockenes „Halts Maul!" von Seiten des Bauern ist die Folge auf den schweren Verstoß gegen die Tischsitte. Als auch die letzten Tropfen der Krautsuppe noch ausgelöffelt sind, erhebt sich die Bäuerin, trägt die beiden Schüsseln zum Anrichtkastl, angelt aus dem offenen Bratrohr die große Rein und stellt sie auf den Tisch. Der Bauer greift zuerst zu und sticht sich von den Speckknödeln fünf Stück heraus. Die strenge Rangordnung peinlich einhaltend, folgen die anderen: Bäuerin, Großknecht, Großmagd und Kleinknecht, Kleinmagd und ganz zuletzt Jörgl, der Füttererbub. Nach dem Kreuzzeichen am Schlüsse des Dankgebetes, das beim Tisch sitzend verrichtet wird, gibt der Bauer noch eine Anweisung: „Wir führn nu Nadelstra fü d' Spanprügl hoam. Hiatzt is 's nu a weng feicht, grad recht! Und du, Maxi, gibst d' Prügl eini, so daß s' ganz vadeckt band, und tretst d' Stra a weng z'sam'® 1" Tag um Tag vergeht. Die Streu hat der Bartlbauer längst daheim. Die Männer nehmen nun, sobald es hell wird. Zugsag, Kleob-'® und Nasthacke, einer bindet zwei Scheod'® mit einem Strick zusammen und wirft sie über die Schulter. So machen sie sich auf den • 20 (ST) bis 24 (K), im Durchschnitt an die 20 Stück (ST). 21 cm bis 45 cm. ' Vierbeinige, bewegliche Sitzbank, meist mit Lehne, an der der Stubentür zugekehrten Seite des Bauern tisches. ® Gekochtes Sauerkraut. Angriffslustig, leicht boshaft. "■ Von gestern. Es wurde zuerst etwas feuchte Lfadelstreu eingebracht (S), dann bettete man die Prügel reihenweise so in sie ein, daß sie etwas Abstand hatten, und deckte sie mit Streu gleicher Art zu (SK). Manchmal trat man die Streu auch ganz fest (K). Je nach der Intensität, mit der sie dünstete, blieben die Prü gel 2 bis 4 Wochen drinnen. Mit der Streu erhitzten sich auch die Prügel stark. Der Bauer sah deshalb ab und zu nach, ob doch keine Brandgefahr bestehe (S). Den Reifezustand der Prügel er kannten die einen daran, daß sich die Schnittflächeti leicht bräunten, die anderen sahen zu diesem Zwecke nach, wie warm das Holz bereits war (S). Manche entrindeten die Prügel, bevor sie sie in die Streu steckten (K), andere wieder nicht (TO). Stand keine geeignete Streu zur Verfügung, heizte man den Backofen kräftig (S), breitete die Glut auseinander und rollte die ungeschälten (OKS) Prügel hinein (S). Es war dies zumeist eine Notlösung, die man nicht sonderlich liebte, weil häufig der Ofen beschädigt wurde (K). Hacke zum Spalten der Prügel. Eisenkeil mit Holzschaft und Eisenring um den Kopf des Schaftes.

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