OÖ. Heimatblätter 1966, 20. Jahrgang, Heft 1/2

Österreich-Ungarns erste Fischzuchtanstalt in Neukirchen an der Vöckla Aus den Gedenkbüchern Hanns Köttls (1829-190 5) Von Heinz Benda (Linz) Hanns Köttl, der vor mehr als einem Jahrhundert, im Jahre 1863, die heute im Besitz seiner Familie befindliche Forellenzuchtanstalt in Neukirchen an der Vöckla, die erste Anlage dieser Art in der österreichisch-ungarischen Monarchie, ins Leben rief und durch 42 Jahre führte, gehört zu den großen Pionieren auf dem Gebiet der Fischzucht, der in hohem Maße dazu beitrug, das Interesse für die Fischereiwirtschaft in Mitteleuropa zu wecken. In seinen Gedenkbüchern hielt Köttl den Werdegang seines Unternehmens in ausführlichen Ein tragungen fest, die ein anschauliches Bild der Entwicklung dieser weit über Österreich hinaus erfolgreich wirkenden Anstalt bieten. Hanns Köttl wurde am 11.3. 1829 geboren und begann am I.Jänner 1845 als Müllerjunge das Müllerhandwerk zu erlernen; vom 10. 8. 1851 bis Pfingsten 1853 arbeitete er als Müller in der Bruckmühle in Puchheim. 1857 verehelichte er sich mit Anna Fellner und kaufte im Jahre 1858 die Kienmühle, seine erste Ausbildungsstätte. Angeregt durch einen Aufsatz in der damals sehr verbreiteten Zeitschrift „Die Gartenlaube", begann er im Jahre 1863 Versuche, Forellen künstlich zu erbrüten, stellte 6 Coste'sche Brutapparate auf und legte sich einen Teich an. Das Tagebuch berichtet über die Anfange des Unternehmens; „1863 in der Kienmühle Nr. 6 zu Wegleiten beym Stadl den ersten Teuch gegraben, in einer Hütte 6 Coste'sche Apparathe aufgestellt." 1868 Die Vöckla gekauft um 1000 Gulden. 1869 Die Hütte um die Hälfte vergrößert, 24 Apparathe. 1870 Den 2. Teuch gegraben. 1871 Den Leherbauernteich gekauft mit Bach und gegraben, 30 fi, billig. 1873 Zu Pfingsten die Mühle verkauft um 12.900 fl. Die Teuche und Fischwässer vor behalten. Am 24. Augxist 1873 das Haus Nr. 1 in Redl und Grund gekauft, zusammen um fl. 2800.-. In einer anderen, später verfaßten Niederschrift heißt es: „Bei meiner Mühle hatte sich leider nichts mehr weiter außer den 3 Teichen machen lassen und ich sann fort und fort, wie ich die Sache vergrößern könnte. Da sich bei der Mühle nicht mehr viel tun ließ, dachte ich an den Verkauf derselben, trug mir ja die Fischerei bedeutend mehr als die ganze Müllerei. Ich fand auch einen guten Käufer und trug mir nur die Fischerei, das Wasserrecht und einen Bauplatz zur Erbauung eines Hauses aus. Ich hatte schon den Bauplan meines neuen Heimes fertig in Händen, als mir zufallig 500 m weiter abwärts ein Grund mit ca. 3 Joch und ein altes Gebäude angetragen wurde. Dies erkannte ich sofort als besonders geeignet zur Anlage einer größeren Fisch zucht. Kein Haus in der ganzen Pfarre Neukirchen kann zu diesen Zwecken gelegener sein, darum säumte ich keine Stunde mit dem Kaufe. Ich regulierte sofort den Altbach, der mitten durch die Gründe ging und diese versumpfte."

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