schwer Verwundete, die der Feind nicht mitnehmen konnte, befreit. Ich übernahm nun diese Escadron, so lange Sternberg krank ist, bekomme aber dann eine andere und bin sehr froh, endlich eine selbständigere Stellung zu erlangen. Mit dieser Post übersende ich Dir 300 Pesos, die Du durch Oberst Leiser erhalten wirst, sei so gut und kaufe mir ein Creditlos. Diesen Brief habe ich am 6. August angefangen, um Dir so bald als möglich meine Ankunft in Puebla zu melden. Ich wollte ihn nicht beenden, als die ganze Cavallerie von Puebla am 15. August den Befehl erhielt, am 16. abzumarschieren, um Teuhacan, welche Stadt momentan von nur 50 Mann besetzt, von einer Dessidentenbande eingenommen worden war, zu ent setzen. Am 16. marschierten wir ab, erhielten bald den Befehl Halt!, da die Dissidenten die Stadt bereits verließen. Viel Glück zu Deinem Geburtstag, zwar etwas spät, aber von Herzen. Der Kaiser kommt übermorgen an, um nach Jucatan zu gehen. Ich muß morgen mit den Generalen Ihm den halben Weg nach Mexiko entgegen reiten. Cascaca, 14. 1. 1866. Ich wurde in der letzten Zeit ziemlich viel herumgeworfen, und auf dem Marsche war an Schreiben nicht zudenken. Der Überbringer meines Briefes wird Dir wohl auch Auskunft über mich gegeben haben und Dir sagen, daß es mir recht gut geht, und ich ganz zufrieden bin. In diesem Augenblick befinde ich mich wiederum u. zw. zum 5. Male in Caxaca. Ich habe nun eine Escadron übernommen und bin dadurch Gott sei Dank selbstständiger ge worden. Konstantin fragt mich, wie es kommt, daß ein Rittmeister von den Husaren Dlocal bei den Uhlanen eine Escadron kommandiert. Wie Konstantin zu dieser Nachricht gekommen ist, weiß ich nicht. Jedenfalls ist sie grundfalsch. In einigen Tagen steht wieder eine Expedition bevor u. zw. nach Tehuantepee an dem Stillen Ozean, 80 Leguas von Caxaca, ich hoffe, es wird zustande kommen, denn es ist eine Gelegenheit, um viel Neues zu sehen. Wie Du in den Zeitungen vielleicht gelesen haben wirst, haben wir in der Siera del Norte große Erfolge gehabt, mit Papantla fielen 700 Gewehre, die ganze Munition der Artillerie und 400 Gefangene in unsere Hände, die Aufrührer haben sich unterworfen. Ich war zufallig 8 Leguas von Caxaca entfernt auf Expedition, wir saßen am Abend um Uhr beisammen an einem Tisch, als plötzlich ein dumpfes Brausen hörbar wurde. Wir fühlten, daß wir hin und her geschaukelt wurden, nun wurde uns klar und deutlich, woran wir waren. In einem Nu waren wir aus dem Zimmer auf der Gasse, wo schon alle Leute auf den Knien lagen und beteten. Den Tag nach dem Erdbeben war ich in Mitla, wo sich die größten und ältesten Ruinen des Landes befinden. Es sind 6 große sehr gut erhaltene, polierte, aus Sandstein gebaut, und die ganzen Wände sowohl außen als innen mit Steinarbeit verziert. Diesen Fasching habe ich auch 2 Hausbälle mitgemacht, bei dem 1. waren so viele Leute eingeladen, daß knapp Sessel für die Damen da waren, der Saal so dicht gedrängt, daß man wie die Pöckelheringe stehen mußte. Ein Nebenzimmer und nichts zu essen. Ich räumte das Feld und legte mich schlafen. Der 2. Ball war beim Vertreter des Kaisers, dem Prefekten; mehr Raum und zu essen war der wesentliche Unterschied. Die Damen saßen an den Wänden herum, ohne sich zu unterhalten, tanzen lange nicht so gut wie unsere Wienerinnen und sind sehr langweilig, feine Gesellschaft findet man hier nicht, die Herren führen die Damen zum Essen, legen ihnen vor und trinken ihnen so viel als möglich zu. Im Theater ist alle Woche
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