In diesem Moment werden unsere Truppen bei Perotte Hacapuanlan, in der Gegend, wo Kodolitsch sich die Sporen verdiente, zusammengezogen. Ich glaube, die Franzosen sollen von N. nach S. und wir von S. nach N. vordringen, um den Feind aus dem Gebirge heraus zudrücken und zum Standhalten zu zwingen; wie die Sache ablaufen wird, weiß ich nicht, mitten in der Regenzeit. Um an einen Ort zu gehen, den man durch eine Schlucht getrennt 100 Schritte vor sich sieht, braucht man oft 3-5 Stunden in der trockenen Jahreszeit; daß in einem solchen Terrain Cavallerie nicht verwendet werden kann, ist begreiflich, und unsere Eskadron in Cascaca scheint ganz zur Untätigkeit verurteilt zu sein. Wie schon gesagt, komme ich wahrscheinlich nach Puebla, das wird sich in 3-4 Tagen entscheiden, und da morgen die Post abgeht, so muß ich meinen Brief schließen, ohne die Bestimmtheit darüber sagen zu können. Es wird ein zweites Korps errichtet, ein Musketierkorps aus Mexikanern, daraus wird wahr scheinlich bedeutendes Avencement erwachsen. Es ist ein Befehl an uns ergangen, die mexi kanischen Offiziere dieses Korps als gleichstehende zu betrachten, wir werden aber auch aufgefordert, eine jede Handlung, die wir bemerken, welche sich mit dem Offizierscharakter nicht vereinigen läßt, anzuzeigen, damit derartige Elemente augenblicklich entfernt werden. Gestern, zum Geburtstag des Kaisers, waren allerhand Festlichkeiten, unter anderem ging ein Ballon auf. Ich schicke Bilder davon. Gika hat das Delirium gehabt, kauft seiner Frau Ohrringe für 700 Pesos, hat den Namen als Truppenkommandant in Puebla, daß er den Kaiser angepumpt hat. Lebt wohl, liebe Geschwister. 4. 10. 1865. Wie ich geschrieben habe, sollte ich von Cascaca nach Pueblo abgehen, am 25. Juli bin ich nun abgereist mit meinem Burschen und einem Italiener, welcher im Auftrage des Kaisers das Land in Auswanderungsangelegenheiten bereist. Als Wegweiser mietete ich mir einen Kurier von der Post. Unterwegs übernachtete ich in einer Hazienda und hörte den anderen Tag, daß ich mich mit 6 Ladrones unter Dach befunden hatte. Mein Wegweiser war so schlau, seine Waffen zu nehmen und sich mit den 6 Kerlen schlafen zu legen und sie so zu überwachen. Am 31. traf ich in Puebla ein. Meine Sachen sind noch nicht da, wer weiß wann die kommen werden. Ich bin recht zufrieden, in Cascaca gewesen zu sein, aber noch zufriedener bin ich, daß ich in Puebla bin. Leider hörte ich bei meinem Eintreffen eine sehr traurige Nachricht, die den Konstantin interessieren wird. Einige Tage vorher hatte der Rittmeister Kurzrock von unserem Regiment mit seiner Escadron den Feind im Gebirge zu Fuß angegriffen. Sie wurden von den Felsen und in Hohlwegen sehr stark beschossen, drangen in den Ort ein, mußten sich aber in die Kirche zurückziehen, dort wurden sie durch die Fenster und das Dach sehr stark beschossen. Sie machten einen Ausfall, der teilweise gelang, endlich aber mußten sie sich, vom Feinde ganz umringt, ergeben. Kurzrock hatte 2 Verwundungen. Ein feindlicher Offizier trat vor und fragte nach dem Kommandanten. Als Kurzrock sich als solcher zu erkennen gab, setzte er ihm die Pistole an den Kopf und erschoß ihn. Ein anderer Bekannter von Konstantin, der Rittmeister Sternberg, war auch dort und ist ebenfalls verwundet, aber nicht lebensgefahrlich. Der 3. Offizier, Lt. Seger, der dabei war, war mit 8 Mann zu Pferd und schlug sich mit Verlust von 5 Mann durch und ist auch nicht schwer verwundet. 60 Mann sind gefangen, 11 Mann tot und 11 Mann verwundet, den anderen Tag wurde der Ort von den Unseren eingenommen und Sternberg und andere
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