OÖ. Heimatblätter 1966, 20. Jahrgang, Heft 1/2

weit nach Tlaxcala. Der Kaiser ritt ziemlich schnell und machte kurz vor Tlaxcala bei einem Kloster Halt. Die Musikkapelle von St. Pablo folgte uns im Trab nach, allein alle Künstler kamen doch nicht zur Zeit an, und erst, als der Kaiser in der Kirche ein kurzes Gebet ver richtet hatte, zeigten die Musikanten, daß ihre Lungen fabelhaft gut construiert sind. Wir wurden nun mit Musik bis nach Tlaxcala begleitet und mußten nun einige Ehrenpforten passieren. Mexikanische Infanterie bildete Spalier, die einen mit Sandalen, die anderen mit oder ohne Schuhe. Unsere anderen OflFiziere hatten sich vor dem Hause des Kaisers auf gestellt, sowie % Kompagnie, die aus Puebla als Ehrenwache gekommen war. Es war 4 Uhr, der Kaiser kleidete sich europäisch und besuchte noch einige Kirchen und die Schule, sodann ließ er uns Offiziere sich vorstellen, wobei er sich außerordentlich liebenswürdig und redselig zeigte. Ich gab den Brief des Herrn von Bolzen ab, und der Kaiser erkundigte sich sogleich nach seiner Gesundheit. Es wurden nun noch mehrere von unseren Offizieren zur Tafel geladen, zusammen waren 26 Personen, und es ging sehr ungeniert dabei zu. Nach der Tafel sprach der Kaiser noch einige Worte mit jedem und zog sich sodann zurück. Die Gassen waren beleuchtet, und 2 Musikbanden spielten, bis der Kaiser sie entließ. Den anderen Morgen besichtigte der Kaiser einige Altertümer, die Präfektur und das Gefängnis. In letzterem hielt er sich sehr lange auf, ließ einige Akten revidieren und entließ drei Sträflinge. Um 4 Uhr war Tafel, zu welcher die anderen Offiziere von uns und Beamte der Stadt eingeladen wurden. Am Abend brachten einige von unseren Jägern dem Kaiser ein Ständchen. Ich beobachtete den Kaiser, wie er nach jedem Lied nachdenkend im Zimmer auf und ab ging und beim Beginn eines neuen Liedes schnell wieder an das Fenster trat. Nach Beendigung ließ er die Sänger zu sich bitten, sagte, es wäre sehr schön gewesen, aber bei den steirischen Liedern sei ihm beinahe das Weinen gekommen. Der Kaiser beschenkte einen jeden der Sänger mit 10 Pesos und ließ von der anderen Mannschaft einem jeden 2 Pesos geben. Am 26. morgens um Y^G ritt der Kaiser ab, um über Huamantla nach Nopalucam, von da nach St. Andre nach Orizaba zu gehen, wahrscheinlich wird er von da über Puebla nach Mexiko zurückkehren. Am 26. ritten wir nach Puebla zurück Cascaca, 29. 6./8. 7. 1865 Am 9ten May gingen wir nach Amazok auf der Straße nach Vera Cruz. Am 10. bogen wii nach Süden ab nach Tepeacan, am 11. nach Tekemachalko. Wir waren kaum 10 Leguas von Puebla entfernt und doch nahm die Gegend ein ganz anderes Aussehen. Am 12. nach Tlacorepec kamen wir schon durch Cactuswäldchen, ein Zeichen, daß wir von der Hochebene herab stiegen. Am 13. nach Tepanco führte der ganze Weg durch Cactuswaldungen mit Aloe vermischt. Als wir uns ein wenig schlafen gelegt hatten, hieß es plötzlich, es wird auf gebrochen und nach Teuhacan weitermarschiert, da ein mexikanischer Oberst Namens Carilio von den Guerillas bedroht wird und um unseren Beistand verlangt hat. Wir brachen, ohne fertig gekocht zu haben, auf und kamen gegen 5 Uhr in Teuhacan an, eigentlich war Teuhacan für uns als Raststation bestimmt, wo wir einige Tage bleiben sollten. Teuhacan ist ein recht nettes Städtchen, und man hatte doch sich 2 Tage lang satt essen können. Der Oberst Carilio, welcher in Teotitlan haust, machte uns, wie gesagt, einen Strich durch die Rechnung, wir mußten am 13. um 2 Uhr aufbrechen, um Carilio Hilfe zu leisten, und wir freuten uns sehr, schon während des Marsches in ein Gefecht verwickelt zu werden. Wir hatten 16 Leguas zu machen u. zw. im Gebirge und erreichten daher erst um 4 Uhr nach-

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