Ein öffentliches Leben gibt es zwar nicht, kein einziger öffentlicher Belustigungsort. Seit gestern spielt ein Theater, welches miserabel sein soll. Zuweilen Stiergefechte, ich muß aber sagen, es ist eine Infamie, die armen Thiere so zu quälen . . . Die schöne und bessere Welt sieht man nur auf den Balkons. Zu Ostern waren die Balkons überfüllt, und ich muß gestehen, man hat sehr schöne malerische Gesichter gesehen. Wie es in den Häusern aussieht, ob dort Staat gemacht wird, das weiß ich nicht, denn wir kommen nirgends hinein. Auf den Straßen ist alles sehr einfach, und wer von dem großen Putz der Damen schreibt, lügt. Puebla, 27. 4. 1865 Am Morgen ist Dienst. Um 11 Uhr kocht uns ein Bursch ein Gabelfrühstück, bestehend aus Suppe, Beefsteak und Eierkuchen, einer Flasche Bier oder Ungarwein. Um 12 Uhr wird etwas Siesta gehalten, dann reite ich, um Uhr wird gegessen, dann in das Caffeehaus gegangen. Zu weit darf man sich von der Stadt nicht entfernen, sonst wird man von dem Gesindel angeschossen, wie es kürzlich zweien unserer Offiziere ergangen ist. Sie konnten durch einen ca. 70 Fuß tiefen Wasserriß (Baranka genannt) entkommen. Ich wollte diesen Brief schon schließen, als ich den Befehl erhielt, mit unserem Major und einigen anderen Offizieren nach Tlaxcala zu reiten, um den Kaiser zu empfangen, welcher am 24. dort ankommen sollte. Am 24. ritt der Major und ich noch dem Kaiser 3 Leguas weit entgegen, wir begegneten ihm, gerade als er in einem kleinen Orte aus der Kirche kam und unter Hochgeschrei in seinen von 10 Mulis gezogenen Wagen stieg. Seine Bedeckung bestand aus 60 von unseren Husaren und 40 Mann der einheimischen Cavallerie. Seine Begleitung waren der Minister des Inneren, ein mexikanischer General, Oberst und Major und der Oberstleutnant Schaffner der Garde. Als sich unser Major gemeldet hatte, setzte sich der Zug in Bewegung. Der Kaiser ließ uns durch den Oberstleutnant Schaffner sogleich zur Tafel laden. Nachdem wir eine Stunde gefahren waren, ließ der Kaiser halten, um den Rest des Weges zu Pferd zurückzulegen. Der Kaiser sieht auffallend frisch und gesund aus. Er war sehr heiter und außerordenthch liebenswürdig. Er trug mexikanische Kleidung, einen dunklen Rock bis an die Hüften, Beinkleider von derselben Farbe, nach Landessitte von oben bis unten mit kleinen silbernen Knöpfen besetzt, an den Füßen mexikanische Sporen und auf dem Kopf einen sehr einfachen Sombrero, überhaupt ist sein ganzer Anzug so einfach, wie er nur nach der Landessitte sein kann. Sein Pferd ist mexikanisch gesattelt und gezäumt mit dem unvermeidlichen Lasso an der Seite. Die Umgebung war ebenfalls ganz nach Bequemlichkeit in Staubkitteln, hohen Stiefeln und mit Strohhut gekleidet. Am Wege standen über verschiedenen Indianer hütten Ehrenpforten, und die Bewohner überreichten Blumen. Der Kaiser sprach mit den Leuten einige Worte und setzte sodann, von den Einwohnern im Hundetrab begleitet, seinen Weg fort. Von den kleineren Orten kamen Deputationen entgegen, teils mit, teils ohne Fußbekleidung, als wir durch einen kleinen Fluß reiten mußten, sprangen die Be schuhten ohne weiters den Unbeschuhten auf den Rücken, um sich durchtragen zu lassen. An einem kleinen Ort wurden wir mit Raketen, Ballons, Musik und Spektakel empfangen, auf dem Dach eines Hauses stand ein jüdisch-europäisch aussehender Mann mit seiner Familie und ließ den Kaiser unaufhörlich hoch leben; als seine Tochter seiner Aufforderung zum Hochlebenlassen nicht genug nachkam, bekam sie, als der Kaiser abermals vorbei ritt, einige Kopfstücke. Dieser Empfang wurde uns in St. Pablo zuteil. Von da ist es nicht mehr
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