OÖ. Heimatblätter 1966, 20. Jahrgang, Heft 1/2

denn zurückbleiben wäre der sichere Tod oder Gefangenschaft gewesen, weil die Saragossen, wenn auch in respektvoller Entfernung, uns begleiteten und alle Nachzügler abfingen. Die Kaserne in Jalapa war noch schlechter als jene in Vera Cruz. Gerne hätte ich schon zu jener Zeit nach Hause geschrieben. Aber Gutes konnte ich nicht und Schlechtes wollte ich nicht schreiben. Nur auf Ihren ausdrücklichen Wunsch, liebe Mutter, habe ich mich jetzt zum Schreiben dieser Zeilen entschlossen. Wir blieben bis 8. Februar 1865. An diesem Tage kam die Nachricht von der Einnahme Tesuitlas durch Major Kodolich mit dem Befehl, Unterstützung hinzuschicken. In strömendem Regen marschierten wir ab. Die Nacht war die kälteste, die ich hier zu Lande erlebte. Dies waren die ersten Spuren meiner Krankheit, diese Verkühlung die Ursache meines 6 monat lichen Krankenlagers. Am Morgen war ich so schwach, daß ich kaum weitermarschieren konnte. Nichts als weißer Schleim, mit Blutfaden durchzogen. Trotz meines fürchterlichen Zustandes stürzte ich in Tesuitlan 2 Gläser eiskaltes Wasser hinunter, auch wenn es mein Tod sein würde, so sehr konnte der Durst zur Verzweiflung bringen. Am 16. Februar marschierte ich mit 12 Jägern um 9 Uhr abends auf Räuberkommando nach Halancingo ab. Schießerei in der Nacht. In Perote kamen wir am 22. Februar an. Dort blieb ich 14 Tage in einem Roß-Stall krank liegen. Ich steckte voller Ungeziefer. Der Arzt behandelte mich ganz verkehrt. Auf einem Esel wurde ich ins Spital nach Jalappa transportiert. Wenigstens ein weiches Lager. Am 15. April kam meine Beförderung zmn Leutnant. Anfangs Mai trat eine Besserung ein. Sie machte mich mit Mexiko halbwegs ausgesöhnt. Aber mein Hauptleiden sollte erst kommen. Puebla, 27. September 1865. Theuerste Mutter! Seit 15. Juni 1865 bin ich hier in Puebla im Garnisonsspital. Karl soll, wie ich aus Ihrem Brief ersehe, Militärarzt werden, lassen Sie dies ja nicht zu, es wäre ein Unglück für ihn. Einstweilen lasse ich Famihe Moser samt Familie, Herrn und Frau und Gortana, wie über haupt alle Bekannten grüßen und die ganze Welser Stadt. Die fehlenden Seiten von 21 bis incl. 28 zu meinen Erlebnissen wird Ihnen Dunkl Heinrich übergeben. Ich habe auch ihm geschrieben. Es grüßt und küßt, teuerste Mutter, 100000000000 Mal Ihr Sie innigst liebender Sohn Gustav. Washington, D. C. November 6.ten 1884 Innigst geliebte Mutter! Schon lange habe ich keine Nachricht aus Wels bekommen. Über das Befinden meiner Familie kann ich nicht klagen. Leider verliere ich jeden Tag beinahe 2 Stunden um ins Bureau und vom Bureau nach Hause zu gelangen. Die große Präsidentenwahl hat gestern stattgefunden. Das Resultat soll für die Demokraten günstig sein. Hermann Moro schrieb mir die freudige Nachricht von der Ankunft eines Knäbleins in der Familie.

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