Moment, der eine kleine Chance auf Gelingen bot. Aber Mciximilian zögerte noch. Er wußte nicht, daß seine österreichischen Husaren schon kapituliert hatten . . . Da ließ Maximilian die weiße Fahne aufziehen und übergab seinen Degen dem General Escobedo. In Queretaro war eine ganze Reihe von Europäern den Republikanern in die Hände gefallen. Juarez hatte Escobedo befohlen, auch die höchsten Offiziere des Kaisers vor ein Kriegs gericht zu stellen. Dann aber verzichtete er auf weitere Kriegsverbrecherprozesse. Die in Queretaro gefangenen österreichischen Offiziere sollten mehrjährige Kerkerstrafen erhalten, je nach Dienstgrad abgestuft"®." Über seine Gefangenschaft schreibt Graf Pachta in einem Brief"® an seine Gattin: Liebe Lory! Morelia, den 22. Oktober 1867 Da ich auf alle meine Briefe, die ich seit Monaten, und beinahe kann ich sagen, Jahre an Adolfine, Franzi, Carl Polling etc. schrieb, keine Antwort erhielt, beinahe 2 Jahre schon ohne Nachricht von Euch allen und den lieben Kindern bin, so wende ich mich diesmal an Dich selbst, wie es allen und besonders den guten Kindern geht, da ich, wie Du Dir denken kannst, sehr besorgt bin; was kann in einem Zeitraum von 2 Jahren nicht alles geschehen. Wir sind hier noch immer im strengsten Sinne des Wortes gefangen, obzwar, wie Ihr aus meinem letzten Brief, wenn er in Eure Hände gelangt ist, ersehen haben werdet, seit 12. Sep tember nicht mehr im allgemeinen Staatsgefangnis mit Räubern und Mördern zusammen, aber auch in einem nicht viel besserem Saale, wenigstens allein, da wir uns, nun beinahe frei, alle in unserem Zimmer, wo wir 20 bis 25 zusammen sind, kleine Zellen aus Vorhängen von verschiedenen Möbelstoffen abgeteilt haben, wo einer den anderen nicht mehr fühlt. Wir haben nun Gott sei Dank Hoffnung, eine Verbesserung unserer hiesigen Existenz zu bekommen oder ganz in Freiheit gesetzt zu werden. Briefe, die einer unserer Herren aus Mexiko bekam, teilen mit, daß man mit Sicherheit nach der neuen Präsidentenwahl eine allgemeine Amnestie erwartet, und man hofft, daß man uns bis zu dieser Zeit erlaubt, täglich einige Stunden frei auszugehen oder uns hier in der Stadt in Freiheit setzen wird und wir uns dann bloß täglich einmal beim Platz- oder Stadtkommando melden müßten. Admiral Tegetthoff, der, wie Ihr in der Zeitung gelesen haben werdet, im Auftrag des Kaisers von Österreich und seiner Eltern herkam, um die Leiche des Kaisers abzuholen, dessen Mission aber vollkommen gescheitert zu sein scheint, ließ vor beinahe 3 Wochen schreiben, daß er alle Hoffnung hat, durchzusetzen, daß wir sämtliche Österreicher, 18 an der Zahl, die wir noch in Mexiko kriegsgefangen sind, uns mit ihm einschiffen und nach Europa zurückkehren können, was für uns eine sehr große Wohltat gewesen wäre, da wir die teuren Reisekosten erspart hätten. Da er sich aber, wie wir neuerdings hörten, nächstens wieder einschifft, wir aber unsere Pässe noch nicht erhielten, so scheint auch diese ferne Hoffnung gescheitert zu sein, und es wird uns, wenn wir in die Freiheit gesetzt werden, nichts anderes übrig bleiben, als mit einem Frachtboot zurückzukehren. Da im Preis entweder gar keiner oder ein sehr geringer Unterschied ist, so beabsichtigen wir, nämlich Major Malburg und ich, über Havanna-New York-London zurückzukehren und, wenn es möglich ist und wir emp fangen werden, in Belgien die Kaiserin Charlotte zu besuchen, was alles vom Reisegeld abhängt, das wir haben werden. Zwei hiesige Kaufleute, Graber, die schon viel Gefälligkeit Garailschegg, S. 298, 311. "• Im Besitz von Gräfin Paula Pachta-Rayhofen, Viechtenstein.
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