Graf Pachta klagte schon am anderen Tag über Unwohlsein, Brechreiz. Ich, der ich seine Krankheit nicht kannte, neckte ihn noch über Seeuntüchtigkeit, aber bald erkannte ich zu meinem Entsetzen, daß er hohes Fieber hatte und verständigte den Schiffsarzt. Dieser konstantierte „Gelbes Fieber". Da ich mich auf keinen Fall von Graf Pachta trennen wollte und auch erklärte, ihn Tag und Nacht zu pflegen, wurden wir gemeinsam isoliert. Er starb in meinen Armen am 15. Dezember 1867. Ich war wie von Sinnen. Auch dieses mußte mich treffen, nach all dem, was ich erlitten, mußte ich noch den gütigen Freund verlieren, an dem ich mit meiner überschwenglichen Begeisterung hing. Während seine sterblichen Überreste vor San Thoma ins Meer versenkt wurden, saß ich in einem Winkel in meiner Kajüte, und als ich die Salutschüsse, die ihn begleiteten, durch den Donner der Wogen hörte, warf ich mich auf mein Bett, und ich schäme mich nicht, es zu sagen: ich weinte wie ein Verzweifelter. Nach einigen Tagen auf dem Weg zur Schiffstreppe schreckte ich plötzlich zusammen, mir war, als hörte ich die Stimme des Grafen Pachta zweimal meinen Namen rufen „Wurmb - Wurmb!" Ein Gutteil Aberglauben steckt in jedem Menschen, nun war ich überzeugt, Graf Pachta würde mich holen. Ich hatte keine Furcht mehr vor dem Tode. Aber die Reise verging, ich lebte, lebe noch nach soviel Jahren. Meine Eltern und Geschwister erkannten mich nicht, so sehr hatten mich die Strapazen hergenommen, und es dauerte lange, bis ich meine Gesundheit wiedererlangte. In Wien spöttelte man: Mexikaner - mag sie kaner. Vielleicht hatte man recht. Vielleicht verdienen wir den Spott. Was hatten wir im fremden Land zu suchen? Kaiser Franz Joseph I. berief mich zweimal zur Audienz. In knappen Worten mußte ich mein Schicksal in Mexiko erzählen. Seine Majestät belobte mich, daß ich so treu bis zum letzten ausgeharrt habe, versicherte mich seiner allerhöchsten Huld, wenn ich ihrer bedürfen würde, und wies mir 3000 fl. aus seiner Privatschatulle an. Wenn ich heute das Konto meines Lebens überblicke, Soll und Haben scheide, bleibt mir ein kläglicher Rest, und der Saldo heißt: Nachdem die Monarchie wie ein Kartenhaus zusammengebrochen, Verlust von Stellung und Titel und von Vermögen, und vielleicht, weil mir die Gegenwart nichts mehr bietet - die Zukunft. Doch kann man im Alter von 82 Jahren von Zukunft sprechen? - Die Vergangenheit steht vor mir auf und die Schleier, die sich über alle Erlebnisse gebreitet haben. Graf Gottfried Pachta-Rayhofen Graf Gotthard (Gottfried) Pachta-Rayhofen^' nahm als Major der kaiserlichen Kavallerie und Angehöriger des österreichischen Freiwilligenkorps an den Kämpfen in Mexiko teil. Sein Wirken in Mexiko erwähnt Felix Gamilschegg: „General Mejia, Prinz Salms und Oberst leutnant Pittner bestürmten den Kaiser, trotz allem den Durchbruch zu wagen. Das KavallerieRegiment IV unter seinem Kommandanten Major Graf Pachta stand zur Verfügung. Es mußte genügen, den Ausfall zu decken. Die Juaristen waren noch zu sehr damit beschäftigt, die Stadt zu besetzen und die kaiserlichen Truppen zu entwaffnen. Jetzt war der allerletzte Geboren am 3. August 1827, verheiratet mit GräfinJEIeonore Podstatzky-Lichtenstein, Kinder: Felix und Helene. Der ältere Bruder Graf Gottfirieds, Graf Robert, war der Großvater des Bezirkshauptmannes von Gmunden, Graf Manfred Pachta-Rayhofen (freundliche Mitteilungg.von Gräfin Paula Pachta-Rayhofen, Viechtenstein, vom 20. Februar und 2. August 1965).
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2