Anzahl von Büchern herausgekommen, die sich ebenfalls mit diesem Kriegsgeschehen im Detail befassen. Aus ihnen allen geht hervor, daß es sich dabei für das österreichische Freiwil ligen-Korps wie auch für die kaiserlich-mexikanische Armee und das französische Expe ditions-Korps um einen zermürbenden Guerillakampf - heute würden wir sagen: Partisa nenkrieg-handelte. Der Feind war überall und nirgends. Ihn zu fassen schien unmöglich, da sich die geländekundigen Mexikaner sofort in die weglosen Schluchten zurückzogen. Primi tive Fußsteige waren die einzigen Verbindungen, die über die vulkanisch zerklüfteten Berge weggingen.Auch sie waren durch die täglichen Regengüsse meist ungangbar. Stundenlang wateten die Männer durch Sumpf. Das Wasser drang ihnen auf der einen Seite in die Schu he, auf der anderen wieder hinaus, soweit das Schuhwerk überhaupt noch zusammenhielt. Unter Tags dann wieder war die Hitze so drückend, daß die Truppen vor Erschöpfung nicht mehr weiter konnten. Der Feind wich jedem ausgiebigem Schlag aus und rechnete darauf, daß es der Regierung unmöglich sein werde, den Krieg fortzusetzen, bis die versprochene amerikanische Hilfe ankomme. Im Sommer des Jahres 1866 begann die Mißstimmung unter den durch die Anstrengungen des beschwerlichen Feldzuges und durch die endlosen resultatlosen Kämpfe entmutigten österreichischen Freiwilligen in sehr bedenklicher Weise um sich zu greifen. Man wartete vergeblich auf den dringend nötigen Nachschub. In Österreich dachte man aber nicht daran, das überseeische Reich des kaiserlichen Bruders und seine Vertreter als gleichberechtigt anzuerkennen. Immerhin gelang es, am 15. März 1866 den Staatsvertrag zwischen Österreich und Mexiko zu unterzeichnen, der die Werbungen für das Freikorps regelte. Der drohende Krieg in Europa brachte aber Kaiser Maximilian gänzlich um die erhofften Verstärkungen. Wohl hatten Anfang April 1866 die Werbungen für das kaiserlich-mexikanische Korps auch in Linz wieder begonnen, doch schon sechs Wochen später wurden die Geworbenen in Triest vor der Abreise zurückgehalten^^. Der verlorene Krieg gegen Preußen im Jahre 1866 machte jede Hoffnung auf Verstärkungen hinfallig. Dazu kamen die Erklärungen Washingtons, das nach dem gewonnenen Sezessionskrieg wieder freie Hand bekommen hatte, sich um das Reich an seiner Südgrenze zu kümmern. Nach dem Rücktritt des Generals Thun übernahm das Kommando der österreichischen Legion der tapfere Oberst Kodolitsch, der erreichen wollte, daß das österreichische Korps bei seinem Kaiser ausharre. Unter den Mannschaften freilich gärte es bedenklich. „3500 Österreicher drängten sich um die Jahreswende 1866/67 in den Straßen von Puebla. Zwei einhalb Jahre waren vergangen, seit Laibach eine ähnliche Invasion gesehen hatte . . . Jetzt waren alle Hoffnungen zerschlagen. Nur heim. Schluß mit diesem Krieg, in dem die Natur, die schlecht bewaffneten Indianer über die europäische Taktik und Technik gesiegt hatten. Nichts hatte sich bewahrheitet von den Träumen. Nichts als Strapazen, Entbehrungen, Krankheiten, heimtückische Überfalle, denen man machtlos ausgeliefert war. Aber nicht alle wollten heim, nicht alle konnten wieder nach Hause. Manche, die sich damals frei willig gemeldet hatten, wußten wohl, daß ihnen keine andere Möglichkeit geblieben war. Nun mußten sie ausharren, egal, was kommen würde. In der kaiserlichen Gendarmerie, einem aus Mexikanern und Europäern gemischten, schon früher aufgestellten Truppen körper, dienten etwa 200 Österreicher. 80 von ihnen wurden auf dem Weg nach Veracruz von den Guerillas überfallen und gefangen. In anderen örten warteten noch rund 1000 Linzer Abendbote v. 3. April u. 15. Mai 1866.
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