OÖ. Heimatblätter 1966, 20. Jahrgang, Heft 1/2

und gescheiterte Existenzen, der willkommene Zufluchtsort für Offiziere, die zu Hause wegen Schulden oder Ehrenhändeln den bunten Rock hatten ausziehen müssen®. Der mili tärische Wert dieses Korps war dementsprechend gering. Nach den Werbungen bzw. Assentierungen wurde das Freiwilligen-Korps in Laibach zu sammengezogen", jedoch nur Landtruppen, denn zur Anwerbung der Seeleute kam es nicht. Über die Abreise des Korps von Triest nach Mexiko meldete der „Linzer Abendbote" V. 21. November 1864, 100 Mann der mexikanischen Freiwilligen hätten Samstag bei bestem Willen nicht mehr Unterkunft im Zwischendeck der „Bolivian" gefunden; mit den Offi zieren seien 1050 Mann, es gäbe keinen anderen Ausdruck, eingepfercht worden und würden einen Monat eine Reise über See machen. Am 23. Dezember kam aus St. Jago di Cuba die Nachricht, daß der Dampfer dort eingetroffen sei und an Bord sich alles wohl befinde®. Eine Woche später, am 31. Dezember 1864, kamen die Transportschiffe des österreichischen Freiwilligen-Korps im Hafen von Veracruz in Sicht. In den ersten Wochen des Jahres 1865 marschierten die österreichischen Freiwilligen ihren Bestimmungsorten entgegen. Das erste Einsatzgebiet des Korps sollte die Sierra del Norte sein, das Dreieck Orizaba-Jalpa-Puebla, wo sich noch größere Dissidentenbanden festgesetzt hatten. Hier sollten sich die Österreicher akklimatisieren und gleichzeitig die Verkehrswege zwischen der Hauptstadt und dem wichtigen Nachschubhafen Veracruz sichern, dessen Steuereingänge eine der wichtigsten Finanzquellen des Kaiserreiches bildeten®. Das Freiwilligen-Korps hatte noch kaum die ihm zugewiesenen Räume erreicht, als am 21. Jänner 1865 eine neuerliche Kundmachung des k. k. Statthaltereipräsidiums „die Fort setzung der Anwerbung zum Freiwilligen-Korps für mexikanische Kriegsdienste betreffend" in den Zeitungen erschien. Sie verkündete die Bewilligung, die Assentierung von Inländern noch bis 15. Februar 1865 fortzusetzen, dann aber einzustellen. Diese Verlautbarung wurde am 22. und 24. Jänner 1865 wiederholt. Trotz der verfügten zeithchen Begrenzung erschien am 13. April 1865 die Mitteilung, daß bei den k. k. Werbebezirken neue Assentierungen auf Kosten der mexikanischen Regierung stattfinden. Diesmal schien der Zudrang nicht mehr jenes Ausmaß zu erreichen, weil es erst am 2. Oktober 1865 in einer Verlautbarung hieß, die Zahl der für das mexikanische Freiwilligen-Korps Anzuwerbenden dürfe 2000 nicht übersteigen. Abschreckende Wirkung hatten wohl die zahlreichen Nachrichten über starke Verluste des Freiwilligen-Korps ausgeübt. Daneben gab es natürlich auch aufmunternde Berichte, wie jener über die Verleihung des kaiserlich-mexikanischen Ritterkreuzes zum Guadalupe-Orden an Hauptmann Franz Müller, der vorher beim oberösterreichischen Infanterie-Regiment Nr. 14 gedient hatte^®. Über die Kämpfe und Kriegszüge, die das österreichische Freiwilligen-Korps 1865 und 1866 zu führen hatte, sind zahlreiche eingehende fachmännische Berichte und Abhandlungen erschienen, zur Zeit des blutigen Ringens selbst hauptsächlich in der „Österreichischen Militär-Zeitung" in Wien und in der gleichfalls aus Wien stammenden Zeitschrift „Der Kamerad", daneben auch in Briefen und persönlichen Berichten von Mitkämpfern, die in verschiedenen österreichischen Blättern abgedruckt wurden. Seither ist eine bedeutende ' Linzer Abendbote v. 11. August 1864. • Gamilschegg, S. 45. ' Linzer Abendbote v. 19. Juli 1864. ® Linzer Abendbote v. 23. Dezember 1864. • Gamilschegg, S. 57—58. " Linzer Abendbote v. 21., 22. u. 24. Jänner, 13. April, 22. Mai, 5. September, 2. Oktober 1865.

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