Das österreichische Freiwilligen-Korps für Mexiko Am 24. Mai 1864 teilte der Staatsminister Schmerling dem Präsidium der k. k. Statthaiterei in Linz mit: „Seine k. k. Apostolische Majestät hat mit der Entschließung vom 1. April 1. J. die Anwerbung eines Freiwilligen-Corps von beiläufig 6000 Mann Landtruppen und 300 Matrosen in der österreichischen Monarchie für mexikanische Kriegsdienste allergnädigst zu bewilligen und mit der allerhöchsten Entschließung vom 1. Mai 1. J. die Bestimmungen zu genehmigen geruht, unter welchen die Anwerbung dieses Freiwilligen Corps in den K. k. Staaten gestattet wird. Im Anhang erhält das k. k. Präsidium eine Anzahl Exemplare eines Auszuges aus diesen Bestimmungen, welche die Modalitäten der Anwerbung mit dem Auf trage der allgemeinen Kundmachung und die entsprechenden Anweisungen an die unter stehenden Behörden zu veranlassen enthalten." Der Umfang des Korps sollte etwa 3 leichte Infanteriebataillone mit rund 3000 Mann, 1 Husaren- und 1 Ulanenregiment (rund 1200 Mann), 250 Mann Artillerie, 1 Geniekompagnie mit 150 Mann und 150 Mann Pioniere für eine Brückenequipage betragen. Die Aufnahme und Anwerbung der Mannschaft sollte durch die Ergänzungsbezirkskommanden erfolgen. Die §§ 8-19 enthielten die Bedingungen für die Aufnahme der Offiziere. Das Handgeld betrug für einen Infanteristen 25 fl., Kavalle risten 30 fl., Angehörige der technischen Truppen 35-40 fl., Feldwebel und Wachtmeister waren mit je 50 fl. eingesetzt. Nach sechsjähriger Dienstzeit gebührte eine gleich hohe Ab fertigung oder die Dotierung mit 12-28 Joch guten Ackerbodens in Mexiko. Die Löhnung sollte für den gemeinen Infanteristen 15 kr., Kavallerie und technische Truppe 20 kr. täglich betragen. Der Gefreite erhielt um 5 kr., erster Feldwebel um 15 kr. mehr. Außerdem war vorgesehen, nur Angehörige einer christlichen Konfession einzustellen. Dieser Erlaß war allen Bezirksvorstehern und den Bürgermeistern der autonomen Städte Linz und Steyr bekanntzugeben®. Lange ehe die Kundmachung der k. k. Statthalterei vom 27. Mai 1864 die Bewilligung der Anwerbung öffentlich bekannt gab®, meldete der „Linzer Abendbote" v. 19. April: Die Meldungen für das aus Österreichern zu bildende mexikanische Freikorps sind zahlreich. Dreifach so viele Offiziere, als man bedarf, haben ihre Gesuche eingereicht. Auch Urlauber und Reservisten österreichischer Regimenter melden sich eifrig. Die Bedingungen für die Aufnahme sollen nicht besonders glänzend sein. Die erste Werbekommission trat unter dem General Ujeski, Oberst Graf Thun, Oberst Leiser und General Konsul Herzfeld Mitte Mai in Wien zusammen*. Kaiser Maximilian von Mexiko, der inzwischen in Mexiko seinen Einzug gehalten hatte, ernannte Oberst Graf Thun-Hohenstein zum mexikanischen General-Major und Komman danten des österreichischen Freiwilligen-Korps®. Neben den zahlreichen Patrioten, die nur um der Hilfe willen für den Bruder ihres Kaisers in das Korps eintraten, sammelten sich dort auch viele andere. Das Freiwilligen-Korps umfaßte einen General, 222 Offiziere und 6369 Mann, darunter 6198 Österreicher, ferner interniert gewesene Polen und Ausländer. Es war ein abenteuerlicher Haufen, der in den ersten Tagen des neuen Jahres (1865) in Veracruz an Land gehen sollte. In der Heimat herrschte nicht ganz zu Unrecht die Ansicht, das österreichische Freikorps und die mexikanische Armee seien ein Sammelbecken für Abenteurer ® OÖ. Landesarchiv, Akten des Statth. Präs. 1867, ZI. 2387/Pr. ° Linzer Zeitung v. 27. Mai 1864. * Linzer Abendbote v. 19. April u. 15. Mai 1864.
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