Stadtbild mit Blick über die Traun. Die Bewältigung eines Großformates von diesem Ausmaß (1X2 Meter) beweist, welch zähe Arbeitskraft noch immer in Diller steckt, wenn auch in den letzten Jahren die Erkrankungen etwas dichter liegen. Der Vielgereiste kommt noch viel im Lande herum, ist auch wiederholt in Italien, bewundert die griechischen Tempel in Pästum und gewinnt Assisi, je öfter er diese Stadt besucht, immer lieber. Auch in Öster reich reist er viel^®; so wird ihm, wie etwa mit dem Besuch der Aggstein, manch alter sehn süchtiger Wunsch spät, aber doch erfüllt. Nach wie vor gehört sein Herz der „verträumten Herbheit" des Mühlviertels: Immer noch gibt es Jahre, in denen ein volles Dutzend Porträts erreicht wird. In Salzburg wird eine Enkelin seines Bruders gemalt (Bild 7), auch ein Dachauer-Bild wird kopiert. Die Porträts in Öl und Blätter in Stabilo werden fortgesetzt: Professor ötto Jungmair, Dirigent Derschmidt, Professor Max Kislinger, später der Bür germeister von Wels und R. Billinger. Von seinen etwa 1200 Arbeiten gingen Bilder fast in alle europäischen Länder, ein nicht geringer Teil auch in die USA. 1957 ist er anläß lich einer „Künstlerbund"-Ausstellung in Wels mit 14 Bildern vertreten,und zu einer „Gilde"-Ausstellung im Mai 1960 schreibt Professor Herbert Lange über ein Damen porträt des Siebzigjährigen: „Richard Diller beweist in seinem Damenbildnis (gemeint ist Frau Pamer) Noblesse und Können des ausgezeichneten, konservativen Porträtisten." Unsere drei Farbbilder Dillers mahnen uns, unsere Kunstsituation zu überdenken. Um seine Bedeutung deuthch zu machen, sei es erlaubt, einen Satz Joachim Bodamers aus dem „Mann von heute^®" zu zitieren: „Daß in der Natur eine Tiefe, ein Letztes ver borgen ist, das in seiner Verborgenheit verharren muß, damit auch der Mensch Mensch bleiben könne, ist eine Vorstellung, die das technische Bewußtsein von sich aus nicht zuläßt." Gegen diese Gefahr, die aus der Tiefe öberfläche werden läßt, hat Diller mit dem vollen Einsatz seines ganzen Wesens, mit jedem Strich seines Pinsels gekämpft und insofern mündet seine Grundhaltung ins Religiöse, wie seine Verwandtschaft mit Adalbert Stifters Ethik hier ihre Wurzeln hat. Von dieser Substanz her - so möchte man glauben - wird das Werk Dillers seinen stets wachsenden Wert für alle die, die begreifen, was mit uns geschieht und wie sehr uns die Gefahr der inneren Verarmung bedroht, erhalten. Dr. Ubell hat in seiner Kritik über eine Radmerer Landschaft geäußert: „Auch hier keine gleichgültige, virtuose Schil derung eines Stückes Natur, sondern eine starke innere Beteiligung, ein fast dichterisches Verhalten zu den Gegebenheiten." Er trifft damit diesen Zug in Dillers Wesen und seiner Kunst. Es ist die höhere individuelle Sensibilität des „vortechnischen Charakters", die sittliche Strenge gegen sich selbst (wie schön ist sie in seinem Tagebuch belegt!), die hier unterstrichen werden muß, weil sie aus dem Zustandsbild des Mannes von heute, fast ohne eine Spur zurückzulassen, zu verschwinden droht. Hierin liegt die große Bedeutung der Kunst und des Menschen Diller für die Zukunft. Da Diller auch eine Tirolreise unternahm, in Salzburg wiederholt auf Kur weilte, in Bemdorf seinen Vetter besuchte, in Waidhofen/Y., Vorchdorf, Windischgarsten, am Mondsee, am Attersee, Zell a. Z., im Strudengau gemalt hat, kann man ihm nicht vorwerfen, daß er ob seiner Reisen Österreich vernachlässigt hätte. Mit der Hingabe eines Liebenden hat er weit über ein halbes Tausend Landschaften gearbeitet. " Joachim Bodamer: Mann von heute, Herder-Verlag 1964.
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