OÖ. Heimatblätter 1966, 20. Jahrgang, Heft 1/2

Wort, das in den höheren Klassen halb kritisch, halb bewundernd entstand: „Diller, der Gründliche." Wenn E. Baumgärtel zu Dillers 60. Geburtstag „goldgrüne Sommerwiesen, samtige Hügel, seltsames Dunkel von Bäumen und Wäldern und das in milden und milchigen Nebeln liegende Herbstland" mit Diller verbindet und für ihn kennzeichnend findet, so hat dies nicht mehr die volle Gültigkeit. Diller ist nun auch durch die damalige Welle, der sich kaum wer entziehen konnte, durch die „Neue Sachlichkeit" angerührt worden. Sein poetischer Realismus hat im Laufe der Entwicklung den Goldstaub der Romantik abgestreift. Wären brauchbare Bilder von der erwähnten Bildergruppe von Landschaften aus Oberneukirchen, die aus Schweden nie mehr zurückfanden, vorhanden, dann wäre die Veränderung die unentwegt weiterging, leicht vorzustellen. Wie sehr sich nun auch im einzelnen die Land schaftsmalerei Dillers verändert haben mag, über alle Schaffensperioden steht als allzeit gültig Verbindendes, seine tiefe seelische Beziehung zur Natur. Sie immer wieder zu pflegen, hat ihm sein Fußleiden durchaus nicht leichtgemacht (und mehr als ein rettender Engel mußte den mit Malzeug und Staffelei in Not geratenen Maler aus den Gefahren der Gebirgswelt befreien). Gewiß nahmen ihn Freunde und Verwandte auf ihre Reisen mit, doch ein Künstler, der vor der Natur arbeitet, braucht mehr Zeit als der Reisende mit seiner Kamera. In diesen Jahren zieht er jedoch auch selbst zu großen Fahrten aus und kommt so 1930 nach Frank reich. Landschaft und Städte der Normandie begeistern ihn, in der Bretagne fesselt ihn vor allem das Volkstum der Bretonen, und er erlebt eine bretonische Wallfahrt mit. Dieses Land der Seelen ist ganz nach seinem Geschmack. Vor diesem mythischen Hintergrund ersteht ihm Monte San Michele, die Auferstehungsinsel, die dem Totengott geweiht ist. Aufenthalte in St. Malo, Ronen und Paris schließen sich an. 1933 kommt er nach zwanzig Jahren wieder nach Italien, ist beglückt von der Schönheit der Dolomiten und Venedigs, Ravennas, von den Kunstschätzen Roms, von Pisa, Genua, Mailand, dem Stilfserjoch. 1935 folgt eine Spanienreise, bei der er auch Marokko berührt. In der Linzer „Tages-Post" erscheinen zwei zusammenfassende Berichte. Eine große Nordlandfahrt führt Diller über ein Monat lang über Prag, Deutschland, Schwe den, Norwegen bis Spitzbergen und über Dänemark zurück. Vor allem in Spitzbergen, vor der Bäreninsel und vor der großen Eisbarriere entstehen jene Aquarelle und Blätter in Gouachetechnik, jene farbigen Zeichnungen und Pastellarbeiten, die durch die Ein schiffung auf das PolarschiflF „Lyngen" in Narvik möglich wurden, und bei der Ausstellung „Ein Maler erlebt die Polarwelt" im Oberösterreichischen Landesmuseum ein so großes Echo fanden. Die Sunde und Gletscher, Fjorde und treibenden Eisschollen in der Größe ihres Sagastiles sind ohne Vergleich. Seine Tagebuchblätter sind erfüllt von Farbenangaben, die Einsamkeit des Nordlandes ist erfüllt von geheimnisvoller Metaphysik, die die Leere zu unbeschreiblicher Fülle macht. Vielleicht kommt ihm nun nach 25 Jahren die Schulung, die er durch Jettmar erfahren hatte, zugute. Das ist nun die monumentale Landschaft der Arktis; fernsichtige Luft und Wetterglück einerseits, anderseits das Nebelheim mit melan cholischer Einsamkeitsstimmung. Diller hat sein großes Erlebnis auch in zahlreichen Vor trägen vermittelt. Was er heimbrachte — war trotz Abverkauf einiger Blätter an Mitreisende am Schiff, ein überaus eindrucksvolles Ganzes. Eine Mappe mit 40 Blättern - mit Aus-

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