Familienereignis." Er glaubt an sich, der Weg der Kunst ist ihm wichtiger als der tägliche Erfolg. Als man 1928 Diller nahelegt, eine Professorenstelle anzunehmen, greift er zu. Der Abschied von einem freien Künstlertum ist ihm wahrlich nicht leichtgeworden, ebensowenig das nächtliche Studium, das nötig war, um eine Aufnahmsprüfung an der Technik in Wien zu machen, da er darstellende Geometrie als Gymnasiast völlig neu nachzuholen hatte. Zwei Jahre lang fuhr er zu den Vorlesungen. Mit jugendlichem Eifer, mit Verzicht auf vieles, was das Leben schön macht, bewältigte er die gestellten Aufgaben. Im März 1930 machte er seine Prüfungen. Die Kurse für Handfertigkeit besuchte er in Traiskirchen und Breitensee. 1933 wurde er pragmatisiert. Aus dieser Veränderung erklärt sich eine Zäsur im Schaffen des Künstlers, die sich auch in seinem Stil bemerkbar macht. Seine Arbeiten blieben weiterhin fast ausschließlich auf die Ferien beschränkt. Sein sicheres Gehalt erlaubt ihm nun, auch größere Reisen zu machen, von denen er Skizzen und Aquarelle heimbringt. Trotzdem ist die Zahl seiner Ölbilder auch jetzt noch beachtlich. In der Schule hat er den jungen Hilpert unter seinen Händen, den er zehnjährig, am Klavier sitzend, malt (BUd 10). Seine Anteilnahme an dem Werden des jungen Komponisten und Klaviervirtuosen spiegelt sich auf weite Strecken in seinen Tagebüchern Das Jahr 1934 bezeichnet der Künstler selbst als sehr erfolgreich. Er denkt hiebei wohl vor allem an seine Arbeiten in und um Kloster Engelszell, wo er unter anderem den Abt der Trappisten porträtierte, und an die auf der Zwieselalm entstandenen Land schaften. Man darf wohl sagen, daß seit seiner Lehrtätigkeit seine Genauigkeit noch zu nahm, daß er sich immer schwerer entscheiden konnte, Dinge wegzulassen und zu verein fachen. Sein Fleiß kannte hier keine Grenzen, und er war sich dieser seiner Eigenart wohl bewußt und sprach es selbst aus. So schreibt er 1939 über seine Blätter des Linzer Brücken baues: „Diese Aquarelle sind mit dem Frühjahrsbild alle verschieden in der Technik. Es war ja der Zweck, nicht genial hingeworfene Skizzen zu haben, sondern liebevolle bis ins Kleinste geschichtlich treue Bilder. Nun muß ich gestehen, daß die Schule auf meine Arbeiten einen großen, umwälzenden Einfluß ausgeübt hat, ob zum Guten oder Schlechten, sei der Nachwelt (zur Entscheidung) vorbehalten. Was sonst so im Unterbewußten entstanden, nimmt heute eine Klarheit an, die durch den Unterricht erzogen wird. Wohl weiß ich, wie schmerzlich langsam das Ahnende in mir erstirbt oder durch die Lehrtätigkeit zurück gedrängt wird, denn das Unsagbare schließt eben das Wort aus; diese Stimmungsbilder mit leichtem Nebel, wobei das Letzte der Beschauer zu erfühlen hat - es kann sein, daß diese Zeit wiederkommt bei dem Wechsel der Vorwürfe? Ganz ausgeführte Bilder verlangen vom Künstler wie vom Genießenden eine große Beherrschung seiner Nerven. Es gehört unglaublich viel Wille dazu, um bis ans Ende die Empfindungskraft zu bewahren. . . . Oder geht es uns allen so, daß wir das Kindhaft-Träumerische, das ohne den zweckbestimmenden Alltag leben, das ewig große Leben einbüßen und das Naturhafte verlieren, weil die Kritik des Verstandes die Welt entzaubert? Das Unendliche wird immer enger bis der Alltag unser Leben wird." Vielleicht drücken gerade diese wenigen Zeilen den Wandel in Dillers Leben und so auch in seiner Kunstauffassung aus? Man könnte sagen, den Stifterschen Altersstil zu finden, verhinderte ihn sein Beruf. Seiner Detailverhaftetheit entsprach das Unser „Mühlviertier Mozart", die größte Nachwuchs-Hoffnung, die schon in der Mittelschule so viel ver sprach, mußte neimzehnjährig vor Stalingrad ein Opfer werden.
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