OÖ. Heimatblätter 1966, 20. Jahrgang, Heft 1/2

Ruf; die Tuchmacher, die selbst noch walkten und scheren; die Huterer; die Strumpfwirker; die Blaudrucker; die Wachszieher und Lebzelter; die Lederhändler; Riemer und Sattler; Sensen-, Messer-, Hacken-, Säge-, Bohrer-, Ahl-, Nagel-, Ketten-, Pfann-, Kupfer- und Ringel schmiede, Drahtzieher, Holzuhrmacher, die Binder standen bei ihren Schaffein, Butten, Trögen. Muldern und Sechtem, die Hafner bei ganzen Bergen von Rainen, Häfen, Trögein, Krügen, Modeln, Ware, die einstmals donauabwärts bis in Wallachei und Moldau Absatz fand; da standen auch die „Verleger" mit hölzerner Viechtauer-Ware vom Kinderpfeiferl bis zum Rechen, von der Waschkluppe bis zum buntbemalten und gelackten Löffel; da waren die Jochschnitzer aus der Mollner Gegend, die Siebmacher, die Maultrommelmacher, da lagen oder hingen volkstümliche Bild- und Druckwerke^. Langsam schwand das dahin, aber un aufhaltsam. Erst gußeisernes, dann emailblechenes Geschirr erwürgte die Hafnerei, fabriks mäßiges Leinen und Tuch, Werkzeug und Besteck, Drahtstift und Küchenbehelf die hand gefertigte Ware, Sattler und Riemer zehntete die Eisenbahn, die das Fuhrwerk von den Straßen trieb. Immer mehr kamen jene gewissen, nicht bodenständigen Händler, die von Markt zu Markt mit billigem, buntem und schlechtem Ramsch zogen und die Hauptursache wurden, daß sich nun auch die ortssäßigen Gewerbsleute immer heftiger gegen die Märkte wandten, während sie zuvor meist selber ihre Ein- und Verkäufe da getätigt hatten. So konnte es kommen, daß selbst so bedeutende, über den deutschen Sprachraum hinaus berühmte, geradezu schon messeartige Märkte, wie die beiden Linzer, verblüffend schnell verfielen und verschwanden, die anderen nur noch als armselige Schatten ihrer selbst dahin siechten. Früher aber, da blieb Geld im Ort, da war eine Rührigkeit, war ein Getümmel, da standen gedrängt die Rosse der vielen, vielen Fuhrwerke in den Gastställen, da war ein Gehen und Kommen in den Wirtshäusern, ein Wirbel und ein Gewese . . . Da mußten aber auch Ordnung und Aufsicht sein. Daß nicht falsch Maß und Gewicht und sonst kein Trug beim Handel war, daß die Stände ordentlich an ihren Stellen, dem Ver kehre nicht zu hinderlich waren und jeder seinen Standzettel über das erlegte Standgeld hatte; daß abends kein Licht, vor allem kein offenes, mehr draußen brannte, daß die Feuerleitern und die — ach im Ernstfalle so kümmerlichen - Lederamper bereit lagen, vor allem aber, daß bei den Ständen und in den Gassen keine Händel entstanden, es vorab in den Wirts häusern keine Tätlichkeit, keine Rauferei Betrunkener, am Ende gar wohl einen Totschlag gab. So war denn mit dem Rechte, einen Markt in regelmäßigem Zeitabstand halten zu dürfen, der Obrigkeit auch das Recht zugestanden, zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit wirksamer, strenger strafen zu dürfen als sonst, ja ihr zugleich auch zur Pflicht gemacht, solch ein Verfahren zu beschleunigen, minder dringliche Rechtsfalle darüber zurückzustellen. Mit anderen Worten: die landesfürstliche Bewilligung, der MarktBann, verlieh dem Orte für die Dauer des Marktes - einschließlich etlicher Tage zuvor und darnach - eine Art Sondergerichtsbarkeit, und schon dies für sich hieß „landesfürst liche freyung". Und wie denn die österreichischen Märkte (bzw. die Städte) zum ständigen äußeren Zeichen, daß sie Markt-Recht besaßen, einen Pranger haben durften, um sich schon sinnfällig für jedermann von nicht so berechtigten Orten zu unterscheiden, so hatten sie * „Mehlherrgötter" (Preßlinge aus einfachster Papiermasse, in Sandl gefertigt), Hinterglasbilder, dann aber auch schon Heilige in Steindruck; in gefärbeltem Steindruck, nach und nach schon in schreiendem Öldruck die uralten Bildvorwürfe der auf einer Bogenbrücke gedachten menschlichen Lebensalter, der Altweiber brunnen oder -mühlen, der über den Jäger zu Gericht sitzenden Tiere; die Heftin in Großoktav mit gefärbelten Holzschnitten mit den Geschichten der vier Haimonskinder auf dem überlangen Pferd, von der schönen Magelone, von Genoveva, vom Räuber Graßl u. v. ä. m. In welchem Museum findest du diese Vergangenheit?

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