fallen, daß alle Aufsätze, von wem sie auch geschrieben wurden, einander gleichen. Dieser Künstler braucht nicht vorgestellt und erklärt zu werden, man kann keine neuen Vergleiche ziehen. Lassen wir Redakteur Josef Danzers Kritik der Frühjahrsausstellung des Ober österreichischen Kunstvereins (18. März 1921) folgen: „Da ist vor allem unser Diller zu nennen, dessen weibliches Bildnis (Frau Utz) in großem Format sicher die allgemeine Auf merksamkeit des Besuchers auf sich lenken wird. Von dem dunklen Hintergrund hebt sich die Gestalt überaus plastisch ab, fast wie eine Büste. Der Künstler hat bei doppeltem (Tages licht und elektrischem) Licht gearbeitet und sich die Arbeit wahrlich nicht leicht gemacht. Die Augen sind hier wirklich belebt, ein Spiegel des inneren Lebens. Das Inkarnat des Gesichtes möchte man sich ja ein bißchen diskreter vorstellen. Aber wie auf dem Halsaus schnitt feine Lichter spielen und geradezu perlmutterartigen Schimmer verleihen, das be deutet feinstes Farbempfinden und hohes Können. Ganz meisterhaft sind Kostüm imd Pelzwerk herausgearbeitet; damit hat Diller wirklich ein Meisterwerk geschaffen. Außer diesem Porträt hat Diller noch ein Biedermeier-Interieur voll intimer Wirkung ausgestellt... Den echten Künstler verrät das prima vista mit Ölstiften gezeichnete reizende Knaben porträt Dillers im ersten Raum." Es wird über die Meisterleistungen in den verschiedenen Techniken, kaum über die Kunst selbst berichtet. Sie kann jeder lesen und verstehen, soweit es den Vorwurf betrifft. Seine Kunst ist im heutigen Sinn problemlos. Wer aber die Difierenziertheit seiner Farbgebung achtet, dem wird deutlich werden, wie groß die Gefahren drohen, denkt man an die Laut stärke der Nachbarschaft! Diller war jener Maler, der am leichtesten - auch ohne böse Absicht - „umzubringen" war, ganz einfach, weil er der vornehmste war. Seine Arbeiten, nahezu auf Nahsicht gearbeitet, still und in den Nuanzierungen der Farbwerte von äußerster Verfeinerung waren von seinen Nachbarbildern in höchstem Grade abhängig. Nicht nur für ihn, auch für den robusteren Nachbarn war die Nähe gleicherweise gefahrvoll. Dr. Ubell spricht deshalb schon 1918 von „einem Geigensolo, das von lauter Blechmusik verschlungen würde". So konnte Diller seine größten Erfolge erringen, wenn er in eigenen Kollektiv ausstellungen vorgestellt wurde. Seine Bilder vermochten allein in ihrer zarten Seelenbetontheit sich gegenseitig zu stützen und fördernd zu unterstreichen. Ein Maler, der sich sosehr der Natur und ihrem wechselnden Licht hingibt, bedarf wieder desselben Lichtes, unter dem sein Werk geschaffen worden war. In zu hartem Licht mancher Galerie konnten seine Bilder schwer leiden. Wenn er im Freien landschafterte, war er natürlich sehr vom Lichte abhängig. Er malte in einer Art von „romantischer" Andacht vor der Natur. So ließ er sich für Kenner der Natur nicht nur in die Jahreszeit, sondern auch in Stunde und Wetterlage einordnen. Das ist gesagt, um verständlich zu machen, daß nicht das leiseste Hindenken an einen effektvollen „Reißer" mit vollkommen verlogenen, wenn scheinbar auch kühneren Farben im Bereich der Möglichkeit stand. Solche Vorstellungen waren mit Dillers Kunstauffassung, der er in seiner starken Sensibilität weiterdiente, ohne den herr schenden Ismenströmungen und deren Verehrern entgegenzukommen, einfach nicht ver einbar. Sein Realismus blieb stets in einem klaren Abstand vom Naturalismus. Ihm kam es darauf an, die Tonwerte auszuloten, und dies konnte bei ihm nichts anderes heißen, als vor allem ethische Werte in die Bilder zu legen. Dies wurde von den Freunden der Kunst Dillers mehr geahnt als erkannt, und so wurden ihm nur wenige wirklich ganz gerecht. Es lag jedoch auch die nächste Verwandtschaft nicht so sehr bei C. D. Friedrich, wie wieder holt gesagt wurde, sondern, wenn wir auf den ethischen Grundton in der Kunst Dillers
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