Solch eine Überlegung lag ganz außerhalb jeder Spekulation. Es hätte uns die Doppel begabung Dillers erhalten. So ging auch diese Erinnerung verloren. Abschiedsverse an seinen verstorbenen Freund, den Dialektdichter Matosch, dem zu Ehren Band 21 „Aus der Hoamat" gewidmet war, sowie die Gedichte „Am Morgen" und „Der Wächter" (dieses mit Federzeichnung) hat Univ.-Prof. Dr. Wilhelm Kosch publiziert. Seine ausgezeichnete Feder sollte sich auch später in einer ganzen Reihe von Reiseschilderungen erweisen, die zum Drucke kamen. Diller hat ja erfreulicherweise viel und gerne geschrieben. Leider sind auch hier gerade die wichtigsten Tagebücher, die Gespräche mit den ihm Modell sitzenden Dichtern festgehalten haben, Opfer der Bombenvernichtung geworden. Aus vielen seiner Arbeiten als Zeichner oder Maler erwuchsen ihm ja im begleitenden Gespräch liebwerte Freundschaften. Die Weite des Kreises machen seine Porträts deutlich. Es kann uns nach alldem nicht überraschen, wenn Diller dem 1920 in Linz gegründeten „Eichendorff-Bund" als eifriges Mitglied seit Beginn angehörte. Er und Clemens Brosch, den Diller noch knapp vor seinem Tode gemalt hat, machten Entwürfe für das Titelblatt der geplanten Zeitschrift „Der Born" bzw. für den „Ring", einer Idee dieser Tage, die nach der Erinnerung des Künstlers „die Keimzelle der späteren Künstlervereinigung Maerz war, die alle Künste umfaßte, aber bald zerbrach". Doch auch der altbewährte Ober österreichische Kunstverein war noch durchaus aktiv. Durch Zeichnungen, die Diller von den alten Mitgliedern, dem achtzigjährigen Dr. Nikoladoni und dem Maler Dr. Pöll, schuf, wurde die Verbindung zu diesen alternden Mitgliedern wieder verdichtet — dies entsprach dem Wesen Dillers, der immer an das gewachsene Ganze dachte, dem er diente. Als Diller nach Linz zu seiner Mutter zog, war Albert Ritzberger, der führende Linzer Künstler, der unweit von ihm sein Atelier gehabt hatte, gestorben (1915). Diller steht so in der Spitzengruppe, etwas später taucht F. X. Weidinger auf. Die beiden Künstler waren weithin Exponenten der Landschaften, aus denen sie kamen. Weidinger pflegte seine Porträts in einer gläsernen Vollkommenheit zu bringen, wie sie etwa Holbein d. J. eigen war, neben seiner Heftigkeit und starken Vitalität stach Dillers Verhaltenheit, Stille und feine Differen zierung geradezu polar ab. So verschieden sie in ihren Wesen waren, in ihrer Landschafts auffassung waren sie sich einig: beide strebten eine gehobene seelische Aussage an. Der eine mehr das Barocke, Donauschulhafte aufgreifend, der andere vor allem C. D. Friedrich verwandt, später sich Haider annähernd. Damit ist vielleicht ein Hinweis auf den religiösen Unterton seiner Kunst gegeben, der von seiner starken Seelenbetontheit her unterstrichen wird. Effektive Hintergründe, wie starke Verwendung von Schwarz, konnte man bei Diller nicht finden. Er blieb vor allem tonig, wurde weder im Leben noch in seiner Malerei je laut. Der menschliche Unterschied allein hat mit dem aus Köln auftauchenden Matthias May, der 1922 eine Schule in Linz aufbaute, eine Kontaktaufnahme verhindert. Es gibt anläßlich der Ausstellung Dillers, die mit dem Kunstverein in Linz verbunden blieben, griffen sie auch wiederholt über Oberösterreich hinaus (Wien, Deutschland u.a.), eine ganze Reihe (mehr als 30) von Kritiken von Redakteur Danzer, von Dr. Ubell, von Baumgärtl, Fischer-Colbrie u. a. Auch anläßlich seines 60., 70. und 75. Geburtstages er schienen Kritiken und Würdigungen'. Mit einem frühen Aufsatz in Westermanns Monats schriften (Juli 1930) dürfte ich selbst seinen Freundeskreis erweitert haben. Es muß auf- ' Auch eine Radiosendung Dr. R. Fochlers über einen Atelierbesuch. 1965 erschien von Prof. h. c. Otto Jungmair: Professor Richard Dillers künstlerisches Lebenswerk, Braunau/Ried, Innviertler Künstlergilde, Almanach 25/60.
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