Polarwelt abtrotzte!). Dillers Eigenart entsprechend wurde nicht im Sonnenschein gemalt, es reizten ihn die vornehmen Stimmungswerte und Farben nobler Differenziertheit. Niemals ist Diller auf Effekte losgegangen, er war der zartbesaitete Lyriker schlechthin und bheb dies ohne Konzession, eben weil es sein Leben war. Im Gegensatz dazu war in der Graphik sein Strich kräftig, wie uns die „Alte Bäurin" zeigt, oder die Kohlezeichnung des Dichters Samhaber, der, weniger ins Detail gearbeitet, in der Erfassung seines Ausdrucks und We sens vollendet ist. In Schmidleiten entsteht eine ganze Gruppe von Bildnissen der Sensen gewerken sowie Landschaften (Farbbild I). Ab 1919 scheint Landeshauptmann Hauser als häufiger Käufer von Linzer Motiven, Land schaften, Stilleben und Blumenstücken Dillers auf. Unter vielen anderen wird Direktor August Göllerich vorm Klavier gemalt, auf Schloß Hagen entsteht das große Bildnis von Fräulein Ilse Gerhardinger mit liegender Dogge. Mit ihm greift er wieder auf die Freilicht malerei, die von ihm schon 1916 in Wien an Frauen- und Mädchenakten gepflegt worden war, zurück. Noch kann er damit Bewunderung, ja Staunen erreichen. Bei Durchsicht der Bilderverzeichnisse des Jahres 1920 scheint nun neben öl auch Pastell, wie Rötel, Kreide verwendet und auch Aquarell stärker auf. Anläßlich einer Sitzung bei Prälat Hauser lernte er den Bundeskanzler Dr. Ignaz Seipel kennen, den er beim nächsten Wiener Aufenthalt in einer Porträtstudie festhielt. Die Reihe seiner Porträts berühmter Männer der Kunst, Wissenschaft und Wirtschaft und nun auch der Politik nahm ihre Fortsetzung. Da sein Bruder Gutsverwalter bei den Thronfolgersöhnen in der herrlichen obersteirischen Land schaft der Radmer geworden war, kamen nun auch Gebirgsbilder in zunehmendem Maße in sein Oeuvre. Eine Dokumentation des Jägerlebens, die unser neu beschwingter Maler in einem dreiwöchigen Aufenthalt auf der kaiserlichen Jagdhütte unterhalb des Pfaffensteins über dem Leopoldsteinersee (auf der Gerhardsbachhütte) schuf, gingen leider später zu grunde. „Abendsonne im Gebirge", das in der Radmer entstand, wurde durch Museums direktor Dr. Ubell für die Oberösterreichische Landesgalerie angekauft und blieb durch die Neigung des amerikanischen Militärbevollmächtigten zu diesem Bilde erhalten (Bild 11). An Porträts entstand eines seiner größten Bildnisse, Präsident Julius Wimmer, für die All gemeine Sparkasse, Oberlandesgerichtsrat Dr. Hans Zötl wurde in Kohle gezeichnet, die Mitglieder der Familie des damaligen Linzer Bürgermeisters Karl Sadleder in Rötel, dazu kamen sechs Bildnisse der Familie Greiner, das reizvolle Bildnis von Gretl Weißgerber und das Bildnis des Domkapellmeisters F. X. Müller (Bild 9). Diese Aufzählung mag zeigen, in welcher Schaffenskraft der Künstler stand. Wir erwähnen neben dem Porträt des verehrten Komponisten des Augustinus-Oratoriums noch ein Frauenbildnis, als eines für viele, das auch heute noch verstehen läßt, warum Diller der Lieblingsporträtist der damaligen Linzer werden konnte. Der pfirsichrote Hintergrund gab diesem charmvollen Damenbildnis einen adäquaten Stimmungswert (Bild 8). Für ein anderes Damenbildnis der Gattin Dr. Ubells (der Tochter der Malerin Scherer) hatte er eben den Jubiläumspreis des Oberösterreichischen Kunstvereins erhalten. Diller war als Porträtist so sehr beliebt, daß er den Aufträgen kaum folgen konnte. Er war der Maler des Linzer Bürgertums geworden, soweit es sich über die Inflation hinübergerettet hatte. Das frohe Malerdasein auf Bergeshöhen mit seinen Akademiekollegen Franz Gruß und Anton Velim und deren Modellen hatte ein von Diller in Versen verfaßtes Tagebuch mit Zeichnungen von Gruß ausgelöst. Leider wurde nie daran gedacht, diese köstliche Ver ewigung eines Künstlerlebens in einer paradiesischen Landschaft einem Verlag anzubieten.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2