als er erfuhr, daß sich die Aufnahmsprüfung in die Akademie auch auf das Kopfstudium erstreckte, diesem zu, arbeitete sich zu seinem Glücke rasch ein und konnte sich so nach abgelegter Reifeprüfung 1909 unter dem kleinen Teil der 26 Amerwählten sehen, die von den 152 Antretenden das Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien beginnen durften. Das Ziel war eine Zeichenprofessur; als aber 1912 plötzlich sein Vater noch nicht fünfzigjährig starb, entschloß sich Diller, freischaffender Künstler zu werden. Er arbeitete zuerst unter dem Bozener Delug, später unter Jettmar, hörte bei Niemann Archäologie und erwähnt unter seinen Lehrern auch Julius Schmid. Da seine Mutter ihrer Heimat nach dem Verlust des Gatten um so treuer verbunden blieb, ist es verständlich, daß Dillers Entdeckung des Mühlviertels von Oberneukirchen ausging. Wenn es auch kaum eine Ecke im Mühlviertel geben sollte, wo er im Laufe seines langen Lebens nicht geschaffen hatte®, sollte er doch nach Oberneukirchen immer wieder zurück kehren. Die Blicke auf den Sternstein, die Bilder im Forst, die Ausblicke gegen Hellmonsödt, Waxenberg und in die Rodeltallandschaft mit Lobenstein haben ihn in ihrer heroischen wie romantischen Art, in ihrem Ernst wie in ihrer Lieblichkeit immer wieder angesprochen. Er schreibt in seinen Erinnerungen: „...diese weithin gelagerte Hochfläche mit ihren dunklen, waldreichen Hügeln, die Berge gekrönt von Burgruinen, die im Frühlicht schim mernden Zackenkronen der Alpen im Süden, diese jungfräulich herbe Landschaft Hebte ich und wurde nicht müde, mich von ihr begeistern zu lassen. Dies bezeugen die großen Landschaften, die ich Jahr für Jahr schuf. . . . Dort kannte ich von Jugend auf jeden Weg und Steg, ich liebte das naturhafte ländliche Leben und die ungeheure Weite des Blickes über das Land. So spiegelten auch meine Bilder die Ruhe friedlichen Herzens wieder, in dieser Landschaft lag immer Größe einer jungfräulichen Herbheit." Das Wien, in dem der kunstbeflissene Student nun arbeitet und lebt, ist das kaiserliche Wien im letzten Glanz seiner Macht, noch die Hauptstadt des zweitgrößten Reiches Europas mit unzähligen Völkern, die abwechselnd opponieren und die durch den Opfergang des deutschen Bevölkerungsteiles zusammengehalten werden. Auch die greise Figur des Kaisers steht wie ein unverrückbares Idol über den Spannungsfeldern des Donaureiches. Schüler und Lehrer kommen aus einem großen Raum zusammen. Sie kommen in eine der kunst freudigsten und kunstreichsten Städte der Welt. In München sitzt ein König, Wien jedoch ist die Kaiserstadt. Der Südtiroler Alois Delug, Dillers erster Lehrer, liebt malerischen Schmelz, weckt in ihm, der dem jungen Lenau überaus ähnlich gesehen haben soll, das Lyrische und führt ihn zu einer beachtlichen Tonigkeit seiner Palette. Rudolf Jettmar, der Delug bald folgt, zielt seinerseits aufs Monumentale, und bald folgen die Jungen nach anfanglichem Schock ihrem neuen Stern mit derselben Verehrung. Jettmar, der als Sohn eines deutsch-böhmischen Privatbeamten aus Polen nach Wien gekommen war, liebte eine düstere Monumentalität wie Musikalität. Nun verstand er es, sich in der Kaiserstadt einen guten Namen zu machen, nachdem er erst vor wenigen Jahren mit der Geige am Rücken durch den Schwarzwald und die Schweizer Berge zu Fuß in das Land seiner Sehn sucht, ItaUen, gezogen war. Dillers Schaffen wurde von beiden Persönlichkeiten auf das stärkste beeinflußt, lange schwankte er zwischen diesen beiden Polen, und erst nach BeenEr weilte auch malend in Neufelden, Pühmstein, Neuhaus, Kirchberg, Putzleinsdorf, in St. Nikola, dessen Donaudurchbruchslandschaft er ganz besonders liebte, in Mauthausen, Windegg, Münzbach, Hellmonsödt, Leonfelden, Kirchschlag usw. Nach Reichenau kam er wiederholt anläßlich seiner Freundschaft mit der Fa milie Hilpert.
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