SCHRIFTTUM Nachschrift zu „Die Paura an der Traun" Josef Rei tinger veröffentlichte in den OÖ. Heimatblättern, 17, 1963, 74-78 eine Besprechung meines oben genannten Buches, die mehrere unzutreffende Angaben bringt, von denen wenigstens diejenigen, die sich in Kürze berichtigen lassen, nicht unwidersprochen bleiben sollen. Ich fühlte mich keinesfalls berufen, einen „Überblick über das Spätneolithikum Mitteleuropas" zu liefern; ich versuchte lediglich, die Beurteilung unserer Pfahlbaukultur aus der Befangenheit der vor 50 Jahren mit den Jaispitzer Funden entworfenen Lehrmeinung zu lösen. Nach R. verfolge ich dabei „die Tendenz, dasJaispitzer Grabungsergebnis als mehr oder weniger unbrauchbar zu erweisen, weil nach der heutigen Forschungslage angenommen werden muß, daß in der Schichtenfolge Störungen stattgefunden haben". Diese Angabe trifft nicht zu. Denn ich spreche nicht von Störungen, sondern von dem Fehlen eines stratigraphisch gesicherten Profils. Obendrein erscheint es R. ,,aber auch schwer verständlich, warum sich Beninger vorwiegend auf ältere Literatur stützt und beispielsweise die ungarische Forschung weitgehend unberücksichtigt läßt". Wenn man nun ein Dogma anfechten will, so hat der Einsatz, sofern man methodische Grundsätze beachtet, natürlich bei den ältesten Quellen zu erfolgen, zumal in unserem Fall die Sekundärliteratur nur zu einer Versteifung der Lehrmeinung führte. Die ungarische Forschung war nicht zu berücksichtigen, weil sie, wie ich inzwischen zeigen konnte (MAGW 92, 1962, 17-23), zum Problem unserer Pfahlbaukultur und zur Jaispitzer Frage nichts beitrug. Darüber hinaus argumentiert R., ,,daß nicht nur die Jaispitz-Schichten, sondern nach Beningers eigenen Darlegungen auch die Paura Störungen aufgewiesen habe, denn auch hier wurden in allen drei Schichten älteres und jüngeres Material vergesellschaftet angetroffen". Davon kann jedoch nicht die Rede sein. Ich habe den etwa 250-300 Quadratmeter großen Westteil der Siedlung Aächenmäßig abgedeckt. Nirgends fand sich eine Schichtenstörung. Behauptungen wie „das Auftreten von älteren Funden in dieser jüngsten Schichte ..." sind unzulässig. Im Ostteil der Siedlung wurde in der Frühbronzezeit eine Befestigungslinie mit zwei Mauerzügen angelegt; auch solche Ausgestaltungen gehören zum Schichtenaufbau einer Siedlung. Nach R. sei es „Aufgabe der Kritik und Interpretation . . ., eine saubere Chronologie aufzustellen"; auf der Paura wäre dies allerdings ein Wagnis, weil wir an die relative Datierung durch die Fundhorizonte gebunden sind. Da bekanntlich falsche Zitate zumeist liebevolle Aufnahme finden, muß ich Einspruch erheben, wenn man dem Profil auf der Paura Schichtenstörungen nachsagt. Nach R. dürfte durch meine Arbeit „das bisherige Bild des behandelten Zeitraumes kaum eine Korrektur erfahren haben'·. Wo findet man nun dieses Bild? Glücklicherweise hat es R. beschrieben in seinem Beitrag des Festkataloges „Das Museum im Linzer Schloß" (1963, 78) : ,,Die sogenannte Mondseekultur stellte eine lokale Sonderform dar, die sich in unserem Bereich aus einer Durchdringung ,von seßhaft gewesener Bandkeramik und zugewanderter nordischer Kultur geformt hat". Ausgerechnet dieses Bild habe ich zu korrigieren versucht. Die Paura wird von R. gemäß der heutigen Verwaltungseinteilung in den Hausruckkreis verlegt; ihr Landschafts-, Lebens- und Kulturraum ist jedoch der Traungau. Zu den „technischen Unzulänglichkeiten" des Buches übergehend, bemängelt R. das Fehlen eines Planes, „aus dem auch die gelegten Suchgräben ersichtlich sind", denn „dies ist ein Erfordernis, dem heute bereits die meisten Grabungspublikationen entsprechen". Hier verwechselt R. Suchgräben im fündigen Gelände mit solchen im fundleeren. Letztere in Plänen einzutragen, ist sinnlos, sie sind jedoch im Text zu erwähnen. ,,Beim Bildteil" vermißt R. eine Abbildung des Steinpflasters über der mittleren Kulturschicht. Hoffentlich sehen aber alle anderen Leser das Steinpflaster nicht nur in den zahlreichen Profilzeichnungen. sondern auch auf fünf Photobildern. Wenn ich annehme, daß der Hangendlehm über der Steinsohlenschicht vom Paurahügel stammt, so stehe ich damit keinesfalls, wie R. angibt, ,,im Gegensatz zu den Pedologen und Glazialgeologen". Ich denke auch nicht daran, daß dieser Lehm „über dem Steinpflaster einplaniert wurde". Der Höhepunkt der Fiktionen findet sich jedoch in der Rüge: ,,Wie sollte der mit der Literatur weniger Vertraute den Weg zu den Quellen finden, wenn das Buch keine einzige Anmerkung enthält?" Das ist nämlich bereits eine glatte Falschmeldung. Mutmaßlich ist R. darüber erstaunt, daß ich fast alle Quellenhinweise nicht in Fußnoten bringe. Hat R. in der Realenzyklopädie von PaulyWissowa niemals Hinweise gesucht? Kennt er nicht die kurze Begründung bei V. Christian, Altertumskunde des Zweistromlandes (1940)? R. empfindet es „als Mangel, daß Beninger die noch nicht inventarisierten Funde nicht wenigstens für die Publikation mit fortlaufenden Nummern bezeichnet" hat. Es sei daher für jeden sehr schwer und zeitraubend, ,,die unnummerierten Funde mit dem beschreibenden Katalog der Publikation zu identifizieren". Aber auch hier irrt R., denn er übersieht, daß sämtliche Stücke des Kataloges Inventarnummern erhielten. So wird zum Beispiel das bronzene Sichelmesser statt einer nichtssagenden Ziffer immer die lnventarnummer Cl 1/M, 3 tragen, die zugleich die Zugehörigkeit zur horizontalen und vertikalen Fundschicht aussagt. Dadurch ergeben sich, da alle Stücke des Kataloges auch abgebildet sind, eine gute Fundübersicht, ein rasches Auffinden der Abbildung und eine bedeutende Druckersparnis. Doch darüber kann man geteilter Meinung sein, nur sollte man nicht folgern, daß dadurch die Identifizierung erschwert wird, oder vorgeben, es fehle eine Inventarisierung. Es entspricht auch nicht den Tatsachen, daß „Beninger noch dazu dieses System erst in der Mitte des Buches erklärt, es aber schon vorher verwendet". Denn die Erläuterung bringe ich bereits auf Seite 63, und den ersten Gebrauch mache ich aufder vorhergehenden Textseite. 83
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