OÖ. Heimatblätter 1964, 18. Jahrgang, Heft 1/2

kehren wollten, konnte das Recht der Auswanderung in Anspruch genommen werden. Für Hans mag es kein leichter Entschluß gewesen sein, die schöne Heimat, das Vaterhaus, die Verwandten zu verlassen und in ein fremdes Land zu ziehen. Nach allem, was wir von ihm wissen, muß er eine starke und tüchtige Persönlichkeit gewesen sein. Er kam nicht als armer Mann in das Markgrafenland. Er besaß wohl Ersparnisse und konnte über ein ansehnliches Erbe verfügen. Auch die künftige Gattin stammte aus einem vermögenden Hause. So war Hans Bernreuther bald in der Lage, zu Offenbau eine eichstättische Brauerei mit Gast- und Landwirtschaft zu erwerben. Nach dem Tode der Eltern bekam er das ihm zustehende Erbe. ,,Hannß Bernrätter, Preumaister Zu Offenpaw, vnder dem füerstl. Aichstöttischen Gebüett Seßhafft, Quittiert den Ehrbarn Geörgen Bernrätter auf dem Mayrguett Zu Fronberg, Magdalena seiner Ehewüerthin vnnd Ihro Erben, vmb diejenige Erbschafft was vnnd wieuil Ihme aufhinleiben seines Lieb verstorbenen Vatters vnnd Muettern weillend Bernhardten Bernrätters gewesten Außzüglers Zu Fronberg, vnnd Magdalena dessen Ehewüerthin beede seel: Erblichen Zugefallen, das solch an heut Dato Zu seinen Hannden ohne abgang völlig bezalt worden ist, hiemit auf ewig", 3. Julij 164921 • Auch nach dem Tode der Schwester Barbara (gest. 1666) bekommt Hans Bernreuther sein Erbe. In der Abhandlung vom 7. 7. 1666, in der die Ortbauernsölden zu Niedermaggau mit 65 fl. angeschlagen wird, begegnet unter den Erben (den Geschwistern der Verstorbenen) auch „Hannß Bernrätter derzeit Zu offenpau wohnhaft22 " . In einer Erbschaftsquittung vom 18. 9. 1668 heißt es unter anderem: ,,Geörg Bernrätter aufm Mayrguett Zu Fronberg ... Nimbt sich auch seines Bruedern hannsen Bernräther Zu Offenbau im Margraffenlandt Vollmechtigen Gewallts an .. . Von deß Hannß Bernräthers Erbtheill der 28 f. 2 s 7 d macht das Heebgelt 2 f. 6 s 187 / 10 d. Die nachsteur Weillen Er Euangelischer Religion bringt auch 2 f. 6 s l07 / 10 d23 • Die Schwester Maria stirbt als Auszüglerin auf dem Edergut beim Teicht im Jahre 168324 • Hans Bernreuther brachte es in der neuen Heimat bald zu Wohlstand und Ansehen. In den Kirchenbüchern wird er wiederholt als „Herr" bezeichnet. Er begegnet in der Folgezeit als Mälzer und Bräumeister, dann als eichstättischer Wirt und Bierbrauer und als Beisitzer (Schöffe) des Gerichtes zu Obermässing. ,,Auffallend ist, daß er als Untertan des Bischofs zu Eichstätt, zwar auf brandenburgischem Territorium wohnend, seine evangelische Religion beibehalten und selbst als ,Verwandter' zu einem eichstättischen Gericht gewählt werden konnte26 ." Dies ist alles um so höher einzuschätzen, als Hans Bernreuther kein Einheimischer war. Am 15. 10. 1649 wird er mit Margaretha, Tochter des Georg Waldmüller, Besitzers des Berghofes zu Appenstetten bei Thalmässing, getraut. Darüber finden sich folgende Eintragungen in den Kirchenbüchern: ,,Molzer" (Mälzer)/Offenbau (Kopulationsregister Thalmässing - St.Michael). Eintrag in Offenbau (Kopulationsregister): ,,Beisitzer E. E. Gerichts/Obermässing, eichstätt. Wirth u. Bierbrauer"/Offenbau (Vater: t Bernhard, Bauer/,,Fronbergen im Land ob der Enns". - Margaretha Waldmüller (Vater: t Georg [Jörg], Bauer/Appenstetten, Pf. Schwimbach; Mutter: Anna26 ). Hans Bernreuther starb zu Offenbau am 7. 4. 1684 im Alter von 70 Jahren, die Witwe Margaretha am 26. 10. 1687. Unser Exulant wurde der Stammvater aller nach ihm in Franken lebenden Bernreuther, Bärnreuther und Bernreiter27 • Der Ehe des Hans Bernreuther mit Margaretha Waldmüller entsprossen elf Kinder. Sein Beruf wurde auch für die Nachkommen schicksalhaft. Bernreuther wurde der Stammvater einer ganzen Dynastie von Bierbrauern und Wirten. Schon der älteste Sohn, Johann Georg (geb. 28. 4. 1658), erlernte wie sein Vater das Brauhandwerk und verheiratete sich 19. 4. 1691 nach Ober80

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