OÖ. Heimatblätter 1964, 18. Jahrgang, Heft 1/2

Hans Bernrather (Bernreuther) Von Johann Obernhumer t (Linz) Im Zusammenhang mit dem Dreißigjährigen Krieg und der Durchführung der sogenannten Gegenreformation um die Mitte des 17. Jahrhunderts wanderten zahlreiche Österreicher, hauptsächlich Oberösterreicher (Ländler), nach Süddeutschland aus, wo sie vor allem einige evangelische Landesfürsten und Freie Reichsstädte aufnahmen. Weite Gebiete Süddeutschlands, besonders Franken und Schwaben, hatten seit den dreißiger Jahren des 17. Jahrhunderts unter den Kriegswirren schwer gelitten und einen großen Teil der Bevölkerung verloren. Viele Wohnstätten waren zerstört oder standen leer. Ganze Dörfer lagen verödet1 • Die Einwanderung der Exulan ten war daher den Landesfürsten und den Grundherren im allgemeinen willkommen. Es konnte ihnen nur erwünscht sein, wenn neue Bewohner in das Land kamen und die brachliegenden Felder wieder bebauten. Wer Geld mitbrachte, konnte sich leicht und billig ankaufen, anderen wurde der Kaufpreis gestundet, wieder andere konnten einheiraten. Bald regte sich frisches Leben in dem verwüsteten Land. Mit Recht wendet sich neuestens Lehnert2 gegen die vielfach eingebürgerte Übung, die Exulanten grundsätzlich als „Glaubensflüchtlinge" zu bezeichnen. Sicher war das Festhalten am evangelischen Bekenntnis für viele ein Hauptgrund der Auswanderung, aber bestimmt nicht der einzige Grund. Für das Verlassen der alten Heimat waren oft auch wirtschaftliche Gründe maßgebend. Zunächst waren es meist junge Leute, die in die entvölkerten Gebiete des Reiches zogen, um sich dort eine Existenz zu gründen. Der große oberösterreichische Bauernkrieg des Jahres 1626, der als blutiges Zwischenspiel im Dreißigjährigen Krieg die Augen ganz Europas auf das „Ländlein ob der Enns" zog, hatte überdies zu einem wirtschaftlichen Tiefstand geführt. Die Exulanten hielten die Verbindung mit der Heimat oft noch lange aufrecht, was bei dem damaligen Zusammenhang Österreichs mit dem übrigen Reich nicht allzuschwer war. Auch eine Rückkehr für kurze Zeit war nicht ausgeschlossen. Anlässe für solche Rückreisen waren zum Beispiel die Ordnung finanzieller Angelegenheiten (Erbschaften) oder die Abholung zurückgebliebener Familienangehöriger. Der weitaus größte Teil der oberösterreichischen Exulanten stammte bezeichnenderweise aus dem kargen Mühlviertel, besonders aus dem nördlichen Teil (Gegend um Leonfelden, Freistadt), nur ein geringer Prozentsatz kam aus dem Hausruckviertel. Hier ist die Gegend um Natternbach-Neukirchen am Walde (Gerichtsbezirk Peuerbach) auffallend stark vertreten. Für das Gebiet der alten Pfarre Natternbach (mit Neukirchen) konnten bisher ungefähr 50 Namen von Exulanten mit Sicherheit festgestellt werden, die meisten davon im Gebiet des evangelischen Dekanates Thalmässing in Mittelfranken (heute Landkreis Hilpoltstein). Auch in den oberösterreichischen Herrschaftsprotokollen des 17. Jahrhunderts kommen bei den Abhandlungen wiederholt Personen vor, die sich außer Landes befanden oder dort gestorben sind, wohl auch meist Exulanten. Daneben finden sich in den Quellen, besonders in den evangelischen Kirchenbüchern, noch andere bekannte Namen, ohne daß sicher festgestellt werden kann, daß deren Träger aus der Gegend um Natternbach stammten 3. Im folgenden soll über einen Exulanteh aus der Pfarre Natternbach, der nach Franken auswanderte, kurz berichtet werden. Es ist dies Hans Bernrather (verschiedene Schreibweisen!), der sich später vorzugsweise Bernreuther schrieb. Der Familienname weist eindeutig auf 77

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