OÖ. Heimatblätter 1964, 18. Jahrgang, Heft 1/2

froh war, wieder ~u Hause .zu sein. Sehr verlangsamt .wurde die .Fahrt durch die vielen Mauten und Zölle. Maut von Muta, Messen entspricht dem griechischen telos oder Zoll, einer Abgabe von den Waren, die zu Geschäftszwecken auf weitere Strecken transportiert wurden5 • Erst seit dem 19. Jahrhundert gilt Zoll für die großen Abgaben an den Landesgrenzen und· Maut für die Benützung der Straßen, auch der nassen, im Innern. Die Verzollung an den Grenzen ist erst seit Maria Theresia eingeführt. Die Maut wurde teils nach der Menge, teils nach dem Gewicht festgesetzt und änderte sich immer wieder. Wir wollen nun eine Fahrt flußabwärts bis Wien mitmachen, wie sie uns ein Bericht aus 1586 schildert6 : ,,Zu Steyr sagt man sich an, gibt aber dem Mautner nichts." 1624 ist vom Mautner nicht die Rede. Er kam wohl irrtümlich in den Text. Kaum hatte man also die große Ennsschleife passiert, mußte schon Halt gemacht werden. ,,Zu Enns sagt man sich an in des Fürsten Maut, gibt zween Ennstaler Käs und zween Filzschuech. Sie wölln eill' Kerzenstöckl oder Geld dafür haben, hat anno 1555 6 s .3i bezahlt werden müssen." 1624 war nur von 2 Ennstaler Käsen die Rede. Es dürfte sich vielleicht um den bekannten Schafkäse handeln, wie er bei den Bauern südlich Steyr vorkommt. In Obersteier hatte das Stift viele Besitzungen, die „Schwaigen", die „Schwaigkäse" lieferten. Die 2 Schwaigkäse oder 2 .3i, wie es später heißt, bekamen Richter und Rat von Enns, die Pfandinhaber der Maut, als „Naturalehrung". Die Fahrt ging weiter. Zu „Ybbs sagt man sich an in des Fürsten Maut und gibt 4 Ennstaler Käse, zween Filzschuhe und I Kherzenstock mit 3 Pfund Wachs schwer." 1624 waren es 2½ Pfund Wachs. Die auf dem rechten Donauufer gelegene Maut zu Ybbs war eine landesfürstliche7 und, wie Enns und Wien, sehr alt. Die Mautner waren landesfürstliche Beamte. 1489 hatte Mathias Corvinus den Prälaten Mautfreiheit für das doppelte Maß Wein bewilligt. 1586 baten Abt und Konvent8, die Naturalehrungen in Geld abzulösen, und zwar I Käs 15 kr, bisher l fl., 1 Paar Filzschuhe 3 s, ein Wachsstock zu dritthalb (2,5) Pfund, je Pfund 12 kr - 30 kr, was bis auf Widerruf bewilligt wurde. Die Fahrt ging weiter. Bisher hatte man wohl einen oder zwei Tage gebraucht, je nachdem das Wetter war. Die Herbstnebel hinderten oft an der Weiterfahrt. ,,Zu Stain sagt man sich an in des Fürsten Maut mit dem Lesgeschirr (gemeint sind die leeren Fässer, deren Zahl man angeben mußte, wohl zur Kontrolle für die Aufwärtsfahrt) und gibt 4 Enntaler Käse, 4 Filzschuch und ein Kerzstück mit drei Pfund Wachs schwer." Auch Stain war eine alte Mautstelle, die dem Landesfürsten gehörte. Wachsstöckl wurden bis in die jüngste Zeit als Geschenke an die Kirchenangestellten gegeben. Nun war man durch die Wachau gekommen und hatte im Klosterhof zu Wesendorf das Nötige abgeladen, ebenso im Stiftshof in Krems, wo ein Teil der Hofleute ausstieg. Unterdes fuhr der Rest unbehelligt durch Mautstellen nach Wien bzw. Nußdorf. Dort wurde das Floß geräumt. Im Stiftshof zu Nußdorf blieb man einige Tage, um den Wein aufzuladen bzw. die Weinlese zu überwachen und die Hohenau9, die bereits am Ufer wartete, zu beladen9. Auch fürs Laden hatte der Lösmeister eine eigene Instruktion10 • ,,Wenn die Möst zusammen gebracht, dem Schefmann zeitlich (rechtzeitig) zu beschreiben, damit sie strags (bald) aus dem Land befördert werden. Wenn die Wein beisammen, unden am Wasser den Ansitzern11 (Schöfleuten) mit großem Ernst ermahnen; in Mauten achtgeben, daß· nicht zu viel und zu wenig bezahlt werde." Es wurde nicht bloß Wein mitgenommen. So erhielt im gleichen Jahre der Lösmeister den Auftrag, ,,4 Gutschi Roß zu kaufen und Safran und wenn er wohlfeil (billig) ein Viertel mehr nehmen". Es wurde auch weiße Arbes (Erbsen) und Brein (Hirse entkörnt) mitge70

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