OÖ. Heimatblätter 1964, 18. Jahrgang, Heft 1/2

Garstner Klosterfahrten ins Weinland Von Josef Aschauer (Laussa) Seit Jahren sind Bestrebungen im Gange, um die Kultanerkennung des heiligen Bertold durchzuführen. Dieser erste Abt des altehrwürdigen Klosters an der Enns war nicht bloß Seelsorger, er hat auch in wirtschaftlicher Hinsicht für seine Klosterfamilie viel getan. So bekam er durch seine verwandtschaftlichen Beziehungen Gebiete im Waldviertel, besonders auch mehrere Weinberge. Im Laufe der Zeit wurden sowohl in der Wachau als auch im Wiener Boden durch Schenkungen, Kauf und Tausch zahlreiche Weinberge erworben. Es galt, alle Jahre den Weinsegen zu bergen durch eine Fahrt ennsabwärts von Garsten zur Donau und dann bis Nußdorf, von wo es wieder heimwärts ging. Wir machen im Geiste diese Fahrt, die noch in der „guten, alten Zeit" spielte, mit. Bevor der „Hofzug" die Fahrt auf dem Wasser abwärts antrat, mußte allerhand zugerichtet werden. Des Klosters Zimmermann mußte zwei Bauflöße, aus 36 Stamm Holz bestehend, zurichten1 • Dann kamen die Hofleute mit dem P. Hofmeister, gewöhnlich ein Mönch, und dem Hofkellner aufs Floß. In späterer Zeit wurde auch auf Schiffen talwärts gefahren, anfänglich nur mit Flößen, die dann verkauft wurden. In den nahen Bergen mochte schon Schnee liegen, denn die Fahrt begann Mitte September bis anfangs Oktober, je nach der Reife des Weines. Einmal, 1620, zogen die Leute zu Roß ins Weinland, weil die Soldaten Flöße und Schiffe aufgekauft hatten, um nach Ungarn abzuziehen2 • Manchmal reiste auch der Abt mit. Steyrer Musikanten bliesen den Abschiedsgruß und wünschten gute Fahrt. In einem „Memorial der Lösführ3 " ist uns die Ladung überliefert: 4 Schachentülln (Floßholz, aus dem dann die großen Flöße auf der Donau zusammengestellt wurden und das dann zu Brennholz genommen wurde), 1200 Emer leere Fässer, 20 Schöber Heu für die Pferde, die den Schiffszug bergauf zogen, 40 „Schwaben" (Strohbündel zur Streu), 30 Pfund Heu, 4 Brunnröhren (für die Klosterbauten im Weinlande), ein Pfund Grobgättereisen (Tauschobjekt, besonders in Krems gesucht), ¾ Metzen Gries, ½ Metzen Herrenmehl, 6 Metzen Gsindmehl, 1 / 8 M. Gerste, 30 Leibe! Gsindbrot, 26 weiße und ebensoviel schwarze Laib Brot, eine Löswaage, ein Kalkfaß (zur Ausbesserung der Mauern in den Weingärten, denn dort war er Mangelware und wurde besonders in Krems eingeführt), l Floß mit geschnittenem Ruder (im Gegensatz zu solchen, die ausgehackt waren, wie es ja noch bis in die jüngste Zeit Schaufelhacker gab), Hühner, Gänse und Eier, 4 Salzfuder (ein Fuder Salz= 60 kg), 5 Ausseer Stöckl (Salz aus den alten Schenkungen ans Kloster Garsten), Kraut und Rüben, 30 Pfund Schmalz, 2 Emer Wein für die Fletzer, 2 Emer Bier, ein „Khelln" (?) mit 24 Kandln, 3 Schnitten Stockfisch, 2½ Pfund Kerzen, Raiff und Band für die Fässer und schließlich Habern. Die Fahrt dauerte je nach Witterung l O bis 20 Tage, weil überall angelegt werden mußte und die Fletzer (Schiffsleute) allezeit durstige Kehlen hatten. Sie und das übrige Gesinde waren Leute aus Garsten, die von dem Mitgebrachten verpflegt werden mußten. Manches wurde in den Stiftshöfen zu Krems, Wösendorf und Nußdorf gebraucht, so das Salz. Auch Weinstecken wurden als Fracht geladen. So wurden die Untertanen im Kürnberger Forst verpflichtet, alle Jahre 2000 Weinstecken (= 2 Fuder) zu liefern•. Die Fahrt mag manchmal reizvoll gewesen sein, hatte aber auch ihre Gefahren. Der reißende Strom, Stürme und Nebel brachten die Schiffer oft in Gefahr. Kein Wunder, daß man 69

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2