als solcher auch hohe privatrechtliche Funktionen aus. Auch er nahm an juristischen und philosophischen Disputationen an der Universität Ingolstadt teil. Ein Bruder Rudolphs von Sprinzenstein, Simon Hieronymus, war Reichshofrat Kaiser Ferdinands II. Sein Sohn Ferdinand Maximilian bekleidete höchste Staatsämter und wurde im Jahre 1668 Präsident des Staatsrates unter Kaiser Leopold I. Damals stand die Familie, die im Jahre 1646 in den Grafenstand erhoben worden war, auf der Höhe ihres Ansehens und Reichtums. In späterer Folge zersplitterte sich allerdings der große Besitz durch Erbteilungen und Übergang auf weibliche Mitglieder der Familie. Ein Bruder des obengenannten Simon Hieronymus war Wenzel Reichard; dessen Enkel Franz Ferdinand wurde im Jahre 1704 Kämmerer Kaiser Leopolds I., dann im Jahre 1721 Kaiserlicher Geheimer Rat bei Kaiser Karl VI. und erhielt von diesem als Auszeichnung sein mit Brillanten gefaßtes Bildnis. Er war von 1715 bis 1720 Präsident der Landstände Oberösterreichs. Er war verehelicht mit Maria Ernestine Gräfin von Hoyos. Die Tochter aus dieser Ehe vermählte sich wieder mit einem Grafen Hoyos und begründete mit diesem die Linie Hoyos-Sprinzenstein. Auch in der Folge bekleideten alle Mitglieder der Familie Sprinzenstein hohe kaiserliche Ämter als Kämmerer und Offiziere. Sie zeichneten sich vielfach in Kriegszügen aus. Schon Hieronymus Freiherr von Sprinzenstein vermehrte den Familienbesitz, indem er zur Stammherrschaft Sprinzenstein auch die Herrschaft Neuhaus an der Donau erwarb. Im Jahre 1536 überließ ihm König Ferdinand Schloß und Herrschaft Neuhaus als Pfand gegen ein Darlehen von 7000 Gulden. Im Jahre darauf aber belehnte der König Hieronymus mit Neuhaus, und Kaiser Rudolph II. verkaufte es Hans Albrecht von Sprinzenstein wegen seiner großen Verdienste. Im Erbwege aber schied es im Jahre 1732 aus dem Besitze der Familie Sprinzenstein wieder aus. Der Enkel des Hieronymus Freiherr Rudolph von Sprinzenstein kaufte im Jahre 1625 die Herrschaft Piberstein, die aber im Jahre 1668 wieder verkauft wurde. Die größte Besitzvermehrung gewann die Familie unter Rudolphs Bruder Wenzel Reichard, der im Jahre 1633 die Herrschaften Reichenstein und Greissenberg, im Jahre 1637 die Herrschaft Tolleth und im Jahre 1650 die Herrschaft Eggenberg, alle in Oberösterreich, ankaufte. Einen zweiten größeren Gebietszuwachs brachte Graf Ferdinand Maximilian, der die Herrschaften Drosendorf, Horn und Rosenberg in Niederösterreich käuflich erwarb. Sein Vater Simon Hieronymus war durch seine Heirat im.Jahre 1618 in den Besitz der Herrschaften Gilgenberg und Waidhofen an der Thaya in Niederösterreich und imJahre 1625 durch seine zweite Gemahlin Emilia Wacker von Wackenfels in den Besitz mehrerer Herrschaften in Schlesien gelangt. Sein Onkel Johann Ernst Freiherr von Sprinzenstein, Sohn des Hans Albrecht, erhielt als Mitgift seiner Gemahlin, einer Freiin von Rechenberg, im Jahre 1609 ebenfalls schlesische Güter, und zu diesem schon vorhandenen schlesischen Besitze kam im Jahre 1788 durch die Vermählung des Grafen Joseph II. von Sprinzenstein mit Maria Gräfin von Chorinsky noch die Herrschaft Groß-Hoschütz, die erst durch die Enteignung im Gefolge des zweiten Weltkrieges verlorenging. Auch Angelica Gräfin von Salburg brachte ihrem Gatten Johann Graf von Sprinzenstein im Jahre 1814 schlesische Güter sowie die Herrschaft Sallaberg in Niederösterreich zu. Es ist also ein beträchtlicher Besitz, der einst der gräflichen Familie zugehörte; wenn man anfügt, daß im Laufe der Jahrhunderte und im Wechsel der Besitzverhältnisse noch vierzig Landgüter und Edelsitze Eigentum der Familie Sprinzenstein waren, so kann man verstehen, 65
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2