OÖ. Heimatblätter 1964, 18. Jahrgang, Heft 1/2

des Herzogs Franz Sforza in Mailand ein. Es scheinen verwandtschaftliche Beziehungen gewesen zu sein, die ihn nach Mailand brachten; denn hier lebte eine Familie Riccio, die mit dem Herzoge einige Zeit in Zerwürfnis sich befand, auf Grund dessen der Herzog den Besitz der Riccio einzog. An dem Einspruche gegen diese Güterbeschlagnahme beteiligte sich auch unser Paul Riccio, was auf eine Familienzugehörigkeit schließen ließe. Als die Familie Riccio im Jahre 1522 ihre Güter vom Herzoge von Mailand wieder zurückerhalten hatte, forderte Paul Riccio eine Abfindung, die er in Bargeld von Johann Hieronymus Riccio auch tatsächlich erhielt, und zwar auf Grund einer Abmachung, die im Schloßarchive von Sprinzenstein erliegt. Der Name des älteren Sohnes des Paul Riccio, Hieronymus, könnte in Zusammenhang mit diesem Johann Hieronymus in Mailand stehen. Anderseits weist ein im Sprinzensteiner Schloßarchiv vorhandener Gerichtsakt aus, daß Paul Riccio und seine Gattin Monica in Pavia ein Haus besaßen. Ernst Graf von Sprinzenstein, der die Familiengeschichte schrieb, führt in dieser an, daß diese Monica eine geborene Visconti war. Doch fehlt für diese Annahme, wie auch für die Hohenecks, daß Paul Riccio mit Bianca Gräfin von Zimmern vermählt war, die urkundliche Bestätigung. Der Hausbesitz in Pavia kann darauf schließen lassen, daß Beziehungen des Paul Riccio zu den Riccio in Pavia bestanden. Eine blutsmäßige Verwandtschaft festzustellen, ist urkundlich nicht möglich. Das ·wappen des Paul Riccio zeigt drei Igel in rotem Felde; alle Familien Riccio führen die Igel im Wappen; es ist ein redendes Wappen, weil riccio im Italienischen Igel heißt. Dieses ursprüngliche Familienwappen ging dann auch in das Wappen über, das Paul Riccio bei seiner Erhebung in den Freiherrenstand im Jahre 1530 erhielt. Man muß sich das Wesen der damaligen Zeit um 1500 mit seiner Willkür und Sorglosigkeit vergegenwärtigen, um eine Erklärung für die Unauffindbarkeit von Belegen über die Abkunft des Paul Riccio zur Hand zu haben. Fest steht, daß Paul Riccio nach seiner Promovierung zum Doktor einige Zeit Professor der Philosophie an der Universität Pavia war, hernach aber am Hofe des Herzogs Franz Sforza von Mailand tätig war, wobei nicht klargestellt werden kann, in welcher Eigenschaft er dort wirkte. Jedenfalls oblag er in jener Zeit bedeutenden wissenschaftlichen Forschungen, deren Gebiet hauptsächlich das Studium des Talmud und seine Übersetzung ins Lateinische war. Die Ergebnisse seiner Studien legte er in einer Reihe wissenschaftlicher Werke nieder, die in den Jahren 1507 bis 1514 in Druck erschienen. Mit diesen wissenschaftlichen Arbeiten erwarb er sich hohes Ansehen und den Ruf großer Gelehrsamkeit und die Gunst des Herzogs Franz Sforza. Kaiser Maximilian I., der Schwager des Herzogs von Mailand, wurde von diesem auf Paul Riccio aufmerksam gemacht. Kaiser Maximilian nahm größten Anteil an den Bestrebungen der damaligen Geistesrichtung, des Humanismus, und an seinen wissenschaftlichen Werken. Paul Riccio war eine bedeutende Persönlichkeit und sein Studium fand allgemeine Beachtung und Anerkennung. Daher war dem Kaiser die Bekanntschaft mit Paul Riccio hochwillkommen, und es ging ihm darum, diesen Mann an sich und in seinen engeren Kreis, zu dem namhafte Künstler und Gelehrte gehörten, zu ziehen. Er übernahm ihn in seine Dienste und ordnete an, daß ihm ein Beamtengehalt ausbezahlt werde, damit er sich seiner wissenschaftlichen Arbeit ungestört widmen könne. Nach dem Tode Kaiser Maximilians im Jahre 1519 finden wir Paul Riccio in den Diensten seines Enkels, des deutschen Königs Ferdinand. Er wurde der Leibarzt der Königin Anna, Gemahlin Ferdinands, später auch ihrer Töchter. Neben diesen Obliegenheiten gingen seine wissenschaftlichen Arbeiten weiter, für deren Finanzierung König Ferdinandjwesentlich 62

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