OÖ. Heimatblätter 1964, 18. Jahrgang, Heft 1/2

hätten völlig verschwinden lassen; nun aber, nach em paar .Aufbrausungen meinerseits, scheint es ein für allemal gerettet !" Dieses Auftrumpfen Stelzhamers erwies sich freilich als ein Pyrrhussieg. Sein Lesebuch wurde nie gedruckt, sondern im Archiv des Unterrichtsministeriums eingesargt. Erst nach vielen Vorsprachen und Eingaben erhielt der Dichter das schon verloren gegebene Werk am 24. November 1873, also ein halbes Jahr vor seinem Ableben, endlich zurück. Auch das Honorar wurde zur bitteren Überraschung. Statt der fest erhofften 800 Gulden waren es bloß deren 500, und auch von diesen wurde der Vorschuß von 150 Gulden noch abgezogen, als es endlich am 1. Juli 1850 ausbezahlt wurde. Stelzhamer empfand zeitlebens die Behandlung seiner Person wie seines Buches durch das Ministerium als schwere Kränkung, fühlte sich schmählich hintergangen und machte vor allem den Minister Grafen Thun für dieses Vorgehen verantwortlich. Er hat damit über das Ministerium wie dessen Chef zu hart geurteilt. Aus dem folgenden, im Archiv des Wiener erzbischöflichen Amtes für Unterricht und Erziehung verwahrten und durch dessen wissenschaftlich-literarischen Mitarbeiter Dr. Karl Pleyer den „Oberösterreichischen Heimatblättern" zur Veröffentlichung übermittelten Aktenwechsel geht nämlich klar hervor, daß Unterrichtsminister Graf Thun am 27. Jänner 1851 persönlich Stelzhamers Schullesebuch dem fürsterzbischöflichen Consistorium zur Begutachtung übersandte und ihm eine günstige Beurteilung nahelegte. Er wollte es entweder ganz oder doch teilweise als Prämienbuch für Schulen im katechetischen Bücherverlag herausbringen. Das Consistorium übergab am 12. Februar 1851 Stelzhamers Manuskript dem Kanonikus und Schuldistriktsaufseher Andreas Kastner zur Stellungnahme. Wie aus dem Bericht des Consistoriums an das Ministerium vom 5. März 1851 hervorgeht, erstellte dieser ein durchaus ablehnendes Gutachten, dem sich das Consistorium anschloß. Daher mußte Unterrichtsminister Graf Thun auf seine löbliche Absicht verzichten, das Lesebuch Stelzhamers, welches zwar „nicht als gelungen betrachtet werden kann, dennoch eine nähere Betrachtung verdient", wenigstens als Prämienbuch zu verwerten. * Vom Ministerium des Kultus und Unterrichtes An das fürsterzbischöfliche Consistorium 1019 51 Wien1 Unter den Versuchen, welche bisher gemacht worden sind, die bisherigen „kleinen Erzählungen", durch ein besseres Schulbuch zu ersetzen, ist das nebenliegende Manuskript eines von denjenigen, welches, wenn es gleich bei den strengen Anforderungen, welche an ein neues Lesebuch für Volksschulen gestellt werden müssen, nicht als gelungen betrachtet werden kann, dennoch eine nähere Beachtung verdient. In Erwägung dieses Umstandes, und von dem \i\Tunsche geleitet, diese Arbeit doch auf eine nützliche Art zu verwenden, theile ich es dem f. e. Konsistorium mit dem Ersuchen mit, es in der Richtung zu prüfen, ob es nicht entweder ganz oder doch theilweise als Prämienbuch für Schulen empfohlen, und in den katechetischen Verlag der Schulbücher Verschleißadmaon zu Wien aufgenommen werden könnte, indem es meines Erachtens zu einer solchen Verwendung neben anderen Büchern ganz wohl geeignet ist. 58

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