OÖ. Heimatblätter 1964, 18. Jahrgang, Heft 1/2

Das Gefecht bei Lambach 1805 Von Günther Probszt (Graz) Peter Wallner hat in den „Oberösterreichischen Heimatblättern", Jg. 17 (1963), H. 1/2 auf Seite 3 ff. unter dem Titel „Franzosen und Russen im Herbst 1805 in Oberösterreich" eine anregende Studie über diesen Feldzug verfaßt und als Abbildung 2 auch ein bisher unbekanntes Bildnis des bei Lambach am 31. Oktober (nicht 31. November!) gefallenen Kaiser-Husarenobersten Anton Freiherrn von Graf beigebracht. Ich habe von 1908 bis 1916 vom Leutnant bis zum Rittmeister als aktiver Offizier in dem Regimente Kaiserhusaren Nr. 1 gedient und kann aus der Regimentsgeschichte einiges über das Gefecht bei Lambach und den Heldentod des Obersten beisteuern1 • Das Regiment war bei Kriegsausbruch zu Zolkiew (Galizien) konzentriert und erhielt Anfang August 1805 den Befehl, sich auf Kriegsstand zu setzen. Kaum war dies durchgeführt, überbrachte eine zweite Estafette den Befehl, sofort aufzubrechen und zu dem Korps Feldmarschalleutnant Kienma.yer in Bayern zu stoßen. Auf Grund des erhaltenen Befehls brach das Regiment am 15. August in zwei Kolonnen auf, marschierte durch Galizien, wurde am 1. September auf Kriegsfuß gesetzt und erreichte, nachdem Oberst Baron Graff2 noch während des Marsches auf den Kriegsschauplatz das Regimentskommando übernommen hatte, am 6. Oktober Braunau, am 7. Alt-Ötting und endlich am 10. üb~r München Dachau, wo es von Feldmarschalleutnant Kienmayer besichtigt wurde und die Vorposten bezog. Während des Anmarsches der Kaiserhusaren, der seit Überschreitung der galizischen Grenze ohne Rasttage zurückgelegt worden war, hatte die österreichische Armee noch im September: den Inn überschritten und war in Bayern vorgerückt. Der Armeekommandant Feldmarschallleutnant Baron Mack, der den Anmarsch der Franzosen durch den Schwarzwald erwartete; beabsichtigte an der Iller die Ankunft seiner Nachschübe und des russischen Hilfskorps unter dem General Kutuww abzuwarten, der jedoch erst Ende Oktober mit bloß 30.000 Mann am Inn anlangte3 • Ulm mußte infolge der verfehlten Dispositionen Macks am 20. Oktober kapitulieren. Nur wenigen Truppen des kaiserlichen Heeres gelang es, sich dieser Katastrophe zu entziehen, darunter auch dem Korps Kienmayer, das sich, ursprünglich zur Beobachtung der Donaustrecke Regensburg-Donauwörth bestimmt,_nun über München an den Inn zurückzog. Gerade zur rechten Zeit; denn schon am 25. Oktober war Kaiser Napoleon in München eingetroffen. Die Alliierten sahen sich außerstande, den an Kräften weit überlegenen Franzosen mit Aussicht auf Erfolg Widerstand zu leisten. Sie beschlossen daher, langsam zurückzuweichen und jede entscheidende Schlacht so lange zu vermeiden, bis durch das Eintreffen der erwarteten Verstärkungen das numerische Gleichgewicht hergestellt war. Am 26. Oktober begann Kutusow mit den Russen den Rückzug von Braunau über Altheim und den Hausruck nach Lambach. Am folgenden Tage folgte das österreichische Korps Merveldt, der an die Stelle Kienmayers getreten war. Ein gemeinsames Oberkommando gab es nicht. Gegen Braunau und Mühldorf am Inn wurden Arrieregarden (Nachhuten) zurückgelassen. Eine davon unter Generalmajor Schustekh mit 4 Bataillonen und 12 Eskadronen (darunter auch dem Regiment Kaiserhusaren) war bei Altheim postiert. Am 30. Oktober stieß die französische Vorhut unter Murat auf Schustekhs Nachhut, verfolgte die weichenden Österreicher mit weit überlegenen Kräften und warf Schustekh bis nach 54

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