OÖ. Heimatblätter 1964, 18. Jahrgang, Heft 1/2

Betriebsangehörige Kepplingers: der Bildhauer i. R. RudolfNagengast (geboren am 26. 2. 1882 .in Ottensheim, wohnhaft im Markte, Linzer Straße 24·) und der Tischlermeister i. R . Georg Förg (geboren am 20 . 3. 1881 in Ottensheim, Markt 59, bis zu seinem Tode am 15. Dezember 1962 wohnhaft im Markte, Innerer Graben 4). Rudolf Nagengast war im Mai 1895 als Dreizehnjähriger - noch zum Besuch der damals üblichen „Sonntagsschule" verpflichtet - zu Kepplinger in die Lehre gekommen, hatte seine Lehrzeit und sein Gesellenjahr redlich ,,abgedient" und war auch nach des Meisters frühem Tode dem Betriebe treu geblieben. Der große Marktbrand am 7. Juni 1899, dem ungefähr drei Viertel aller Häuser des Marktes zum Opfer gefallen waren, hatte Nagengast übel mitgespielt: all seine Habe war dabei verlorengegangen; sogar seine Schuhe waren verbrannt. Im Jahre 1900 ging er mit Kepplingers Sohn Johann auf die Wanderschaft. Georg Förg hatte erst später - am 7. Februar 1903 - in der Werkstatt der Witwe des Meisters, Frau Anna Kepplinger, zu arbeiten begonnen. Der damalige Werkführer hatte Josef Huber geheißen. Nach etwa halbjähriger Mitarbeit war Georg Förg am 15. August 1903 aus dem Betriebe - kurz vor dessen Auflösung - ausgetreten. Diesen beiden, geistig wie körperlich damals noch sehr frischen und rüstigen Männern verdankt der Verfasser fast alle wichtigen mündlichen Mitteilungen über Josef Kepplinger, seinen Wirkungsbereich und seine Familie. Sie beschrieben den Meister als einen klein gewachsenen Mann mit langem Blondhaar und Spitzbart. Mit Vorliebe trug er ein braunes Samtgewand und einen breitkrempigen Plüschhut. Sein Humor und sein oft sehr scharfer, treffender Witz waren ortsbekannt. Zu seiner Originalität gehörte es auch, daß er ein begeisterter Kneipp-Anhänger war. Nicht selten nahm er zur Winterszeit während einer Geschäftsreise ein kaltes Bad im Freien. Fand er einen Bach zugefroren, wenn es ihn gerade nach einer solchen „Erfrischung" gelüstete, so ließ er das Eis aufhacken, badete im eiskalten Wasser, zog sich dann wohlgelaunt wieder an und wanderte weiter. Bei dieser spartanischen Neigung zur Abhärtung war er aber zugleich sehr gesellig und deshalb auch in weiten Kreisen beliebt. In Bauangelegenheiten wandte man sich gern an ihn; auf diesem Gebiete wurden seine klugen Ratschläge sehr geschätzt. Josef Kepplingers Ehe mit Anna Simader entsprossen vier Kinder. Ihre Namen und wichtigsten biographischen Daten lauten: l. Anna Kepplinger: Am 29. Mai 1878 um halb acht Uhr abends im Hause Markt 53 geboren, am 30. Mai 1878 getauft; im Alter von 18 Tagen am 15. Juni 1878 gestorben; Todesursache: Schwämmchen8 • 2. Josef Kepplinger: Am 11. Juni 1879 um halb sieben Uhr abends im Hause Markt 53 geboren, am 12. Juni 1879 getauft. Er erlernte den Bildhauerberuf und arbeitete im Betriebe seines Vaters. Von ihm wird berichtet, daß er sehr musikalisch war und deshalb auch bei der Ortsmusik mitwirkte, bis er aus gesundheitlichen Gründen ausschied. Am 2. Februar 1903 starb er - unverheiratet und noch nicht einmal 24 Jahre alt - an Lungentuberkulose•. 3. Johann Evg. Kepplinger: Am 26. Dezember 1881 um dreiviertel fünf Uhr früh im Hause Markt 77 geboren, am selben Tage getauft1°. Sein Vater gab ihn, als er das entsprechende Alter erreicht hatte, zu einem Aschacher Tischlermeister in die Lehre. Er vollendete zwar seine Ausbildungszeit, gründete jedoch keine eigene Werkstätte, sondern arbeitete stets - abgesehen von seinen vier Militärjahren während des ersten Weltkrieges, die er zum Großteil in Italien und Polen verbrachte - im Dienste verschiedener Baugesellschaften und 4* 51

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