OÖ. Heimatblätter 1964, 18. Jahrgang, Heft 1/2

Josef Kepplinger, der Stammvater des Ottensheimer Altarbaues Von Josef Mittermayer (Oberneukirchen) Weit über hundert Altäre und noch viele kleinere Kircheneinrichtungsstücke haben von Ottensheim aus die Fahrt zu ihren Bestimmungsorten - nicht selten über die Grenzen unseres Staates hinaus - angetreten. In der Gegenwart werden im Altarbaubetriebe Rabeder (Ottensheim, Tabor 1), den seit dem Jahre 1934 Herr Rudolf Rabeder, der Sohn des Gründers Simon Rabeder, leitet, Altäre, Kanzeln, Kirchen- und Profanmöbel hergestellt. Simon Rabeder, der diesen Betrieb im Jahre 1903 ins Leben rief, war vorher Werkführer in einer viel größeren Altarbauwerkstätte gewesen: im Altarbaubetrieb des Josef Kepplinger. Eine Chroniknotiz aus dem Jahre 1894 beweist, wie ansehnlich damals dieser Betrieb war: Altarbauer Josef Kepplinger ließ, nachdem er den hundertsten Altar aufgestellt hatte, als Danksagung ein heiliges Amt halten, dem er mit 34 Gesellen und Lehrlingen beiwohnte1 • Da also schon im August 1894 hundert Altäre aus dem Betriebe Kepplingers hervorgegangen waren, darf man annehmen, daß diese Zahl im Laufe der folgenden Jahre noch stark anstieg. Zweifellos ist diese Altarbauwerkstätte als der bedeutendste Betrieb anzusehen, den der Markt Ottensheim in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts besaß. Über die Geschichte dieses Betriebes und über den Werdegang, die Erfolgsjahre und den Tod seines Gründers hat der Verfasser alles erreichbare Material gesammelt und in der vorliegenden Arbeit vereinigt. Josef Kepplinger stammt aus St. Peter am Wimberg. Im dortigen Abstritzhäusel (Kasten Nr. 46) erblickte er am l. Juli 1849 als Sohn der Häuslerseheleute Josef und Anna Maria Kepplinger das Licht der Welt2 • Der Vater Josef Kepplinger übte das Maurergewerbe aus. Der junge Kepplinger erlernte das Tischlerhandwerk und war als Geselle beim Tischlermeister und Hausbesitzer Thomas Pühringer in St. Peter Nr. 31 (oder 61) tätig. In St. Peter verbrachte Kepplinger seine an Entbehrungen und Arbeit reiche Jugend als schnitzfreudiger Hüterbub, Landarbeiter, Tischlerlehrling und Tischlergeselle. Seine reifen Mannesjahre hingegen, die ihn viel Erfolg und Ruhm ernten ließen, verlebte er im Donautal. Am 26. Oktober 1875 schloß er die Ehe mit Anna Simader, der am 21. März 1840 geborenen, also um neun Jahre älteren Tochter des Josef und der Franziska Simader, des Besitzerehepaares am Simadergute (St. Peter a. W., Simaden Nr. 2). Die Trauung fand jedoch nicht in St. Peter a. W., sondern in Ottensheim durch den Ottensheimer Pfarrvikar P. Eduard Riepl statt; dieser bedeutsame Vorgang leitete also bereits - als wahrer Beginn eines neuen Lebensabschnittes - in den zukünftigen Wirkungsort über3 • Das junge Ehepaar hatte in Ottensheim ein Haus gekauft. Mit Wirkung vom 26. Oktober 1875 - also am Hochzeitstage - wurdenJosefund Anna Kepplinger als Besitzer des „Herbstenhäusels" (damals Markt Nr. 53; heute Linzer Straße 8, Eigentümer: Dr. Ludwig Domorazek) ins Grundbuch eingetragen4 • In diesem Hause begann der Meister eine kleine Tischlerei einzurichten. Damit fing Kepplingers beruflicher Aufstieg an. Bald wurden dem künstlerisch begabten und strebsamen Tischlermeister die Räumlichkeiten des „Herbstenhäusels" für die Durchführung seiner Pläne zu klein. Er behielt dieses Gebäude zwar insgesamt 17 Jahre lang, doch erwarb er schon am 12. September 1881 dazu noch ein größeres Haus in der Nähe 4 49

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