OÖ. Heimatblätter 1964, 18. Jahrgang, Heft 1/2

Hackl nicht ein, weiterer Theater-Betrieb im alten Zustande war aber behördlich nicht mehr zulässig. Hackl verwendete die Räume zu anderen Zwecken, die alte Bühnenausstattung erwarben zum größten Teile die „Schulschwestern" zur Errichtung eines kleinen Haus-Theaters, zum kleineren der Männer-Gesangsverein. Die alten Bühnenkleider gingen, obwohl sie allermeist Privateigentum gewesen waren, nach und nach durch Entlehnen zugrunde. Seitdem hat also die Stadt keinen ausgesprochenen Theater-Raum mehr. Gasthaussäle mußten wieder wie ehemals fallweise aushelfen. Zumeist fanden nun die Vorführungen im Saale des Gasthofes „Zum goldenen Schiff" statt, zeitweise auch im Gasthause Zeitlhofer. Der Hang zum Theaterbesuch litt darunter allerdings nicht. Sicher sind uns nicht alle Theaterzettel erhalten, so reich auch - wie die nachfolgende Zusammenstellung zeigt - ihre Sammlung im Verhältnis zu anderen Ort.'!n gleicher Größe zu nennen ist. Wie anderwärts, so waren es auch hier jene Wanderbühnen, deren schauspielerische Leistungen bald zu recht beachtlichem Können stieg, bald wieder Schmierenarbeit in des Wortes rechter Bedeutung blieben. Auch die Art der Stücke zeigt den Durchschnitt ländlichen Theater-Lebens: Es überwiegen weitaus die Stücke berufsmäßiger Schreiberlinge vom Schlage eines August von Kotzebue, eines 0 . Berg (0. E. Ebersberg), Friedr. Daiser, C. Töpfer, S. Mosenthal, R. Kneisel, Alois Berla, Rod. Benedix, einer Charlotte Birch-Pfeiffer u.ä. Der Klassiker und sonstiges gutes Schauspiel verirrte sich selten genug auf solche Bühnen. Es entsprach auch nicht dem Geschmack der Masse, die vor allem dickaufgetragene Romantik, Rührung, Anzüglichkeiten, ja selbst einen Schuß ins Kriminalpsychologische wünschte, so daß uns heute manche dieser Stücke wie bühnenmäßig bearbeitete Reißer und „Thriller" unserer Lichtspiele anmuten. Sie waren es ja auch, die Lichtspiele, die schließlich so wie anderwärts auch in Freistadt der Liebhaber-, noch früher aber der Wander-Bühne das Lebenslicht ausbliesen. Ob wir etwas Besseres mit ihnen eintauschten, muß der Kulturgeschichtler kommender Zeiten noch abwägen. IV. Gespielte Stücke Zum Schlusse sei eine Zusammenstellung der bisher bekannten Freistädter TheaterAufführungen für den Zeitraum von 1 787 bis 1907, also von hundertzwanzig Jahren, gegeben32 • Von da ab sind sie verhältnismäßig leicht, wenngleich gewiß auch nicht mehr lückenlos, zu ermitteln, und das mag örtlicher Heimatforschung überlassen bleiben. Mit seiner großen Zahl nachweisbarer Aufführungen liegt Freistadt wohl - vom Linzer Landestheater abgesehen - theatergeschichtlich an der Spitze im ganzen Lande. Das größte Verdienst um die Kenntnis, die wir über sie haben, gebührt Franz Dicht! d. Ä. (t), Goldschmied in Freistadt, der eine umfangreiche Privatsammlung von Freistädter Theater-Zetteln seit den sechziger Jahren angelegt hat, die heute dem Mühlviertler Heimat-Haus in Freistadt einverleibt ist. Daß wir vor dem Ausgange des 18. Jahrhunderts aufdem Lande keine gedruckten, kaum je einmal einen geschriebenen Theater-Zettel erwarten dürfen, nimmt nicht wunder. Aber auch im ersten Drittel des vorigen Jahrhunderts waren sie da noch selten. In Freistadt selbst gibt es erst seit Mai 1866 eine Druckerei, sie etwa in Linz stein- oder buchdrucken zu lassen, war eine umständliche und meist auch teure Sache. Mit ihren Kreuzern aber mußte nicht nur die Liebhaber-, sondern vor allem die Wanderbühne allzeit knausern, weshalb auch wiederholt vom Wiedereinsammeln der Zettel die Rede ist. 32

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