OÖ. Heimatblätter 1964, 18. Jahrgang, Heft 1/2

nicht unansehnliche Bühne gewesen sein (Abb. 4-8). Die Maße des Raumes sind: Länge 15,48 m, Breite 10,43 m, Bühnenbreite 9,27 m. Wie es mit der Heizung gehalten wurde, bleibt unklar. Einmal wurde Anfang April wegen eingefallener „schlechter" Witterung - es kann doch wohl nur verspätete Kälte gemeint sein - eine Liebhaber-Aufführung abgesagt, ein andermal wird eine wandernde Schauspieler-Gesellschaft sogar mit dem ausdrücklichen Hinweise ferngehalten, daß „Theater und Garderobe" nicht heizbar seien. Andererseits wieder wurde aber in manchen Jahren den Winter hindurch dort gespielt. Wie es zuging, daß im Jahre 1838 das Theater durch die Neuanlage oder Erweiterung von Arresten sosehr in Mitleidenschaft gezogen wurde (S. 21), ließ sich noch nicht feststellen. Gewiß ist es, daß die Nähe der Arrestzellen zu dem Theater-Raum dann auf die Dauer noch schwerer ins Gewicht fallen mußte als seine Nähe zur Kirche, die wieder ein andermal (1844) zu Beanständung geführt hatte. Es liegt auch noch immer nicht klar, zu welcher Art von - offenbar beträchtlicher - Bauführung am Theater jenes Darlehen der Brau-Kommune von 260 fl. gedient hatte, um dessen Rückerstattung dann in den letzten Lebensjahren des Theaters so gerungen wurde. Gewiß ist wohl, daß sein Ende mit der durchgreifenden staatlichen Neuerung.von 1849/50 - Trennung von Rechtspflege und Verwaltung auch in der Unterstufe, Schaffung der sogenannten „k. k. Gemischten Bezirksämter", später k. k. Bezirksgerichte und k. k. Bezirkshauptmannschaften - in engster Beziehung stand. Die Stadt war froh, solch wichtige Ämter in ihren Mauern - allein schon aus wirtschaftlichen Gründen - zu wissen und stellte ihr bisheriges Rathaus für sie zur Verfügung. Daß dann des Theaters dort kein Bleiben mehr sein konnte, liegt auf der Hand. Die Sonntags-Vorstellung vom 14. 4. 1850 war die letzte im alten Hause. Der Beisatz lautete: ,,Da diese Vorstellung die letzte auf dem städtischen Theater, welches zu anderen Zwecken umgebaut wird, ist, und bei dem Umstande, daß das hiesige Armeninstitut sehr nöthig Beträge braucht, so hofft man einen zahlreichen Besuch." Die erste weitere Kunde von einem regelrechten Theater-Raume begegnet uns erst wieder im Jahre 1856. Der sogenannte „Salzhof" - ehemals Alte Burg, dann als „des herzogs kastn" (Getreideschütte) bezeichnet - war später lange Zeit hindurch Lagerraum für das aus dem Kammergut nach Böhmen verfrachtete Salz, war aber i. J. 1826 vom k. k. Ärar an Private verpachtet worden, weil man die Salzämter aufgelassen und anstelle des staatlichen Verkaufes den Salzhandel freigegeben hatte. 1850 hatte der Kaufmann Jos. Eysn das Gebäude um 5000 fl. wohlfeil erstanden. Da inzwischen das Bedürfnis nach einem öffentlichen Theater in Freistadt immer drängender geworden sein mochte, ließ sich Eysn bewegen, einen Raum im Salzhof hierzu pachtweise zu widmen. 1856 fanden die nötigen baulichen Herstellungen statt. Der Raum entsprach den damaligen ßedürfnissen der Freistädter durchaus, und in ihm fanden alle folgenden Aufführungen sowohl von Liebhabern wie auch von wandernden Schauspieler-Gesellschaften bis 1883 statt. Nach dem schrecklichen Brande des Wiener Ring-Theaters am 8. 12. 1882 wurden allenthalben strenge bau- und feuerpolizeiliche Vorschreibungen auch für die Theater auf dem Lande erlassen. So hätten denn auch im Salzhof eine Anzahl von baulichen Umgestaltungen (Steinstiege statt der hölzernen, Notausgang, Eisenvorhang usw.) erfolgen sollen, über die ein heute noch erhaltener Plan31 (Abb. 9) Aufschluß gibt. Wohl war die Stadtgemeinde bereit, die Kosten auf sich zu nehmen, allein sie wünschte vom nunmehrigen Eigentümer der Baulichkeit, Josef Hackl, dafür einen Mietsvertrag auf zwanzig Jahre. Darauf ging 31

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2