OÖ. Heimatblätter 1964, 18. Jahrgang, Heft 1/2

Die Häuserchronik von Rudolf Scharizer besagt, daß das Haus (Nr. 134 und 135 ! ) im Jahre 1700 der Faßzieher Thomas Plöchl und seine Frau Euphemia erworben haben. Plöchl starb 1713. Von den miterbenden Geschwistern übernahm die Witwe Euphemia das Haus, verkaufte aber 1720 den heute die Nr. 135 tragenden Gebäudeteil mit dem Brauhaus des schlechten Bauzustandes wegen an den Kürschner Jakob Payr. Als dieser 1730 starb, verkauften seine Kinder noch im gleichen Jahr das Haus dem Schuhmacher Johann Lasch. Nach dessen im Jahre 1754 erfolgten Tod übernahm die Witwe Katharina Lasch als Universalerbin das Haus und heiratete noch 1754 den Schuster Johann Michael Piechl. Dieser starb 1776 und im selben Jahr heiratete die Witwe den Schuster Andreas Schöttl aus Gallneukirchen. 1792 starb Maria Katharina Schöttl im 88. Lebensjahr und nun heiratete Schöttl 1792 die Witwe Maria Turmhofer und nach deren Tod eine Helene. 1799 starb auch Schröttl (wohl richtig Schöttl!) Über die Verwendung eines Raumes im Haus als Theater weiß die Häuserchronik nichts zu berichten. Es gibt aber auf dem Haus Nr. 135 eine mündliche Überlieferung, derzufolge sich hier ein Theater (Stadttheater?) befunden habe. Ich habe heute folgende Feststellung gemacht: Im zweiten Stock, hinter der gassenseitig gelegenen Wohnung der Hausbesitzerin, Johanna Preinfalk, befindet sich ein Speicher, der nach der Überlieferung der Theatersaal gewesen sein soll. Der Raum ist 12 Meter lang, 6 Meter breit und schätzungsweise 3,5 Meter hoch. Die Tramdecke ist heute nicht verschalt und auch nicht gefärbelt. Der Raum liegt in Ost-West-Richtung, hat an der Westseite zwei Fenster gegen das Haus Nr. 165 in der Salzgasse, an der Nordseite zwei Fenster in den Hof des Hauses Nr. 134 und daneben eine heute vermauerte Tür, die ehemals in den Laubengang des zweiten Stockes vom Haus Nr. 134 führte. Hier soll der Eingang (also durch das Haus Nr. 134) gewesen sein. Neben der Tür ist eine Nische zu sehen, wo sich die Kassa befunden haben soll. An der Ostseite soll die Bühne gewesen sein, und tatsächlich befindet sich in der anschließenden Westwand eine Mauernische in der Größe einer mäßig tiefen Bühne, welche nur durch eine ganz dünne Mauer vom Dachraum des Hauses Nr. 134 getrennt ist. An der Rückseite der ehemaligen Bühne war angeblich ein Notausgang, der heutige Zugang zum Speicher vom Haus Nr. 135 aus. Ich konnte auch feststellen, daß die in den Hof weisenden beiden Fenster des Theatersaales eine farbige, wahrscheinlich barocke Umrahmung hatten, doch sind davon nur mehr wenige Spuren erkennbar. Der Fußboden des Theatersaales ist heute nur mehr im Bühnenabschnitt noch ursprünglich erhalten, im restlichen Raum aber erneuert, da der Tram mit einem Querschnitt von ungefähr 40 mal 60 Zentimeter wegen der darunter befindlichen Wohnm1g entfernt werden mußte." Obwohl die von Helene Schöttl erwähnte Wiederinstandsetzung der alten RathausBühne unzweifelhaft mit dem erwachten Hange zum Liebhaber-Spiel zusammengehangen war, glauben wir doch nicht, daß sie schon in die achtziger Jahre des 18. Jahrhunderts anzusetzen wäre und daß erst im Jahre 1800 eine erstmalige Einräumung dieses Theaters auch für eine Wander-Gesellschaft jene Eingabe der Schöttl ausgelöst hätte. Der Ton jenes Schreibens wie auch die Erwiderung des Magistrates drängt uns eher die Vermutung auf, daß diese Bauführung nicht allzulange vor der Schöttlschen Eingabe erfolgt sein dürfte, wenngleich die erst seit 1799 verwitwete Schöttl sich zu ihrem Schritte vielleicht durch den Fortfall anderen Einkommens hätte gedrängt fühlen können. Die dermalige Verwendung jenes Bühnen-Raumes im alten Rathause zu Freistadt erlaubt nicht recht eine bildliche Vorstellung seines einstigen Aussehens. Es muß aber eine 30

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