OÖ. Heimatblätter 1964, 18. Jahrgang, Heft 1/2

II. Aus den Freistädter Theaterakten 1800-1849 Diesem Abschnitte möge der Leser all das entnehmen, was uns an Theater-Geschichtlichem aus den noch erhaltenen Archivalien der Stadt Freistadt (im OÖ. Landes-Archiv) bekannt ist. Es umfaßt freilich nur die erste Hälfte des vorigen Jahrhunderts, ist zum größten Teile nur Niederschlag des zwischen Magistrat und Kreisamt (des Mühlkreises13 ) geführten amtlichen Schriftwechsels, enthält demnach nichts Weltbewegendes, gibt aber gleichwohl wertvolle Einblicke in das Leben, in die Denk- und Gehabensweise vor allem der wandernden Schauspieler14 , in die Einstellung der Obrigkeit zu ihnen wie auch in die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse jener Zeit. Um 1800 (nach Papier und Schrift): Einvernahme beim Magistrat (fortan abgekürzt: Ma) mit Anton Vincenz, 17 J., röm.-kath., led., aus Prückh (Preuß.-Schlesien), Eltern: Ign. V. und Kar., beides Schauspieler. Vater noch im Fasching bei der Gesellschaft Petsch-St. Pölten, dürfte aber jetzt im Reiche sein. Mutter bei Gesellschaft MikoliPrag. Er selbst war 3 Wochen bei Belomo15 in Graz, dann vor etwa 1 Monat über Leoben-Eisenerz-Steyr nach Linz gekommen, da er gehört, es werde durch Abgang eines gew. Virland bei G löckl16 eine Stelle frei. Nachdem er aber dort von Aug. Schulz, ja von Glöckl selbst erfahren, daß nichts frei sei, habe er sich jetzt auf die Reise nach Prag gemacht, woferne er nicht etwa bei der Schauspieler-Gesellschaft in Budweis unterkomme. Reisepaß und Zeugnisse habe er nicht, ,,weillen es bey uns nicht gewöhnlich, und alzeit ohne einen solchen fortgekommen bin". Doch könne er sich auf Kreishauptmann v. Sonnenstein-Steyr und auf dessen Sohn, Postmeister in Wels, die ihn unterstützten, wie auch auf Grafen Eichhold und Kreiskommissär v. Eisselsberg, beide in \"lels, berufen, die ihn gleichfalls kennen. Man möge ihn also wieder auf freien Fuß setzen. Juni 1800, ersucht im Wege des Ma der Schauspieler Franz Vasbach17 das Kreisamt (fortan abgekürzt: Ka), in Freistadt und anderen Orten des Kreises Schau- und Lustspiele aufführen zu dürfen. Am 24. 6. erhält er die Bewilligung, ,,auf der Durchreise" in Freistadt durch 14 Tage zensurierte Stücke (nach vorheriger Meldung beim Ma) aufzuführen, hat sich aber „aller Extemporirung zu enthalten und mit seiner Gesellschaft ruhig und rechtschaffen zu betragen". 7. 8. 1800 Ma an KA (auf dessen Anfrage v. 4./6. 8.): Vasbach hat hier mit seinen Leuten „regelmäßig censurirte, wohl anständige Schauspielle producirt, und hierin allen Beyfall" gehabt. Sein sonstiges Betragen war auch „ganz unaustellig", auch Schulden hat er nicht. 20. 9. 1804 Ma Budweis an Ma Freistadt: auf Grund einer Vollmacht H. Hlawas für Fr. Kalluper (Neuhaus, 15. 8.) überbringt dieser die vom Schauspiel-Unternehmer Franz Kübler18 noch schuldigen 52 fl. Selben Tages bestätigt der Bürgermeister diesen Empfang. 1./10. 4. 1807 Ma Mauthausen an Ma Freistadt: der aus Petersburg stammende, ehemalige Schauspieler Rud. Strelofsky ist von Mauthausen „mit Schulden heimlich entwichen": dem Sternwirt Niklas 11 fl. 54 kr., bei Kreuzberger 9 fl. 56 kr., dem Schauspieler Fuchs 6 fl. 18 kr. Da er sich vermutl. nach Freistadt zu Staffierer Müllerbegeben, bittet man um seine Anhaltung. 16. 4. gibt der Bürgermeister die Weisung, ihn zu rufen und zu vernehmen. 10

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