eigenständige Züge auf. Seine gesonderte Behandlung wäre daher voll gerechtfertigt. Die reichen Bestände an Kinderspielzeug aber, welche in Linzer Sammlungen, vor allem im Linzer Landesmuseum, verwahrt werden, böten die feste Grundlage für die notwendige Bebilderung des Werkchens. Es könnte so eine ,,AltLinzer Spielzeugschachtel" entstehen, deren Inhalt zwar nicht der Vielfalt und dem Reichtum des Wiener Vorbildes gleichkommen, aber trotzdem einen wertvollen Beitrag zur Linzer Kulturgeschichte wie Volkskunde leisten und eine dankenswerte Ergänzung unserer Kenntnis vom altösterreichischen Spielgut bilden würde. Hans Commenda Otto Jungmair: Wunden und Wunder (OÖ. Landesverlag, Linz, 1963. 100 Seiten) Längst gilt Otto Jungmair als einer der Großen der baierisch - österreichischen Mundartdichtung, doch scheint über der Bewunderung seiner souveränen Beherrschung der Mundart seiner Heimat manchmal übersehen zu werden, wie seine Gedichte, von der Übe·rwindung schicksalhafter Heimsuchung zu immer neu bewährter Lebensmeisterung durchleuchtet, vielfach zu echten Trost- und Hilfereichungen werden für alle, die da mühselig und beladen sind oder, wie Franz Stelzhamer in einem erschütternden Bilde sagt, ,,mit einbrochän G'sicht" gehen „auf da Schattnseit"'. Ihnen allen sind, wenn wir den Dichter recht verstehen, nicht nur die schönsten Verse in seinem Lyrikband „Stoan und Stern" (Landesverlag, Linz, 1953), in dem ihm so großartige Charakteristiken wie „Der Arbeitslose" gelingen, sondern auch die über alles Leid triumphierende „Hoamatmeß" (vertont von Franz Neuhofer, Linz 1936) gewidmet, deren längst fälliger Neudruck wohl ein freudig begrüßtes Geschenk an alle Mundartfreunde wäre. Wenige aber ahnten, daß derselbe Dichter (über dessen Lebensgang und Werke übrigens das vom Institut für Landeskunde herausgegebene „Biographische Lexikon von Oberösterreich", 3. Lieferung, 1957, ausführlich berichtet) auch ein bedeutender Literarhistoriker, dem wir grundlegende Beiträge zur StifterForschung verdanken, und der Verfasser feinsinniger schriftdeutscher Lyrik ist, aus welcher der OÖ. Landesverlag unter dem Titel „'IIVunden und Wunder" eben einen Auswahlband vorlegt. Wieder ist der Urquell der Dichtung Jungmairs das immanente Leid, dessen Überwindung zur Lebensweisheit, ausgedrückt in dem Kapitel „Wunden und Wunder", das dem Buch den Namen gibt, sich mit dem Besitz hoher kultureller Werte paart. Nach dem Zyklus „Grüner Dom", in der die Naturfrömmigkeit des Dichters Ausdruck findet, führen uns im Zyklus „Deutsche Klangwelt" Gedichte von bemerkenswerter Formschönheit in den „Dom" der deutschen Musik von Bach bis Bruckner, denen sich die schon früher an anderer Stelle (Heidelberg 1936) veröffentlichte Bruckner-Fuge "Non confundar" anreiht. Hier wird in Versen, die zu den besten Schöpfungen des Dichters gehören, der Werdegang dieses großen Sohnes unserer Heimat nicht beschrieben oder besungen, sondern 88 aus dem Wesen des tiefgläubigen Ivleisters heraus gedeutet und in den großen Akkorden des „Ausklanges" (der der unvollendeten IX. Symphonie gewidmet ist), dem „Tedeum" und dem „Requiem" verklärt. Welche Gestaltungskraft dem Dichter auch in den schriftdeutschen Versen zur Verfügung steht, erfährt man vollends aus dem feinsinnigen Nachtasten jeder Einzelheit der kreatürlichen Formen, in dem er, vor den Totenmasken Adalbert Stifters und Anton Bruckners stehend, der „Sprache des toten Antlitzes" nachgeht: Kräftig wölbt sich das Haupt des großen Beschreibers und Betrachters Adalbert Stifter, dessen Auge noch im Tod die Fülle dieser Welt zu umfassen scheint, neben dem in sich gesunkenen Haupt Anton Bruckners empor, dessen Ohren aber noch immer den Klängen zu lauschen scheinen, aus denen ihm die Stimme Gottes tönte. Inhaltlich wie stilistisch ungewöhnlich, aber wohl einen der Höhepunkte Jungmairscher Dichtung bildend, folgt dieser wie mit dem Silberstift des Geistes nachgezogenen Zeichnung der beiden berühmten Häupter die packende Nachdichtung des mittelalterlichen Skaldengedichtes vom Traumgesicht des Olaf Aasteson. In wahrhaft hinreißender Kompilation sind hier eddisch-heidnische und frühchristliche Motive zur gespenstischen Vision des Titelhelden vereinigt, der, während der dreizehn Mittwinternächte in tiefen Schlaf versunken, die Abgründe der jenseitigen Welt schaudernd erlebt und schließlich Zeuge des erschütternden Gerichtes wird, das die Abgeschiedenen im Geistergefilde „Brocksvalin" erwartet, wo St. Michael in ehernem Gleichmut die Seelen wägt. Zusammengehalten durch die eindringlichen Kehrreime, die den schaurig-ernsten Eindruck der Dichtung noch vertiefen, wächst das Werk durch Otto Jungmairs Gestaltung weit über den Rahmen einer Übersetzung oder Nachdichtung hinaus zu einer Schöpfung der volkseigenen Literatur, in der es, wie wir mit Überzeugung hoffen, ebenso seinen dauernden Platz behalten wird wie die übrigen, in ihrer Schlichtheit, Formvollendung und Gedankentiefe so überaus eindrucksvollen Verse der Lyriksammlung „Wunden und Wunder". Ernst B urgs ta 11 er
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