Sdiuster: Das Schloß Wittinghausen in der Geschichte Das Schloß Wittinghausen in der Geschichte und im „Hochwald" Adalbert Stifters Von Laurenz Schuster (Schlägl) Das jetzt zur Ruine gewordene Schloß Wittinghausen ist durch Stifters „Hochwald" über die Grenzen des deutschen Sprachraumes bekannt geworden. Die meisten Leser dieser Dichtung sehen im tragischen Ausgang der Verteidiger dieser Burg und des edlen Schweden, der vor ihren Mauern fällt, nichts anderes, als den dichterischen Einfall Stifters, der mit der Geschichte des Hauses keinen Zusammenhang hat. Der Kampf um die Burg, ihre Erstürmung und Vernichtung durch die Schweden, ist tatsächlich das Produkt der Phantasie Stifters, aber im Archiv des Stiftes Schlägl haben sich Briefe aus der Zeit des großen Schwedenkrieges erhalten, in denen Wittinghausen als Grenzfestung aufscheint, die bestimmt war, das Vor dringen der Schweden aufzuhalten. Es gab also tatsächlich einmal in ihr eine Besatzung, die gewillt war, dem Feinde Gegenwehr bis in den Tod zu leisten. Darüber will ich in Kürze das Wichtigste veröffentlichen. Die über die Grenzen Oberösterreichs gegen Böhmen führenden Grenzwege durch Be festigung der Pässe, durch Schanzen und Verhaue unpassierbar zu machen, hatte man lange vor dem Dreißigjährigen Kriege gelernt. Aber in einem Ausmaße, wie es geschah, als die Schweden immer wieder in Böhmen einbrachen, war dies bisher niemals vorgekommen. In den Berichten des damaligen Hofrichters von Schlägl, Johann Gabriel Zaglmayr, werden allein im Stiftsgebiete drei solcher Pässe genannt: der Paß im Langenwald, auch Klafferwald genannt, am Gegenbach, an der Straße nach Waldkirchen in Bayern; die Schöneben auf dem „Wege in die Plan" (Oberplan in Böhmen); die Sternschanze auf dem Wuldingerpaß, über den die Landstraße von Passau über Aigen, Untermoldau (heute im großen Stausee der Moldau verschwunden), Krumau und weiter nach Prag führt, ein Paß, über den damals ungezählte „Kriegsvölker" (Regimenter) zogen. Außerhalb des Stiftsgebietes nach Osten lag der Friedbergpaß, auf der Straße nach Haslach, wenige Schritte vom Schloß Witting hausen entfernt. Daran schlössen sich die Pässe von Weißenbach und Leonfelden. Im unteren Mühlviertel, das damals noch ein eigenes Viertel, das Machlandviertel, bildete, werden noch genannt die Pässe von Königswiesen und Sarmingstein. Der ehemalige Kommandant der Sternschanze an der Moldau, Hauptmann Stockinger, war nach Niederösterreich versetzt worden und schrieb Briefe von seinen neuen Kommandostellen am Isperpaß und von der Burg Weitenegg, unweit von Melk. Eine lange Kette von Grenzbefestigungen reichte also von der bayrischen Grenze bis zu den Ebenen vor Wien. Der Bericht des Hof richters vom I.August 1639 gibt auch über die Stärke der Besatzung der einzelnen Pässe Aufschluß. Den Hauptpaß bei der Sternschanze bewachten 45 Mann, die beiden anderen Pässe je 15 Mann. Das ganze Defensionswerk ging vom Landeshauptmann aus, der am 17. Mai dem Hofrichter den Befehl erteilt hatte, die Wachen aufzustellen. Den Oberbefehl über die Pässe im Mühlviertel führte Graf Konrad Balthasar von Starhemberg. Als Kom missär war Rudolf von Herzberg, der Pfleger der Herrschaft Haslach, aufgestellt. Der einzelne
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