OÖ. Heimatblätter 1961, 15. Jahrgang, Heft 2/3

Oberösterreichisdie Heimatblätter bewältigen konnte. Fast alle Klassiker fielen daher weg. Wenn er also schon nicht das Wert vollste bieten konnte, so trachtete er wenigstens das Neueste zu bieten, das in seinen Mög lichkeiten lag. Ein Beispiel dafür ist das Modestück „Der Hund des Aubri de Mont Didier". Um dieses Sensationsstückes willen hat ja einst Goethe die Direktion des Weimarer Theaters niedergelegt, als er dem Drängen des Publikums nachgeben und das Stück ansetzen mußte. Auch die übrigen Stücke stellen fast durchwegs beliebte und auf allen Bühnen aufgeführte Bühnenwerke lebender Bühnenschriftsteller der Zeit vor etwa 150 Jahren dar. Das Zeugnis des Landgerichtes Obernberg vom Jahre 1817 sagt daher nicht zuviel, wenn es betont, daß sich die Truppe Treuer durch sehr gut ausgewählte und sehr gut produzierte Theater vorstellungen die allgemeine Zufriedenheit des Publikums zu erwerben wußte. Solche in ihrer Art wirklich vorbildliche Leistungen weckten begreiflicherweise in den bie deren Marktbewohnern von Obernberg das Verlangen, auch selber wieder einmal auf den Brettern zu stehen, die die Welt bedeuten. Sie suchten daher um eine Spielerlaubnis für ihr Liebhabertheater an. Das k. k. Landgericht Obernberg reichte am 13. April 1818 dieses Ansuchen mit folgender Empfehlung an das k. k. wohllöbliche Kreisamt Ried weiter: „Die von mehreren Marktsbewohnern zu Obernberg an die k. k. hochgnädige Behörde am 6. April 1818 eingereichte und am 9ten/12ten dieses hieher um landgerichtliche Äußerung mitgeteilte Bittschrift um Bewilligung, einige Schauspiele auf dem hiesigen Rathaus Theater zum Besten der hiesigen Marktsarmen aufführen zu dürfen, schließt man nebst den beiden Schauspiel Bändchen mit folgenden gehorsamsten, jedoch ganz unzielsetzlichen Äußerungen zurück. Die Produzierung einiger Schauspiele unterliegt gar keinen Bedenken, da 1. Die Schauspieler selbst zur Produzierung gut geeignet und daher — soviel man weiß — von keiner Polizeibehörde weder in protestantischen, noch katholischen Ortschaften die Vorstellung gehemmt worden ist. 2. Die Bittsteller selbst unter die gebildete Klasse der hiesigen Marktsbewohner gehören, welche größtenteils schon öfters während der kgl. bayr. Regierungs Periode als Schau spieler auf dem hiesigen Theater aufgetreten sind, und daher auch sich von ihnen die Befriedigung des gebildeten Publikums hoffen läßt. 3. Diese Art Unterhaltung ohnehin nicht oft Platz findet, sohin ihre anderweitigen Ge schäfte nicht den mindesten Abbruch leiden. 4. Die Absicht der Produzierung zum Besten der hiesigen Armen wirket." Auf diese warme Empfehlung hin entschloß sich das k. k. Kreisamt Ried am 14. April 1818 zu folgendem Bescheid: „Den Bittstellern des Marktes Obernberg wird nebst dem Kotzebuischen Stück ,Der Vor mund' auch noch die Aufführung einiger anderer Theaterstücke — mit Ausnahme des Kindes der Liebe — unter der Bedingung bewilligt, daß der eingehende Betrag dem dortigen Lokal Armenfonde zugewendet; übrigens aber die jedesmalige Aufführung eines Stückes unter Vorlage desselben zum Kreisamt zur Beurteilung und Genehmigung angezeigt werde. Das Komödienbuch folgt in der Anlage zurück." Mit diesem Aktenstück schließt die Reihe der Belege ab, welche im Landesarchiv Linz, Archiv Obernberg, Aufschluß gaben über mancherlei Unterhaltungsmöglichkeiten der Marktbewohner von Obernberg vor rund anderthalb Jahrhunderten.

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