OÖ. Heimatblätter 1961, 15. Jahrgang, Heft 2/3

Oberösterreichische Heimatblätter monialgericht in St. Martin am 24. Dezember 1812 die nachstehende geharnischte Auf forderung : „Dem Vernahmen nach sollen die Schiffer von Lauffen auf Erlaubnis des kgl. bayrischen Gräflich Tattenbachischen Patrimonialgerichtes in St. Martin Komödien spielen. Da selbst das kgl. Landgericht nicht die Macht hat, was immer für einer Truppe die Erlaubnis hiezu zu geben; da insbesonders den Schiffern das Komödienspielen in diesem Kreise ver boten und sie zu einem anderweitigen Erwerb angewiesen sind, so wird das kgl. bayrische Gräfliche Patrimonialgericht Tattenbach veranlaßt, die Spielerlaubnis zurückzuziehen." Bisher war nur von Gruppen die Rede gewesen, die im Nebenberuf sich mit dem Theater spielen abgaben. Von nun an soll die Sprache sein von Truppen, die sich hauptberuflich dem Schauspiel widmeten. Die bescheidenste Ausgabe solcher Wanderkomödianten war wohl der Marionetten- oder Kasperlspieler. Aber auch diese armen Schlucker durften nur auf Grund einer besonderen schriftlichen Erlaubnis, des Spielpasses, in den einzelnen Ortschaften ihre Künste zeigen. Daher reichte am 9. Juni 1831 der Bürgermeister der Pfarre Ort an das löbliche k. k. Pfleggericht Obernberg die verhältnismäßig hohe Paßgebühr mit dem Begleitschreiben ein: „In der Anlage wird der von dem gymnastischen Künstler und Figureninhaber Josef Pichler aus Wien für die in der Pfarre Ort gegebenen drei Vorstellungen bei Gelegenheit der Paßausfolgung eingeheischte Geldbetrag zu 1 fl, sage ein Gulden, zur weiteren Verfügung überreicht." Die erste Nachricht über das Auftreten einer richtigen Truppe von Wanderkomödianten, welche sich im Obernberger Archiv erhielt, stammt aus dem Jahre 1778. Sie besteht in einem Schreiben des Passauischen Hofrates, wie die oberste Regierungsbehörde des Fürst bistums Passau hieß, an den Pfleger von Obernberg: „Dem edlgestrengen Maximilian Khönig, Seiner Hochfürstlichen Eminenz zu Passau Truchseß, dann Pfleger, Mautner und Bräuverwalter der freien B eichsherrschaft Obernberg, unserem lieben Freund! Wir zum Hochfürstlich Passauischen Hofrat Verordnete, Präsident, Hofmarschall, Hof kanzler, Direktor und Hofräte, entbieten unseren freundlichen Gruß anvor. Edlgestrenger Lieber Freund! Wir haben auf untertänigste Bitte dem Franz Keil, deutschem Schauspieler, dermalen zu St. Nicola, die Verwilligung, in dem dortigen Markt durch acht Täge seine Schauspiele mt vorstellen zu dürfen, erteilet und bleibt demselben dieses zum nötigen Amtswissen und der dem Supplikanten hievon zu machenden Eröffnung andurch unterhalten. Anbey mit freundlichem Willen geneigt verbleibende Geben Passau, den 30. Juny 1778. Im Jahre 1786 legt das Pfleggericht Obernberg dem Kreisamt Ried das Ansuchen eines Christoph Chimonski vor, Komödie spielen zu dürfen. Das Kreisamt erteilt zwar die Bewilligung mit Dekret vom 24. November 1786, fügt aber die Klausel bei: „Jedoch ist dem Chimonski kein weiterer Pass mehr zu erteilen." Im Herbst des Jahres 1810 taucht zum erstenmal der Name des Schauspielers Georg Mayer in den Akten von Obernberg auf. Er war in verschiedenen Truppen, die fortan in Obernberg

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