OÖ. Heimatblätter 1961, 15. Jahrgang, Heft 2/3

Commenda: Unterhaltung in Obernberg am Inn Unterhaltung in Obernberg am Inn um die Wende des i8. zum 19. Jahrhundert Von Hans Commenda (Linz) Die Hauptquelle dieses Berichtes ist ein Aktenbündel des Landesarchives Linz (Archiv Obernberg, Band 507, VH/60), betitelt „Theater und Volksbräuche". Alle nicht anders bezeichneten Belege der folgenden Darlegungen stammen aus diesem Faszikel. Blättert man die vergilbten Bogen geschöpften Papieres durch, so erschließt sich ein zwar keineswegs vollständiger, aber immerhin recht aufschlußreicher Einblick in die Unterhaltungsmöglich keiten eines Innviertier Marktes im Zeitraum von etwa 1780 bis 1830. Da Naclirichten dieser Art und gar urkundlich belegte nur spärlich überliefert sind, dürfte ihre zusammen fassende Uberschau der Heimat- und Volksforschung willkommen sein. Der Markt Obernberg am Inn gehörte bis zur Säkularisation als unmittelbar passauische Herrschaft zu Bayern, wurde durch den Frieden von Teschen 1779 ein landesfürstlich österreichischer Markt, kam durch den Frieden von Wien 1809 wieder als landesfürstlicher Markt an Bayern und fiel 1816 mit dem gesamten Innviertel endgültig an Österreich. Da dieser viermalige Wechsel der Hoheitsverwaltung gerade in die Jahre fällt, welchen die folgende Betrachtung gilt, so mußte er in Erinnerung gebracht werden. Pillwein"^ berichtet, daß der stattliche, in einer der schönsten, fruchtbarsten und betrieb samsten Gegenden Oberösterreichs gelegene Markt um 1830 unter seinen 253 größtenteils gemauerten Häusern 7 Brauhäuser aufwies und 1686 Einwohner zählte. Quelle des bürger lichen Wohlstandes, der sich im edlen Schmuck der Häuser und Halten eines eigenen Thurnermeisters (Kapellmeisters) kundgab, war die Salzschiffahrt. Bereits am I.August 1583 hatte Bischof Urban von Passau der Salzschifferzeche von Obernberg die erste Naufletzerordnung verliehen, welche mehr als 250 Jahre in ihren Grundzügen aufrechtblieb und den Wohlstand der Schifferfamilien begründete, die im Markte nicht weniger als 38 der schönsten Häuser besaßen. Obernberg war ja der Hauptstapelplatz für das Halleiner Salz, das dort von den Halleiner Schiffen in die Obernberger Zillen umgeladen wurde. Auch alle übrigen Schiffe hatten daselbst an der Mautstelle zu landen und die vorgeschriebene Gebühr zu entrichten. Erst durch die Vollendung des Eisenbahnbaues Linz—Salzburg erhielt in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts die uralte Ruderschiffahrt Obernbergs den Todesstoß''. Seitdem träumt der stattliche Markt samt seinem geräumigen Platz abseits der großen Verkehrswege von vergangenen großen Zeiten. In den Tagen aber, in welchen die vorliegenden Aufzeich nungen niedergeschrieben wurden, blühte noch Handel wie Wandel und brachte Leben in die Lände und Geld unter die Leute. Auf die Freuden, welche der Jahres-, Lebens- und Berufskreis den biederen Obernbergern bescherte, weisen nur wenige urkundliche Belege hin. Man darf aber getrost annehmen. ' Pillwein Benedikt, Geschichte, Geographie und Statistik des Erzherzogtums Österreich ob der Enns und des Herzogtums Salzburg, IV. Teil, Der Innkreis, Linz 1832, S. 322 f. ' „Linzer Tagespost", Unterhaltungsbeilage, 1909, Nr. 47, 48, 49. Neweklowsky Ernst, Die Schiffahrt und Flößerei im Räume der oberen Donau, Linz 1952, I., S. 455, 470; 1954, II., S. 128, 244.

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