OÖ. Heimatblätter 1961, 15. Jahrgang, Heft 2/3

Oberösterreidiisdie Heimatblätter „Nach dem Nachspeisen wurden in seinem Schlafzimmer Gesellschaftslieder gesungen, welches einige male bis Anbruch des folgenden Tages geschah. In der Vorzeit erzehlte man mir öfters, daß Herr Haydn ein starker Trinker wäre, aber mit reiner Wahrheit muß ich gestehen, daß sich dieß nicht bestätigte; wir hatten wohl, wie wir oft mehrere beisamm waren, zu Trinken und Essen genug, aber niemand artete aus durch Uber trinken. Im Jahre 1799 war unter andern das Regiment Olivier Walis ein halbes Jahr im Lager und Standquartier hier in Lambach, was neues Aufleben zur Folge hatte. Die vorzüglichsten Musiker, zehn an der Zahl, welche alle Meister von mehreren Instrumenten waren, und Herr Obrist v. Himschlegau als größter Liebhaber der Musik, trugen alles Mögliche dazu bei. Wir produzierten unter diesem Zeitraum, wo auch Herr Haydn gegenwärtig war, ein von mir ein paar Jahre früher verfaßtes Operetchen auf den Text von Herrn P. Maurus Lindemayr „Der gebesserte Hans" ... übrigens schuf ich mir mit dieser Arbeit von 28 Arien und ein paar Chören keine Unehre. Während dieses bemeldten Zeitraumes verging kein halbes Jahr, wo wir nicht Herrn Haydn unter uns sahen. Das letzte mal hatte ich die Ehre, Herrn Haydn, schon nach dem FeindeseinfalP'^®, beim Deisinger Gastgeb zu sehen, allwo er mich aufsuchte, als er mit dem Post wagen kam, um seinen Herrn Bruder in Wien nocheinmal zu besuchen . . Von der Gattin Michael Haydns erhielt Wittmann eine Zusammenstellung der gesamten Werke Michael Haydns. Sie hatte Wittmann ein Verzeichnis geschickt, aus dem das ge samte Schaffen Michael Haydns ersichtlich war; so konnte Wittmann die ihm fehlenden Werke ergänzen. Wittmann wurde 1757 in Weyer geboren. Von 1790 an lebte er bis zu seinem Tode 1847 in Lambach. Er war im Stifte als Bassist und Kammerdiener für die Gastzimmer angestellt. Auch in der Kanzlei wurde er beschäftigt. 1795 kündigte er dem Abt Julian Ricci seine Stellung. Er blieb aber wieder und wurde Postexpeditor. In einem Schreiben vom 20. Novem ber 1795 ersuchte er um Wiederanstellung im Stifte und erklärte dabei, daß er „nur die Auf sicht der Gastzimmer ablehnen wolle". Dies wäre keine Arbeit für ihn, „der sich schon viele Jahre her theils mit der Normalschule und theils mit Kanzley Geschäften abgab". Nun sei er vom Postmeister in Lambach als „Expeditor" aufgenommen. In dem Ansuchen heißt es weiter: „Der Unterzeichnete wollte sich allen bestehenden Kirchenverrichtungen, so wie solche von ihm bisher geschehen unterziehen, dann wollte er sich denen bei Sr. Hochw. Herrn P. Küchenmeister und Herrn P. Leopold vorkommenden Schreibereien und endlich einer täglich zweistündigen Kanzleiaushilfe widmen, wogegen derselbe nicht unbillig 100 Gulden zu erhalten glaubet". Abt Julian Ricci willigte in diesen Vorschlag schließlich ein, jedoch unter dem Vorbehalt einer vierteljährigen Kündigung^^^. Von Johann Wittmann sind auch heute noch verschiedene Kompositionen, wie Messen, Offertorien, Psalmen, Litaneien, im Musikarchiv des Stiftes Lambach. Auch für das Kirchengesangbuch des P. David Landmann von Kremsmünster schuf Wittmann die meisten Melodien. Bei diesen Feindeseinfällen handelt es sich um die Ereignisse während der Franzosenkri^e. — W. Luger, Napoleon in Lambach, St.-Adalbero-Kalender 1947, S. 130 ff. Original des Briefes Stift Kremsmünster. — A. Kellner, Musikgeschichte Kremsmünster, S. 659—660. Gesuche und Verträge Stiftsarchiv Lambach, Schuberband 122, C/I/2 o.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2