OÖ. Heimatblätter 1961, 15. Jahrgang, Heft 2/3

Luger: Beiträge zur Musikgesdiidite des Stiftes Lambadi Eifrig wurde auch Theater gespielt. Zum Teil waren es Schäferspiele, zu denen auch gesungen wurde. Aber auch Opern wurden bereits aufgeführt. Interessante Hinweise über das Musik leben im Stifte Lambach und die auch hier einsetzende Opernfreudigkeit gibt uns die Papierhandschrift Nr. 201^®. Dies ist ein Sammelband. Er umfaßt unter anderem ein „Trauer Schauspiell oder der Tapffermütige Heraclius, übersetzt von Christian Böttger 1696"^^, sowie einige Schäferspiele. Das interessanteste Stück ist aber eine Oper, deren Handlung dem Themenkreis um Kaiser Karl d. Großen entnommen ist®®. Diese Oper ist ein Schul beispiel für die zu jener Zeit beginnende deutsche Oper. Während bis dahin fast alle Musik im Dienste der Kirche stand, schlägt die Tonkunst nun auch andere Wege ein, deren einer zur Oper führte. Früher herrschte die Mehrstimmigkeit, die im Chorgesang unerhörte Höhe erreicht hatte, während nun, fußend auf der Weltanschauung der Renaissance, der einzelne, das Individuum in den Mittelpunkt gestellt wird. In der Musik ist in diesem Sinne das Neue und zur Oper hinbildende die Monodie; das ist der Einzelgesang mit Instrumentenbegleitung. In Italien entstand auf dieser Grundlage die erste Oper, die — für unsere heutigen Ansprüche wohl einfach — als Kern eine Art Rezitativ hatte, das von wenigen Instrumenten begleitet war. In einem gewaltigen Siegeszug eroberte sich die italienische Oper bald Deutschland, wo nun deutsche Komponisten diese neue Kunst mit deutschen Texten aus Sage und Mytholo gie pflegten. Diese Opern erfreuten sich ungeheurer Beliebtheit —■ es war eine szenische Darstellung mit Ausstattung in Kostüm und Szenerie, mit Gesang und Instrumentalmusik, manches Mal auch mit Tanz. Alle bedeutenderen Komponisten schrieben damals Opern; z. B. Johann Josef Fux 18, Johann Adolf Hasse mehr als 50, Reinhard Keiser für Hamburg 120®®. Sogar Kaiser Leopold I. schrieb Opern. In der oben erwähnten Oper bedienen sich die handelnden Personen abwechselnd des Rezitativs und der Arie, wobei beide mehr arios gehalten sind. Die Begleitmusik zum Rezitativ wird vom Organum besorgt, während zu den Arien eine etwas anspruchsvollere Instrumentalmusik erfolgte — Organum und drei Streichinstrumente. Einer der bedeutendsten Lambacher Äbte dieser Zeit war Maximilian Pagl (1705—1725)®®. Er vergrößerte die Bibliothek, schuf in der Kirche einen neuen Hochaltar und ließ das pracht volle barocke Sommerrefektorium jnit dem darüberliegenden Ambulatorium errichten. Unter den Barockbauten, die er in der nächsten Umgebung errichten ließ, ist die Drei faltigkeitskirche in Stadl-Paura das bedeutendste Werk. Es ist eine Kirche zu Ehren der Dreifaltigkeit, deren Wirkung sowohl in der Gesamtheit als auch in den Einzelheiten und deren Zusammenfassung beruht®^. Nach dem Plane des Abtes sollte die Dreifaltigkeitskirche auch drei Orgeln erhalten, wobei das Orgelgehäuse nach außen bei allen Orgeln gleich sein sollte. Pagl trat zu diesem Zwecke mit dem Orgelbauer Johann Ignaz Egedacher in Verbindung. Am 18. Juli 1720 wurde wegen der Errichtung dieser Orgel ein Vertrag ab geschlossen®®. Auch die drei Orgeln sollten auf dem Grundgedanken der Verherrlichung der Cod. cart. Nr. 201, Stiftsbibliothek Lambach. " K. Schiffmann, Drama und Theater in Österreich ob der Enns bis zum Jahre 1803, Linz 1905, S. 60 ff. " Cod. cart. 201, S. 97—142. " E. Naumann - A. Loeven, Musikgeschichte. Fux, S. 384 ff., Hasse, S. 406, Keiser, S. 414. A. Eilenstein, Abt Maximilian Pagl von Lambach und sein Tagebuch (1705—1725), Salzburg 1920. R. Guby - Aug. Rabensteiner, Die Dreifaltigkeitskapelle in der Paura bei Lambach, Wien 1922. — W. Luger, Die Dreifaltigkeitskirche in Stadl-Paura, Linz 1959 (4. Auflage). •> Original, Kopie und Konzept Stiftsarchiv Lambach, Schuberband 531, o/III/9.

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