OÖ. Heimatblätter 1961, 15. Jahrgang, Heft 2/3

OberösterreidiisAe Heimatblätter Beiträge zur Musikgeschichte des Stiftes Lambach II. Vom Barock bis zur Gegenwart* Von Dr. Walter Luger (Linz) In der Barockzeit erlebte die Benediktinerabtei Lambach einen Höhepunkt wie kaum zuvor. Der Aufschwung des Kunstlebens im 17. und 19. Jahrhundert mit seiner begeisterten Bau tätigkeit hatte auch das Stift ergriffen. Gefördert wurde dieser Aufschwung durch eine Reihe von bedeutenden und kunstsinnigen Äbten, die gerade in jener Zeit dem Stifte vorstanden. Künstler wie Carolo und Francesco Diego Carlone, Melchior Steidl, Wolfgang Andreas Heindl, Joachim von Sandrardt, Martin und Bartholomäus Altomonte, Garpoforo Tencala, Matthias Götz, die Brüder Holzinger und Johann Ignaz Egedacher waren im Stifte tätig und schufen hohe künstlerische Werte. Daß in dieser kulturell so aufgeschlossenen Zeit auch die Musik gefördert wurde, ist selbstverständlich. Bedeutende Summen legte man sowohl für den Ankauf von Instrumenten aus als auch für den Musikunterricht. Abt Johannes VIH. Bimmel (1600—1634)^ mußte sich beim Regierungsantritt verpflichten, Kleriker nach auswärts zum Studium zu schicken. So lange allerdings die finanzielle Lage des Stiftes noch nicht gefestigt war, war das Hausstudium gestattet; es sollten allerdings nur geprüfte und graduierte Lehrer unterrichten. Bald aber dürften sich die finanziellen Ver hältnisse gebessert haben, denn Abt Johannes Bimmel schickte Kleriker nach Salzburg®. 1650 ist Lambach der Konföderation der Benediktinerabteien im Interesse der Salzburger Universität beigetreten®. Von dem Verständnis des Abtes Johannes Bimmel für Musik und Musikpflege zeugt eine Pergamenthandschrift4. Sie enthält Lamentationen im gregorianischen Choral (Jeremio Propheto cum cantu chorali). Die gesamte Handschrift wurde vom Abt 1607 selbst geschrieben. Seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts hatte der Orgelstil und die Kompositionsweise von Norditalien aus neuen Aufschwung genommen. Wichtige Verbesserungen in der Spielbarkeit und im Bau der Orgel waren damit verbunden. An Stelle der „gotischen Charakter orgel", der vor allem die Niederländer treu geblieben waren, tritt in unseren Gegenden die „italienische Renaissance-Orgel®". In den vielen Orgelneubauten in unserer Heimat spiegelt sich die Wandlung wider, die sich in der musikalischen Überlieferung vollzogen hatte. Einer der bedeutendsten Orgelbauer dieser Zeit war der Passauer Andreas Putz (Puz, Butz). Eine dieser auch heute noch bestehenden Orgeln von Putz besitzt das Prämonstratenserstift Schlägl. Sie stammt aus dem Jahre 1634®. Kremsmünster hatte 1624 eine Orgel von Putz erhalten, die jedoch nicht den Umfang der Schlägler hatte und 955 Gulden gekostet hat^. * Der erste Teil dieser Arbeit ist in den Oberösterreichischen Heunatblättern Jg. 15 Heft 1 erschienen. '■ A. Eilenstein, Die Benediktinerabtei Lambach in Österreich ob der Enns und ihre Mönche, Linz 1936, S. 43-44, Nr. 200. ' A. Eilenstein, Die Beziehungen des Stiftes Lambach zu Salzburg, Studien und Mitteilungen d. Benediktiner ordens, 1924, S. 207 f. ' A. Eilenstein, Beziehungen Lambach—Salzburg, S. 210. * Cod. membr. IV, Stiftsbibliothek Lambach. (Die Handschriften der Stiftsbibliothek Lambach werden derzeit im Stiftsarchiv Lambach aufbewahrt). ' E. Naumann - A. Loeven, Allgemeine Musikgeschichte, Berlin 1927, S. 311 ff. ' W. Luger, Das Prämonstratenster-Stift Schlägl, Linz 1958, S. 7. ' A. Kellner, Musikgeschichte des Stiftes Kremsmünster, Kassel—Basel 1956, S. 191.

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