OÖ. Heimatblätter 1961, 15. Jahrgang, Heft 2/3

Oberösterreichisdie Heimatblätter tragen hat, ist nicht von der Hand zu weisen. Ebensowenig ausgeschlossen ist aber auch, daß siedlungsgeographische Verhältnisse (so wurden vor einiger Zeit bei der Anlage einer neuen Hütte auf der nahen Wurzeralm alte Scherben gefunden, die aber von den Bauern als ihnen wertlos erscheinend wieder weggeworfen wurden) oder alte Verkehrswege, wie sie bei der Nähe des „Salzsteiges" im Bereich der Möglichkeit liegen, aber in allen ihren Einzelheiten erst näher erforscht werden müssen, dabei eine wichtige Rolle gespielt haben. NATURKUNDLICHER BERICHT Von Wilhelm Fr eh Die in den Jahren 1958 und 1959 gemeinsam mit Dr. habil. E. Burgstaller und Förster Werner Kiesenhofer besichtigten Felszeichnungen befinden sich etwa fünf Kilometer östlich des Warschenecks (2386 m), des Südostpfeilers des Toten Gebirges, und ungefähr einen Kilometer südöstlich des Stubwieswipfels in einer etwa 1100 m hoch gelegenen Senke, die im Volksmund den bezeichnenden Namen „Höll" führt. Die Felszeichnungen bieten sich dem Beschauer auf lotrechten oder nahezu lotrecht stehenden Wänden einiger auf verhältnis mäßig engem Raum lagernder Riesenblöcke von 5 bis 20 m Durchmesser dar. Diese Fels blöcke haben sich in der Nacheiszeit vermutlich von den Wänden des Stubwieswipfels gelöst und sind in die karartige Talung südlich dieses Felsberges, die ihre Formung dem Wirken eines eiszeitlichen Lokalgletschers verdankt, gestürzt. Die Mulde, die den Bergsturz aufge fangen hat, ist heute übersät mit größeren und kleineren Felstrümmern; sie ist durch eine wohl eiszeitlich vorgezeichnete, jedoch erst nacheiszeitlich kräftig vertiefte Schlucht, den sogenannten Pichl-Riß, mit dem Talzug verbunden, der vom Paß Pyhrn gegen das Becken von Windischgarsten führt. An einer einzigen Stelle findet sich eine der Felszeichnungen auf anstehendem Gestein, und zwar in dem ursprünglich tektonisch angelegten, später durch Karstverwitterung erweiterten Graben knapp östlich der „Rollenden Lueg"; nächst der Stelle, wo die oberste Teichl nach Querung einer Sumpfwiese versickert. Im Gegensatz zum Warscheneck, dessen Massiv sich in der Hauptsache aus Gesteinen der Trias, vor allem aus dem charakteristisch gebankten Dachsteinkalk aufbaut, finden wir in den Felswänden rund um die erwähnte Senke, die das Riesenblockwerk des Bergsturzes aufgefangen hat, neben dem Dachsteinkalk eine Vielfalt erdgeschichtlich jüngerer Ablagerun gen; hier stoßen wir auf Hierlatzkalk, Radiolarite, Oberalm- und Plassenkalk, also jurassische Sedimente. Letzteres Gestein, der Plassenkalk, baut die Masse des Stubwieswipfels auf; es stellt daher auch den Hauptanteil der Riesenblöcke, die mit Felszeichnungen besetzt sind. Auffallend an diesen Blöcken ist eine eigenartige seichte, aber innerhalb ihres Bereiches intensive Zersetzung der Gesteinsoberfläche, die nicht überall, sondern nur örtlich auftritt und sich in einer deutlichen, mehrere Millimeter tief wirksamen Aufweichung des Gesteins äußert. Diese Entwicklung scheint sich völlig unabhängig von der Exposition der Wände vollzogen zu haben und sich noch zu vollziehen; sie ist ebenso auf sonnseitig wie schattenseitig orientierten Flächen zu beobachten. Es läßt sich auch kein wie irnmer gearteter Zusammen hang zwischen dieser Zersetzung und der inneren Struktur des Gesteins oder einer durch eine Fossilführung bedingte Inhomogenität feststellen. Der ganze Vorgang scheint noch am

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2