OÖ. Heimatblätter 1961, 15. Jahrgang, Heft 2/3

Oberösterreidiische Heimatblätter herab." Zeitlich wird die Tracht von G. Girke in die „Spätlatenezeit" gesetzt, für das Denk mal von Adamklissi selbst wird das Jahr 27 v. Chr. angegeben. Für die Hosentracht der Germanen wird von G. Girke festgestellt, daß, „abgesehen von den Istwäonen, vor dem Jahre 450 nur lange Hosen bei den Germanen" üblich waren, wobei dieses Kleidungsstück auch von den Kelten übernommen wurde®®. Außer den Parallelen mit den inländischen und den norditalischen Felsbildern ergeben sich solche in bedeutendem Maße auch für das westliche Europa, während sich inhaltliche Übereinstimmungen zu dem weitausgedehnten skandinavischen Fundgebiet bisher nur in nicht nennenswertem Ausmaß feststellen ließen. Denn nicht nur, daß sich das Mühlespiel auch auf einem irischen Menhir®® (dort im Zusam menhang mit einem labyrinthischen Liniengefüge) vorfindet, kehrt es auch unter den Fels ritzungen an den altsteinzeitlichen Höhlen in der He de France*" wieder, wo sich neben diesem auch Schachbrett, Kreuz, Raute (mit und ohne Diagonalen), Malzeichen, Dreiund Vierecke und Drei- und Vierstrichkombinationen und Bogen mit betonter Scheitel höhe** finden, wie wir sie als eines der ihrem Erhaltungszustand nach sicherlich ältesten Bilder auch auf den oberösterreichischen Bildfelsen festgestellt haben. Ist es auch unmöglich, Zeitbestimmungen für die Anlage dieser Bilder im Warscheneckgebiet anzugeben, so muß doch auch festgestellt werden, daß trotz ihrer wesentlich anderen Technik in die Gruppe dieser ältesten Eintragungen mit größter Wahrscheinlichkeit auch die Bilder von Rindern (Fels V, XIII) gehören, die diese Tiere mit mächtigem Gehörn wiedergeben und offensichtlich Stiere darstellen. Für das hohe Alter dieser Zeichnungen spricht außer der sehr geringen Höhe über dem Niveau ein Vergleich mit der Galerie der berühmten, sicherlich der Altsteinzeit ungehörigen Stiere unter den Höhlenmalereien in Lascaux*®, in denen diese Tiere (neben Viereck und Dreisproß) wie am Warscheneck noch ungezähmt, ohne Joch und ohne Beziehung zur Jagd dargestellt sind, während die Rinder auf den Fels zeichnungen Skandinaviens und der Val Gamonica in Wagen eingespannt oder bei einem Pfluggang wiedergegeben werden und daher bereits als gezähmt und dem Menschen dienstbar erscheinen. In diesen alten Bereich gehören, zumindest gedanklich, das große „Fadenkreuz" auf Felsen XII A in seiner weltweiten Verbreitung*® wie auch die eigentümV. V. Geramb, Steirisches Trachtenbuch. Bd. I, Graz 1932, 148, Abb. 68; G Girke, Die Tracht der Germanen in der vor- und frühgeschichtlichen Zeit. Leipzig 1922, T, 35, Abb. 1—4; T. 36, Abb. a.; Text S. 27, 42 ff. Atlantis. Jänner 1960, H. 1, 628. Steinmal b. Glencolumbkille. Bandet James, Les Peintres et Gravures de ITle de France. Congres prehistorique de France XIII. Session Paris 1950; M. König, Paläopsychologischer Beitrag zur Kulturanthropologie über die Entwicklung der Kultur im Lichte des archäologischen Fundmaterials. VI. Intern. Kongreß f. Anthropologie und Ethnologie Paris 1960 (Referat, vervielfältigtes maschinengeschriebenes Manuskript). Der Verfasser ist Frau Dr. M. Riem schneider, Leipzig, und Frau Dr. M. König, Saarbrücken, für die Hinweise auf diese bisher kaum bekannten französischen Fundstellen vmd die einschlägige Literatur zu herzlichem Dank verpflichtet. Durch Frau Dr. König konnte er auch die von ihr aufgenommenen Lichtbilder der Zeichen in den Höhlen der Ile de France einsehen. M. König, Paläopsychologischer Beitrag Abb. 1, 3, 4; Bogen mit Scheitelhöhe (Ideogramm am Dolmen der Ile Lonque) Abb. 11, 13; (aus der Allee Couverte des Pierres Plates) Abb. 12, 14. M. König, a. a. O., Abb. 6; H. Kühn, a. a. O., T. 32 (Stier mit Dreisproß). " Die Verwendung des „Fadenkreuzes" als geistige Releestation im Schamanismus oder als Manifestation eines übersinnlichen Wesens bzw. zur Abwehr gefährlicher dämonischer Mächte und schließlich (was im Hinblick auf die Beurteilung des ganzen Fundgeländes in der Holl ebenfalls nicht ganz außer acht zu lassen sein wird) als Ruheplatz der Seelen Verstorbener im rezenten asiatischen Brauchtum (mit schönen Belegen

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2