Buigstaller: Felsbilder und =inschriften im Toten Gebirge gleichen sind vereinzelte Spitzniützenträger zu erkennen, die deutlich aus der Menge der übrigen menschlichen Figuren herausgehoben erscheinen^®. Nach E. Anati und F. Altheim gehört die Hauptmasse der Bilder in der Val Gamonica der Bronze- und Eisenzeit an, doch sind, wie insbesondere Altheim hervorhebt, sämtliche historische Zeiträume, von der Jüngeren Steinzeit bis ins Mittelalter (mit Ausnahme der Zeit der römi schen Herrschaft, für die eine Fundlücke zu bestehen scheint) an der Entstehung der Fels zeichnungen in der Val Gamonica beteiligt. Bei Beschreibung der oberösterreichischen Funde wurden wiederholt „Runen" und „runen artige Zeichen" erwähnt, die in Streulage neben den anderen Felszeichnungen eingeritzt sind. Desgleichen spricht der Exkursionsbericht über den Ofenauerberg von dort aufgefundenen „runenartigen" Zeichen. Daß in der Val Gamonica eine beträchtliche Anzahl von Schrift zeichen dieser Art beobachtet und zum Großteil entziffert wurden, ist durch die umfassenden Untersuchungen von F. Altheim und E. Trautmann bekannt®®; die Funde veranlaßten die beiden Forscher sogar, von hier aus neue Aspekte für den Weg aufzustellen, den die Runen schrift von Oberitalien aus, wo sie ihre unverkennbaren Vorstufen hat®', über Norikum zu den Germanen genommen hat. Die Fragen nun, ob die in Österreich aufgefundenen Zeichen bereits Lautwert oder, was wahrscheinlicher ist, nur Begriffswert oder magischsinnbildhafte Bedeutung haben, ob sie überhaupt einem bestimmten (alpenromanischen, keltischen oder germanischen) Schriftbestand angehören und, wenn ja, ob sie in dem von den beiden Forschern erschlossenen Weg einen neuen Markstein bilden, wird die weitere Untersuchung unserer Zeichen in positiver oder negativer Weise zu entscheiden haben. Ob bei der Entstehung der österreichischen Felsbilder und -zeichen auch germanische Elemente beteiligt waren, die etwa die Tradition einer Vorbevölkerung übernommen und fortgesetzt hätten, bleibt vorderhand offen. Doch ist für die Beurteilung der Zeitlage der einzelnen Eintragungen nicht zu übersehen, daß die Tracht des „Jägers" im Bild vom Ofen auerberg, in der A. Haberlandt die Kleidung eines Bauernburschen aus dem 16. Jahrhundert zu erkennen glaubt (er sieht sogar in der völlig linearen und abstrakten Zeichnung der menschlichen Figur neben dem großen Mühlespiel auf demselben Felsen einen Mann in zeitgleicher Tracht, während man sonst an der Gestalt nicht die geringste Andeutung irgendwelcher Kleidung zu erkennen vermag), weitgehendst mit der Darstellung von gefangenen Germanen auf den Reliefs an der Siegessäule von Adamklissi übereinstimmt. Hier wie dort der gleiche dreieckige „Wetterfleck" zur Bedeckung der Brust und die gestraffte Langhose. V. v. Geramb bildet ein derartiges Relief zur Illustration der frühen Tracht in unserer Heimat in seinem „Steirischen Trachtenbuch" ab, G. Girke, auf dessen trachtenkundliche Untersuchungen der Germanen er sich stützt, beschreibt das Kleidungsstück; „Das Mäntelchen wurde durch einen Schlitz, der nicht in der Mitte, sondern nach einer der langgezogenen spitzen Ecken hin in das Tuch geschnitten war, über den Kopf gezogen und fiel mit der kürzeren Spitze auf die Brust, mit der längeren auf den Rücken Stab mit Kreis (12), Mühlespiel und Schachbrett (58), „Männchen im Turm, bzw. Spielfeld" (13) und E. Anati, a. a. O.: Schachbrett (Bild 16), Reiter mit erhobenen Armen auf Pferd stehend (42), doppelwandige und mehrfach konzentrische Bogen (33, 34, 56). =» E. Süß, a. a. O., Abb. 25, 26. " Siehe Literatur, Anm. 31. " Siehe H. Arntz, Handbuch der Runenkunde. Halle 1935.
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