Oberösterreichisdie Heimatblätter den schönsten und wertvollsten Funden der Nekropole des alten Salzberges am Dürrnberg gehört. Außer den bekannten formalen Ubereinsthnmungen zahlreicher Funde vom Hallstätter und Dürnberger Salzberg beweisen die anthropologischen Untersuchungen der in beiden Gräberfeldern gehobenen Körperreste, über die Doz. Dr. Ä. KJoiber bei der Tagung der Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte am 28. 5. 1960 in Hallein referierte, eine verblüffende, bis in die Einzelheiten gehende Übereinstimmung der Körpermerkmale der urgeschichtlichen Bevölkerung der beiden Gebiete. Grabanlagen und -beigaben am Dürrnberg ordnen ihre Urheber zum Großteil dem kulturellen und ethnischen Bereich des Keltentums zu. Es ist nicht anzunehmen, daß sich die Bevölkerung am Pyhrn, also im Bereich des Warscheneckgebietes und unweit des uralten „Salzsteiges", der, das Tote Gebirge über querend, die Talböden von Aussee und Hinterstoder (Bezirk Kirchdorf) miteinander verbindet®", von der des benachbarten Salzkammergutes und der Salzburger Fundstelle im gleichen Zeitraum wesentlich unterschieden hätte, so daß wir, gestützt auf die Gleichartigkeit eines großen Teiles der Ritzzeichnungen in Oberösterreich und Salzburg, mit einiger Wahr scheinlichkeit annehmen dürfen, daß möglicherweise auch die Zeichner vieler Eintragungen am Warscheneck demselben ethnischen und kulturellen Element angehört haben, womit aber noch nicht erwiesen ist, daß sie auch die Erfinder dieser Zeichen wären. Wir finden gleiche Figuren nämlich auch in anderen Fundgebieten mit großer räumlicher und zeitlicher Streuung. Die nächstgelegene ausländische Fundstelle bildet das weiträumige Gelände der Val Camonica bei Bergamo in Oberitalien®i, wo sich, wie der Verfasser bei Begehung des Gebietes im Sommer 1960 feststellen konnte®®, Kreuze (zum Teil mit Querstrichen an den Balkenenden gleich einigen Zeichen auf Felsen IX in der „Höll")®®, Malzeichen, Vierecke, Dreiecke mit und ohne Schäftung, Pfeilspitzen, Dreisprosse, senkrechte Linien, die in einem ihrer Enden in einen Kreis führen (vgl. die Vorform des I im Christogramm auf Felsen XH A), geschäftete Rauten, „Lebensbäume", Leitern, Fünfsterne, Räder (zum Teil mit Doppelreifen, vergleiche das „Eirund" auf Felsen XIIA und B), hakenförmige Zeichen, Schachbretter und Mühlespiel sowie, sehr beachtlich, eine Art „Männchen im Turm" (Spielfeld, siehe Fels I in der „Höll") und die Figur eines auf dem Pferde aufrecht stehenden Reiters finden, der, wie der eine Reiter auf dem eindrucksvollen Bild auf Felsen XH A, beide Arme emporhebt®^. DesFür den Hinweis auf diesen altbegangenen Handels- und Verkehrsweg ist der Verfasser Herrn Oberrat Dr. Fr. Pfeffer, Linz, zu Dank verpflichtet. F. Altheim und E. Trautmann, Neue Felsbilder aus der Val Camonica. Wörter tmd Sachen, Bd. I, 1938, 12 ff.; dieselben. Vom Ursprung der Runen. Frankfurt a. M., 1939; dieselben, Kimbern und Runen. Unter suchungen zur Ursprungsfrage der Runen. Berlin 1942. E. Süss, Le incisioni rupestri della Valcamonica. Mailand o. J.; E. Anati, La civilisation du Val Camonica. Paris 1960. Der Verfasser hat für die Unterstützvmg bei Begehung des Geländes vor allem den Herren G. Battista, Capo di Ponte, und M. Ksika, Brünn, zu danken. Diese spezielle Kreuzform (bekannt unter dem Namen „Krukenkreuz") veranlaßt manche Betrachter, an zeitliche Zusammenhänge mit dem seinerzeitigen, gleich aussehenden Symbol der „Vaterländischen Sturm scharen" (1934—1938) zu denken. Dagegen sei auf das parallele Vorkommen an spanischen Felsbilderwänden, wo sie zum Teil in Dreiecken wurzeln und als stilisierte menschliche Figuren gedeutet werden (H. Kühn, Die Felsbilder Europas. Stuttgart 1952, T. 75) und auf das Bruchstück einer langobardischen Reliefplatte im Museum Gastelle Sforzesco in Mailand (Besuch durch den Verfasser 1960) verwiesen, wo das Kreuz mit den Schrägstrichen an den Enden neben einem Hirschen angebracht ist, dessen Geweih genauso aus zwei einfachen Balkenkreuzen besteht wie das des gleichen Tieres vor dem Trichter auf Felsen XII B im Bereich der „Höll". Unter den bisher aus der Val Camonica publizierten Bildern finden sich für die unscheinbaren symbolischen Zeichen nur verhältnismäßig wenig Belege, die meisten bei E. Süß, a. a. O.: Leitern (Abb. 7, 12), Rauten (16), Haken (58), Vierecke (außer den zahlreichen schlägelartigen Zeichen, 7), Räder (32, 33, 61), Fünfstern (60),
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