OÖ. Heimatblätter 1961, 15. Jahrgang, Heft 2/3

Burgstaller; Felsbilder und =inschriften im Toten Gebirge Ziehung mit den Funden in der Nockgasse, kulturgeographisch als eine zusammengehörige Einheit betrachtet werden müssen. In allen Bereichen liegen die Fundplätze in beträchtlicher Höhe, die Zeichen selbst jedoch verhältnismäßig niedrig über dem heutigen Niveau. Die Bilder entsprechen einander sowohl in ihrer linearen Ritztechnik wie in ihren Formen. Wir finden hier wie dort Kreuze, Malzeichen, Dreiecke mit und ohne Schäftung, ferner fünf-, sechs- und achtstrahlige Sterne mit und ohne Umrandung, „Bäume", Armbrust (worunter für Salzburg wohl ein gleiches Zeichen zu verstehen ist wie der „geschäftete Bogen", der sich unter den Ritzzeichnungen in der „Höll" oftmals findet) und „Netze", wobei aus den Angaben für Salzburg leider nicht zu erkennen ist, ob es sich dabei um gitter- oder schachbrettartige Zeichen, labyrinthische Linienbündel, Hüpfspielfelder oder Zwei- und Dreifach-Leitern handelt). Besonders hervorzuheben ist die Übereinstimmung so unge wöhnlicher Kombinationen wie die der aus zwei miteinander verbundenen, nach oben und unten gerichteten Dreiecke (s. Fels II, IV in der „Höll"), des Sechseckes mit der eigenartigen Unterteilung (verwandt den eben beschriebenen Doppeldreiecken), des Dreieckes mit einge schriebener zweiter dreieckiger Figur (wie auf Felsen IX in der „Höll") und die Ausstattung mehrerer Zeichen mit den rechts angesetzten, abgewinkelten Füßen, für die sich unter den oberösterreichischen Felsritzungen Belege auf Fels IV (geschäfteter Bogen), XII A („Baum"), XIII (geschäftetes Dreieck) und XIV (Kreuz mit doppeltem Querbalken) finden. So viele Übereinstimmungen können nicht auf einem Zufall beruhen. Hier müssen gleiche Gedanken, gleiche Kulturelemente und aller Wahrscheinlichkeit nach auch ethnische Über einstimmungen der Verfertiger der Zeichen vorliegen. Für die Ermittlung der Zeitstellung zumindest eines Teiles der Salzburger Felsritzungen scheint die Tatsache von Bedeutung, daß sich die Zeichnungen am Dürrnberg an der „Hexenwand" (man beachte den Flurnamen, der auf einer ähnlichen Verfemung des Ortes zu beruhen scheint wie der Name „Höll" am Warscheneck) unmittelbar über „dem bedeutsamsten Gräberfeld am Dürrnberg" befindet^®. Nur wenige Schritte von der Hexenwand entfernt erhob sich, umgeben von vier weiteren Gräbern, „der Hügel des ersten Fürstengrabes", das, 1932 von Prof. Dr. O. Klose geöffnet, unter anderem die berühmte Schnabelkanne barg®'', die, nächst verwandt der schönen Schnabelkanne von Sunzing im oberösterreichischen Landesmuseum in Linz®® und in ihrer Grundform gleich den (Ton) Kannen aus dem Gräberfeld am Salzberg bei Hallstatt®®, zu ®' E. Penninger, Exkursionsführer, herausgegeben anläßlich der Jahrestagung der österr. Arbeitsgemeinschaft f. Ur- imd Frühgeschichte am 26—29. 5. 1960. Hallein-Salzburg 1960, 8. Im Bereich der „Höll" sind bisher keine Andeutimgen für ehem. Begräbnisstätten beobachtet worden. Trotzdem sei, nur um den Gedanken an eine mögliche Kombination in dieser Richtung nicht außer acht zu lassen, angemerkt, daß ein felsiger Waldbereich in immittelbarer Nähe des Felssturzgebietes „Höll" den Flurnamen „Rosental" führt, was sich kaum von den im ganzen Bereich dieses Gebirgsstockes verbreiteten Alpenrosen herleitet, die keineswegs gerade hier eine besondere Blütenpracht entfalten. Vielmehr wird man an die von K. Ranke (Rosengarten, Recht und Totenkult, Hamburg 1950) an zahlreichen Beispielen nachgewiesene Beziehung der „Rosen"- namen zu Totenkult und Begräbnisstätten (a. a. O. 30 flf.), nicht weniger aber auch an das vom gleichen Autor nachgewiesene Vorkommen dieser Namengruppe an Grenzen (95 ff.) erinnert, der unter den gegebenen Umständen an Ort und Stelle noch näher nachzugehen, einer Untersuchung wert sein wird. ®' E. Penninger, a. a. O.; K. Willvonseder, Keltische Kunst in Salzburg. Schriftenreihe d. Salzburger Museums, Nr. 2, herausgegeben von d. Direktion. Salzburg 1960, 16, Abb. 1—3. K. Willvonseder, Oberösterreich in der Urzeit. Wien 1933, 90, Abb. 99. Abb. einer solchen Kanne bei K. Willvonseder, Oberösterreich, 89, Abb. 98, und F. Morton, Hallstatt und die Hallstattzeit. Viertausend Jahre Salzkultur. Hallstatt 1953. T. VH. Eine Karte der Verbreitung der Schnabelkannen in Europa enthält jetzt R. Pittioni, Zum Herkunftsgebiet der Kelten, österr. Akademie der Wissenschaften. 233. Bd., 3. Abt. Wien 1959, T. 1.

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